Kapitel 14

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Asgard


Odin stand am Geländer einer Anhöhe und sah den Kriegern Asgards beim Training zu. Er war zufrieden mit dem, was er da vor sich sah. Es waren gute Kämpfer, perfekt ausgebildet, ihre Heimat zu beschützen, wenn es darauf ankommen sollte. Er lächelte leicht, als er seinen Sohn zu sich kommen sah.

Mit beiden Händen lehnte er sich gegen das steinerne Geländer. "Ist Vanaheim gesichert?", wollte er von Thor wissen, der anscheinend eben erst zurück aus der Schlacht war.

"Ja. Doch mit dir als Anführer hätten wir den Sieg schneller errungen."

"Du musst denken, ich wäre ein Bär, so sehr schmierst du mir Honig um den Bart", meinte der alte König und kam um ein Lächeln nicht drum herum. Auch wenn er es wahrscheinlich nie zugeben würde, so war er stolz darauf, was aus seinem Sohn geworden war. Es erfüllte ihn mit Zufriedenheit, zu wissen, dass dieser eines nicht mehr allzu fernen Tages sein Vermächtnis antreten würde.

"Das war nicht meine Absicht." Thor musste leise lachen, denn genau das war es eigentlich gewesen. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, welche Worte ihn erfreuen würden.

"Alles ist in Ordnung", sprach Odin und wandte sich seinem Sohn ein wenig zu, "abgesehen von deinem verwirrten Herzen."

"Es geht hier nicht um Jane, Vater." Thor überlegte fieberhaft, wie er das Gespräch in eine andere Richtung lenken konnte. Denn das war ein Thema, über das er am wenigsten mit seinem Vater reden wollte. Er würde es so oder so niemals verstehen, da war er sich sicher.

"Menschenleben sind vergänglich. Sie sind nichts", ließ Odin nicht davon ab. Thor wusste nur zu gut, woher Loki seine geringe Meinung über die Menschen hatte. "Dir ist besser mit dem gedient, was vor dir liegt."

Thor brauchte gar nicht in die Richtung schauen, die sein Vater ihm zeigte, um zu wissen, dass er Lady Sif erblicken würde. Der Allvater hatte schon immer einen Narren an der jungen Kriegerin gefressen, die für den Donnergott nie mehr als eine gute Freundin sein würde.

"Und das sage ich dir nicht als Allvater, sondern als dein Vater." Mit diesen Worten ließ der König ihn allein.


Midgard

Däumchen drehen wäre vielleicht eine spannendere Beschäftigung gewesen, dachte sich Eldrid, als sie einmal wieder alle ihr zugänglichen Räume abschritt, in der Hoffnung, irgendeine Aufgabe zu finden. Denn das war etwas, über das sie sich bis jetzt keine Gedanken gemacht hatte. Sie befand sich auf Midgard, die Erde, wie man sie hier nannte, und hatte keinerlei Ahnung, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte. Mehrere Tage waren bereits vergangen, seitdem Thor und Loki nach Asgard aufgebrochen sind. Schon allein der Gedanke daran versetzte ihrem Herzen einen Stich. Sie wagte es nicht, überhaupt zu hoffen, ihn je wiederzusehen. Jedoch war sie sich auch nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Noch saß der Schmerz zu tief. Natürlich war es von Anfang an riskant gewesen, sich überhaupt mehr zu erhoffen und jetzt musste sie irgendwie mit den Konsequenzen leben.

Eldrid seufzte und ging schließlich in ihr Zimmer. Ohne groß darüber nachzudenken oder auch nur jemanden in Kenntnis zu setzen, schnappte sie sich ihre kleine Handtasche und machte sich schließlich auf den Weg. Wohin genau wusste sie zwar noch nicht, aber sie musste definitiv raus aus dem Tower. Bis jetzt war sie noch nie wirklich allein in der Stadt unterwegs gewesen. Und es wurde definitiv Zeit, dass sie das nachholte. Kaum hatte sie den Entschluss gefasst, stand sie auch schon wenige Minuten später in der großen Empfangshalle des Gebäudes und blickte, in einigen Metern Abstand, durch die gläsernen Türen nach draußen. Einige Angestellte, wie zum Beispiel Reinigungspersonal oder Sicherheitsmänner, warfen ihr skeptische Blicke zu, die sie zu ignorieren versuchte.

Liebe ist ein Dolch *Loki FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt