50 Philipos - Kämpfer, Tröster, Frauenheld

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Schon am frühen Morgen wurde es am Strand lebhaft. Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen liefen die Jungen und Mädchen durcheinander. Es war der letzte Tag, und man hatte noch so viel zu erzählen vergessen. Zu ihrer Aufregung trug auch die bevorstehende Party für ihre Freunde und Verwandten bei. So etwas Hochoffizielles hatten sie noch nicht gemacht.

Der Auftritt vor ihren Familien sorgte für mehr Lampenfieber als das Konzert vor den Fremden. Nikos meinte, sie sollten das Musikprogramm auf eine Stunde zusammenstreichen, damit man mehr Zeit zum Reden hätte, doch die Musiker fanden nichts, was sie weglassen wollten. Als Kompromiss einigten sie sich darauf, einige Stücke nicht so auszudehnen wie am Vortag.

Die Trainingseinheiten wurden durch ungeordnete Raufereien und ein langes Fußballspiel ersetzt, wobei doch etliche fehlten. Die hielten sich lieber in den Dünen auf und bereiteten ihren Abschied vor. Alle Liebespaare, die sich würden trennen müssen, waren sicher, im nächsten Jahr wieder zusammenzusein. Sie liebten sich auf Vorrat, bis es an der Zeit war, zur Party aufzubrechen.

Der Wirt hatte sich an sein Versprechen gehalten. Der gesamte Platz vor der Taverne war für ihre Gäste reserviert, und die Tische auf dem Strand hatte er in einigem Abstand platziert. Die meisten waren besetzt, aber es waren viel weniger Neugierige da als gestern.

An einem der äußersten Tische, ungefähr da, wo am Tag zuvor die Marinefamilien gesessen hatten, versteckte sich der Geheimpolizist in seinem Anglerkostüm hinter einem ungepflegten Stoppelbart. Er beobachtete, wie die Gruppe junger Leute die Gäste begrüßte: es wurde geküsst, umarmt, gelacht, und sein Sohn war mittendrin. Alle setzten sich, und zu seinem Erstaunen erkannte er drei sehr hochrangige Marineoffiziere.

Dass die Professoren aus der Führung der Gruppe da waren, wunderte ihn nicht. Er hatte dafür gesorgt, dass der Hausarrest des Alten Mannes nur gelegentlich kontrolliert wurde. Kurz vor dem Beginn des Konzerts registrierte er, wie der Wirt zu Nikos ging und ihm anscheinend eine gute Nachricht überbrachte.

Sandy freute sich, dass sein Chef mit Frau und Tochter da war. Er stellte sie einigen seiner Freunde vor. Tom und Martin verrieten ihm ihre richtigen Namen und zeigten ihm ihre „Originale". Nikos plauderte angeregt mit seiner Tochter. Anastasia hatte wie ihre Mutter, die in Schweden das Licht der Welt erblickte, hellblonde, lange Haare.

Er musste sich losreißen, als es Zeit für den offiziellen Teil war. Der Professor und seine Familie setzten sich zu seinem Vor-Vorgänger und seiner Frau, die ihnen am Tisch der Band stolz ihre Enkelin mit ihrem Verlobten zeigte. Dann hatten auch Herr und Frau Tsikos die Taverne gefunden. Sie winkten in die Runde und gesellten sich zu Christina und Stephanos.

Nikos stand auf und klopfte mit einem Löffel an sein Glas.

„Liebe Gäste, ich möchte Euch allen danken, dass Ihr gekommen seid, um mit uns unsere Freunde zu verabschieden. Tom, Dave, Martin und Jürgen, wir haben einen spannenden Sommer mit Euch verbracht. Wir sind traurig, dass Ihr fahrt, aber wir freuen uns, dass Ihr wiederkommt. Ich habe noch eine gute Nachricht. Monika hat Post aus Kanada bekommen. Andreas geht's gut. Und Panos hat bei Jannis angerufen. Er möchte nach Agios Andreas ziehen."

Lauter Jubel brach aus, wenn auch nur aufseiten der jungen Leute. Nikos erhob sein Glas:

„Auf Tom, Dave, Martin und Jürgen, auf Andreas und Panos!"

Stephanos übernahm die Antwort. Auch er stand auf:

„Lieber Nikos, im Namen aller Gäste möchte ich mich für die Einladung bedanken. Vor einem Jahr habe ich einen kleinen Jungen vom Flughafen abgeholt, und nun stehe ich hier, und ich sehe keine kleinen Jungen. Ich sehe nur mutige junge Männer und Frauen. Ich danke Euch allen für das, was Ihr getan habt. Wir alle wünschen Euch eine gute Reise, und bitte kommt wieder!"

Die richtigen Leute Band 2: Die Insel der SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt