New York
Erschöpft ließ Tony sich auf das große, mit dunkelrotem lederbezogene, Sofa im Wohnzimmer des Stark Towers fallen. Der Kampf um New York, oder besser gesagt um die ganze Welt, war seit einigen Tagen vorbei. Seitdem verbrachten sie alle ihre Zeit hier. Sie alle, damit waren die Avengers gemeint. Für ihn klang es immer noch gewöhnungsbedürftig, doch er musste zugeben, dass es ein gutes Gefühl war, im Kampf nicht mehr gänzlich allein zu sein. Den Ziegenpeter hatten sie in einem geheimen Stockwerk des Towers in eine Zelle gesperrt. Ein Prototyp der Zelle, wie sie bereits auf dem Helicarrier existiert hatte. Zwar war ursprünglich geplant, dass Thor ihn zurück nach Asgard brachte, doch war es S.H.I.E.L.D, die ihn noch nicht gehen lassen wollten. Erst wollten sie wissen, was es wirklich mit dem Angriff auf sich hatte. Denn davon, dass er "nur" König spielen wollte, waren sie nicht überzeugt.
"Das bringt doch alles nichts", meinte Natascha und unterbrach die unangenehme Stille, die sich zwischen den Anwesenden ausgebreitet hatte. "Egal was wir machen, er redet nicht."
"Oh, der hört gar nicht auf zu reden", widersprach Clint und ließ sich in einen der schwarzen Sessel nieder. "Nur ist es nicht das, was wir wissen wollen." Damit hatte er allerdings recht. Der Gott des Schabernacks schien ihnen momentan allen möglichen Unsinn aufzutischen, schwieg aber, wenn es um seine wahren Absichten ging.
Steve lehnte seinen Schild an die Bar und kam zu ihnen herüber. "Wartet doch ab, vielleicht hat Thor ja heute Glück." Der Donnergott war seit mehr als zwei Stunden unten und redete auf seinen ehemaligen Bruder ein.
"Pff", kam es nun von Tony, der sich jetzt vorlehnte und die Arme auf seinen Beinen abstützte. Er war von Steves Aussage nicht überzeugt. Das Verhältnis zwischen den Geschwistern schien noch nie das Beste gewesen zu sein. Aus welchem Grund sollte sich das also jetzt geändert haben? Ohne weiter etwas zu sagen, stand er auf und ging zur Bar hinüber, um sich ein Glas Whiskey einzuschenken. Es war zum Verzweifeln und langsam waren sie mit ihren Möglichkeiten am Ende. Ewig konnten sie ihn auch nicht hierbehalten. Das wollte Tony auch gar nicht. Schon allein, weil Pepper hier ebenfalls wohnte. Er wollte sie nicht unbedingt in Reichweite dieses Monsters wissen.
Mit einem leisen "Ping" kündigte sich der Aufzug an und kurze Zeit später trat der Donnergott heraus. Ein kurzer Blick genügte, um zu wissen, dass er auch heute kein Glück hatte. Ohne ein Wort ging er zu Tony an die Bar und holte sich ein Bier aus dem kleinen Kühlschrank. Während er ein paar Schluck nahm, beobachtete Natascha ihn genau. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Schlagartig kam ihr eine Idee. Was wenn...
"Eure Mutter", sprach sie den Gedanken sogleich aus und zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Könnte sie nicht zu ihm durchdringen?"
Thor grinste und nickte, jedoch verwandelte sich das Nicken sehr schnell in ein Kopfschütteln. "Du hast zwar recht, doch Mutter liebt ihn. Sie würde ihn sicherlich nicht verraten."
Frustriert ließ Natascha die Schultern hängen und seufzte. Hätte ja klappen können. Wieder legte sich Stille über den Raum und alles was man jetzt hörte, war wie Thor die Flasche leerte. Plötzlich lachte eben dieser los und warf die leere Flasche auf den Boden, wo sie laut zersprang.
"Das ist es!", rief er laut und übertönte Tonys Gemecker über die Scherben. Er freute sich wie ein Kind an Weihnachten.
"Was ist so witzig?", fragte jetzt Natascha und kam zu ihnen hinüber, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.
Ein breites Grinsen zierte jetzt noch das Gesicht des Gottes. "Nun, Mutter würde ihn zwar nie verraten, doch ich denke, es gibt da jemanden, der es tun würde."
Noch bevor die anderen Avengers reagieren konnten, machte Thor sich auf den Weg nach Asgard. Er hoffte inständig, dass er mit seiner Theorie Recht hatte. Immerhin war es ihre letzte Hoffnung, bevor sie mit ihren Ideen endgültig am Ende waren. Nun gut, Clint hatte eine Folterung schon seit Beginn des Auftrags vorgeschlagen, doch das konnte Thor auf keinen Fall zulassen. Selbst wenn noch jemand der Avengers dafür gewesen wäre.
Jetzt musste er nur noch nach Hause und möglichst überzeugend sein.
Derweilen beschlossen die anderen, jetzt nicht auf den Gott zu warten und lösten das kleine Grüppchen auf. Tony stellte sein Glas zurück auf die Bar und machte sich zu Bruce ins Labor, während die übrigen sich in die Gästezimmer zurückzogen, die Tony für sie bereitgestellt hatte.
Jarvis kündigte einige Stunden später Thors Ankunft im Stark Tower an. Stirnrunzelnd sah Tony Bruce an und nickte kurz mit dem Kopf, damit dieser ihm folgte. Zusammen ließen sie alles stehen und liegen und verließen das Labor. Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Tony die Treppe hinauf. Im Wohnzimmer schienen die anderen, also Natasha, Clint und Steve, bereits auf die beiden zu warten. Romanoff war vermutlich gerade dabei gewesen zu gehen, denn sie zog ihre Lederjacke aus und warf sie griffbereit über die Rückenlehne eines Sessels.
Keine Sekunde später ertönte ein leises Ping und die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Lächelnd trat der Donnergott zu ihnen, was bei Tony für Irritation sorgte. Denn er kam nicht drum herum, zu bemerken, dass der Gott allein war. Also hatte er kein Glück gehabt.
Resignation machte sich unter den Anwesenden breit und von Natasha konnte man ein leises Seufzen vernehmen. Wer konnte es ihr auch verdenken. Jedem von ihnen ging es gewaltig an die Nerven, hier mit Loki einfach nicht weiterzukommen. Gerade wollte sie wieder ihre Jacke nehmen und verschwinden, da bemerkte sie eine kleine Schnittwunde an Thors Wange.
"Alles okay?", wollte sie von ihm wissen und kam einen Schritt näher. Natürlich wusste sie, dass so ein kleiner Schnitt für den Gott nichts Schlimmes war. Doch sorgte es für Verwirrung, denn sie war sich sicher, dass dieser vor ein paar Stunden noch nicht da gewesen war. Und wer sollte ihn auf Asgard angreifen?
Thor nickte und fuhr sich mit zwei Fingern über die Wunde, so als hätte er es gar nicht wirklich mitbekommen. "Es ist nichts, nur ein kleiner Preis für meinen Erfolg."
"Wie können wir das verstehen?" Tony ließ sich auf der Couch nieder und sah ihn ungeduldig an. Er hasste es, wenn man anderen immer erst alles aus der Nase ziehen musste. Besonders, wenn es so wichtig war, wie das jetzt.
"Es kostete mich einiges an Überzeugung", begann Thor grinsend und legte seinen Hammer auf einem kleinen Beistelltisch ab, "aber ich habe jemanden gefunden und wir dürften gleich Besuch bekommen." Er ging zur Couch hinüber und ließ sich ebenfalls fallen.
Erleichterung machte sich bei den Avengers breit. Das waren wirklich einmal gute Neuigkeiten. Steve fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und fragte dann: "Wann?"
Kurz musste Thor überlegen und zuckte schließlich mit den Schultern. "Eine Stunde eurer Zeitrechnung vielleicht."
"Dann bin ich nochmal unten", meinte Clint und steuerte den Aufzug an, um zum Trainingsraum zu gelangen. "Sagt Bescheid, wenn es soweit ist."
"Warte!" Natasha schnappte sich ihre Jacke und eilte hinterher. "Ich komm mit."
"Fein", meinte Tony und klatschte einmal in die Hände, bevor er sich wieder erhob. Bruce folgte ihm schweigend wieder nach unten ins Labor.
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Liebe ist ein Dolch *Loki FF*
Fanfiction-- Marvel/Loki -- Wenn das Leben einem Steine in den Weg legt, können selbst die besten Beziehungen daran zerbrechen. Egal, wie groß die Liebe auch gewesen sein mag. Doch konnte es eine zweite Chance geben? Würden sie die Probleme lösen können und e...