Kapitel 44

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Plymouth


Heute...

Eldrid schreckt auf, als leise Stimmen an ihr Ohr drangen. Ein wenig orientierungslos sah sie sich in der spärlich eingerichteten Wohnküche um und setzte sich hin. Wieder eine Stimme, eindeutig weiblich, dachte sie sich und kratzte sich verwirrt am Kopf. Ihr Blick richtete sich auf ihre Wohnungstür, hinter welcher sie den Ursprung der leisen Unterhaltung ausmachen konnte.

Grummelnd rappelte sie sich auf und tapste zu dem alten Holz hinüber. Gerade, als Eldrid die Hand auf die Türklinke legen wollte, hörte sie Lokis Stimme. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Damit hatte sie gewiss nicht gerechnet. Die Brünette schluckte. Um ehrlich zu sein, war sie wirklich davon ausgegangen, dass er das Weite gesucht hatte. Doch wer war da bei ihm?, fragte sie sich und trat wieder einen Schritt zur Tür. Ganz vorsichtig stützte sie sich mit beiden Händen ab und legte ihr Ohr ans Holz. Stirnrunzelnd versuchte sie die andere Person einzuordnen, bis es ihr schließlich wie Schuppen von den Augen fiel.

Shirley.

Bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, drehte sie den kleinen Schlüssel im Schloss herum und riss die Wohnungstür auf.

„Shirley!", rief sie zur Begrüßung und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Die ältere Dame stand zusammen mit dem Gott des Schabernacks vor ihrer Tür und schien sich ganz prächtig mit diesem zu verstehen.

„Oh meine Liebe, Sie sind ja doch Daheim", erwiderte die Rentnerin und zog kaum merklich eine Augenbraue hoch. „Der junge Mann hier hat schon auf Sie gewartet."

Eldrids Blick glitt zu „dem jungen Mann", der nur auf seine eigenen Füße starren und grinsen konnte. Doch das Grinsen würde ihm noch vergehen, schwor sie sich.

„Ich habe eben noch geschlafen", murmelte sie und sah zwischen den beiden hin und her. „Aber danke, dass Sie ihm Gesellschaft geleistet haben."

„Einen wirklich netten jungen Mann haben Sie da", entgegnete Shirley und tätschelte dem Gott den Arm. Meine Güte, sie schien ja völlig angetan von ihm zu sein. Was zum Teufel hatte er ihr erzählt?

„Danke", raunte Eldrid. Ja, Loki konnte wirklich nett sein, wenn er wollte und es ihn weiterbrachte. Doch er hatte auch noch eine ganz andere Seite, wie sie nur zu gut wusste. Schneller als der Eisriese gucken konnte, hatte Eldrid ihm am Handgelenk gepackt und in ihre Wohnung gezerrt. Shirley schaute den beiden schmunzelnd hinterher, ehe sie sich wieder nach unten begab.

Die Asin knallte die Tür ins Schloss und lauschte einen Moment den Schritten der älteren Menschenfrau. Als sie sich sicher war, dass diese sich auch wirklich außer Hörweite befand, stellte sie sich gerade hin und atmete tief durch.

„Reizende Dame", ertönte es belustigt vom Gott des Schabernacks und Eldrid versteifte sich. Das hatte sie bei ihrer kleinen Aktion eben nicht bedacht. Es war eher eine automatische Reaktion gewesen. Mit Daumen und Zeigefinger rieb sie sich kurz die Augen, ehe sie sich zu ihrem ehemaligen Verlobten umdrehte.

Ein zaghaftes Lächeln zierte seinen sinnlichen Mund und für die Dauer eines Atemzugs wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ihm schien es genauso zu ergehen, denn er sah flüchtig auf den Boden, ehe seine Augen die ihren wieder erfassten. In diesem Moment wollte ihr das Herz erneut brechen. Sie wusste, dass sie ihn nicht ändern konnte. Bei Odin, sie hatte es in der Vergangenheit mehr als ein Mal versucht. Eldrid glaubte auch nicht daran, dass es jetzt der Fall sein könnte. Und dennoch, sie würde ihm diese Chance geben, um die er sie gebeten hatte. Würde sich anhören, was er zu sagen hatte, auch wenn sie sich nie sicher sein würde, dass es auch der Wahrheit entsprach.

Liebe ist ein Dolch *Loki FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt