Asgard
Als Eldrid auf dem Pferd das Anwesen ihrer Eltern verließ, war die Luft erfüllt vom Rauch der Explosionen und immer wieder musste sie herunterfallenden Trümmerteilen ausweichen. Keuchend warf sie einen kurzen Blick nach hinten und sah eines der fremden Raumschiffe in ein Gebäude krachen. Innerlich hoffte sie, dass die Verluste sich gering halten würden, doch wirklich gut sah es nicht aus. Sie spornte ihr Pferd noch ein wenig mehr an, trieb es immer weiter. Das Kraftfeld, welches angefangen hatte, sich um den Palast aufzubauen, fiel mit einem Mal wieder in sich zusammen.
Was zur Hölle war da los? Eldrid schüttelte den Kopf, um eine Haarsträhne los zu werden, die sich in ihrem Gesicht verirrt hatte. Es schien ihr wie eine Ewigkeit vorzukommen, die sie durch die Stadt brauchte. Langsamer wurde sie aber nicht. Nicht bis sie am großen Haupttor ankam. Ruckartig brachte sie das Tier unter sich zum Stehen und sprang fast im selben Moment von dessen Rücken. Hastig sah sie sich um. Von einem Kampf war hier nicht wirklich viel zu sehen, außer ein paar gefallene Krieger Asgards und einige der Eindringlinge.
Eldrid ging zu einem der am Boden liegenden Soldaten, schnappte sich Pfeil und Bogen, er würde es ja eh nicht mehr brauchen, und machte sich in den Palast. Die Tasche mit ihren Habseligkeiten schnürte sie sich auf den Rücken und spannte einen Pfeil in den Bogen. Sie konnte nicht besonders gut schießen, doch zur Selbstverteidigung reichte es alle mal. Hochkonzentriert lief sie durch die hohen Gänge und eilte ein paar Treppen hinauf. Die umliegenden Trümmer machten es ihr nicht gerade einfach, schnell voranzukommen.
Im Thronsaal stieß sie schließlich auf die ersten lebendigen Asen. Doch sie waren nicht allein. Eines der feindlichen Raumschiffe hatte eine Bruchlandung mitten im Saal hingelegt und ließ nun die Kämpfer im Inneren frei. Instinktiv spannte Eldrid den Bogen ein wenig mehr und entließ schließlich den Pfeil. Er traf sein Ziel zwar nicht wie erhofft im Kopf, sondern in der Schulter, doch schaffte das einem der Asenkrieger die Möglichkeit zum Angriff. Schnell spannte sie den nächsten Pfeil ein und feuerte ihn ab. Dieses Mal traf sie ein Bein. Doch ihr Ziel zeigte sich davon nicht sonderlich beeindruckt, sondern feuerte ohne Zögern mit seiner Waffe eine rote, feuerähnliche Kugel auf sie ab. Gerade so konnte Eldrid sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen.
Die Kämpfer um sie herum fielen wie die Fliegen, auch wenn sie einige der Dunkelelfen mit sich in den Tod rissen. Doch es war bei weitem nicht genug, wie die junge Frau feststellen musste. Das Atmen fiel ihr durch den ganzen Rauch mittlerweile recht schwer und Eldrid lehnte sich an eine der Säulen am Rande des Thronsaals. Aus dem Schatten heraus konnte sie beobachten, wie einer der Dunkelelfen zielstrebig an den anderen vorbeilief. Anscheinend mit einem anderen Ziel, verließ er den Saal, doch nicht ohne vorher den königlichen Thron komplett zu zerstören.
Eldrid drückte sich fest an die Säule und hoffte darauf, unentdeckt zu bleiben. Wenn nicht einmal die Soldaten eine Chance hatten, was blieb ihr dann groß übrig?
Erleichterung überkam sie, als sie sah, wie Odin mit Lady Sif und einigen Soldaten den Saal betraten. Die Krieger, die bereits tapfer gekämpft hatten, lagen mittlerweile alle ausnahmslos tot auf dem sonst so prachtvollen Boden.
"Mein König", hauchte Eldrid und kam ein paar Schritte aus ihrem Versteck. Ein paar Meter vor ihm kam sie zum Stehen und verneigte sich.
"Lady Eldrid?" Der Allvater schien ziemlich überrascht zu sein, sie hier zu sehen, doch was anderes war auch nicht anzunehmen. "Was habt Ihr hier zu suchen? Das ist sicherlich im Moment nicht der richtige Ort für Euch."
"Verzeiht mir, mein König", erwiderte Eldrid, den Kopf gesenkt. "Ich wollte nu-"
Odin sah sich im Palast um und hob eine Hand, als Zeichen für sie zu Schweigen. Es war, als würde er etwas suchen. Oder jemanden?
Kaum hörbar kam das Wort über die Lippen des alten Königs. "Frigga", hauchte er und Eldrid verstand sofort. Natürlich machte er sich Sorgen um seine Frau. Die Dunkelelfen würden vor ihr sicherlich nicht Halt machen.
Ohne ein weiteres Wort stürmte der Allvater los, die Soldaten folgten ihm wortlos. Auch Lady Sif machte sich dran, sich der Truppe wieder anzuschließen. Kurz sah sich Eldrid im Thronsaal um und entschied sich dann dafür, es ihr gleich zu tun. Wahrscheinlich war sie sicherer, wenn sie in der Nähe des Königs blieb, als hier allein zu warten.
"Wisst Ihr wo Jane ist? Thors Freundin?", wollte Eldrid von der Kriegerin wissen, erntete jedoch ein genervtes Augenrollen.
"Die Menschenfrau ist bei der Königin." Abfälliger, als Sif das Wort Menschenfrau gerade betonte, hätte es selbst Loki nicht hinbekommen.
Eldrid schüttelte leicht den Kopf. Sie wusste, so wie eigentlich jeder, dass Lady Sif eine Schwäche für den Thronfolger hatte. Doch das war ihrer Meinung nach noch lange keine Rechtfertigung dafür, so über Jane zu sprechen. Vielleicht sah sie das auch nur so, weil sie die junge Wissenschaftlerin mittlerweile selbst als Freundin betrachtete.
Es fiel ihr recht schwer, mit dem schnellen Schritt der Truppe mitzuhalten, die sich auf den Weg zu den Gemächern der Königin machten. Sie waren noch nicht ganz angekommen, als sie bereits laute Schreie und Donnergrollen hörten, die ohne Zweifel ihren Ursprung in den Räumen Friggas hatten.
"Bleibt hier", wies der Allvater die Soldaten an, bevor er durch die Tür schritt.
Die darauf folgenden Minuten schienen die längsten in Eldrids Leben zu sein. Ein wenig unschlüssig blickte sie in die Gesichter der Asen, die mit ihr vor der Tür warteten. Doch wie lange sollten sie hier noch stehen? Was, wenn sie Hilfe brauchen?
Sifs Rufe ignorierend, eilte Eldrid in den Raum. Geschockt blieb sie einige Meter später stehen, als sie die Szenerie wahrnahm, die sich vor ihr abspielte. Ohne es mitzubekommen, ließ sie den Bogen neben sich herunterfallen. Die Königin lag am Boden und wurde sanft von ihrem Gatten im Arm gehalten. Thor und Jane, den Tränen nahe, konnten nur zusehen, wie der Allvater Abschied nahm.
Das war doch nicht Real, oder? Das konnte einfach nicht wahr sein. Eldrid weigerte sich, das zu glauben. Taumelnd lief sie auf die Frau zu, die ihr in den letzten Jahrzehnten wie eine zweite Mutter war. Die sie sofort aufgenommen und ins Herz geschlossen hatte, als Loki sie miteinander bekannt machte. Die Frau, die für sie in der schwersten Zeit ihres Lebens da war, während ihre eigene Mutter es nicht für nötig hielt, ihr Trost zu spenden.
Eldrid hatte sie fast schon erreicht, als sie es bemerkte. "Sie atmet noch."
Odin sah kaum zu ihr auf, dennoch bemerkte sie die Tränen in seinen Augen. "Sie stirbt."
Diese zwei Worte, so leise sie auch waren, brachten ihr Herz fast zum Brechen. "Nein." Sie schüttelte so stark den Kopf, dass ihre Haare wild umherflogen. Es war ihr egal, dass sie hier gerade ihrem König wiedersprach, etwas was sie nie zuvor gewagt hatte. Zitternd gaben ihre Beine unter ihr nach und sie fiel neben dem Königspaar auf die Knie. "Sie muss in die Heilkammer. Sofort." Fast schon flehend sah sie zu Thor. Warum half er denn nicht? Lag ihm denn nichts an der Genesung seiner eigenen Mutter?
Der Prinz jedoch schüttelte nur den Kopf. "Die Kammer und die Seelenschmiede sind vollständig zerstört. Die meisten unserer Heiler mussten den Angriff mit ihrem Leben bezahlen", sprach er, seine Stimme schien brüchig und rau. Es war, als müsste er sich doch sehr zusammenreißen. Verständlicherweise.
Die Gedanken rasten in Eldrids Kopf nur hin und her. Sie konnte doch jetzt nicht tatenlos dabei zusehen, wie Frigga starb. Kurzer Hand fasste sie einen Entschluss und atmete tief durch, um sich wenigstens ein bisschen zu beruhigen, bevor sie sprach.
"Tragt die Königin in ihr Bett und holt dann die verbliebenen Heiler, sowie alles, was ihr sonst noch auftreiben könnt. Ich werde sie nicht einfach so sterben lassen."
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Liebe ist ein Dolch *Loki FF*
Fanfiction-- Marvel/Loki -- Wenn das Leben einem Steine in den Weg legt, können selbst die besten Beziehungen daran zerbrechen. Egal, wie groß die Liebe auch gewesen sein mag. Doch konnte es eine zweite Chance geben? Würden sie die Probleme lösen können und e...