Kapitel 20

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Asgard


Drei Tage nach dem Angriff vergingen. Eldrid hatte kaum geschlafen und sie spürte, wie ihre Kräfte schwinden. Doch sie wollte nicht aufgeben. Noch nicht. Die Wunde, die der Königin zugefügt wurde, war bereits am ersten Tag versorgt worden, doch nun schien sie sich in einer Art Koma zu befinden. Seit gestern lag sie in der neu errichteten Heilkammer und alle versuchten sie möglichst am Leben zu erhalten. Leider konnte die Seelenschmiede bis jetzt nicht wiederhergestellt werden und somit standen die Chancen nicht sonderlich gut. Der Allvater hatte sie seit dem nicht einmal besucht, sondern lief Tag ein Tag aus vor seinem zerstörten Thron auf und ab und schien nur so auf die Nachricht zu warten, dass sie versagt haben. Thor kam jeden Tag für mehrere Stunden vorbei und saß einfach nur an ihrem Bett. Er redete mit ihr und hoffte, sie würde wieder aufwachen.

Auch jetzt war er wieder da und sah Eldrid dabei zu, wie sie den Verband wechselte. Sie konnte sich nur mühsam vorstellen, wie es für ihn sein musste. Eine so starke Frau, wie Frigga es war, hier liegen zu sehen und nichts weiter tun zu können als abzuwarten. Ohne es zu wollen glitten ihre Gedanken zu seinem Bruder, etwas, was sie die letzten Tage bewusst vermieden hatte.

"Wie geht es ihm?", fragte sie und durchbrach damit das Schweigen, welches sich seit Tagen zwischen ihnen aufgebaut hatte.

Thor sah zu ihr auf und seufzte, als sie mit ihrer Arbeit fertig war und die Königin wieder ein wenig zudeckte. "Ich weiß es nicht", gab er ehrlich zu und fuhr sich mit einer Hand durch die langen Haare.

"Weiß er es?" Eldrid wies nickend auf Frigga, die fast schon friedlich da lag.

Der Donnergott zuckte mit den Schultern. "Vater hat eine Wache zu ihm geschickt, um ihn von dem Angriff zu unterrichten."

"Er konnte es ihm nicht mal selbst sagen?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Nicht einmal jetzt konnte er friedlich mit ihm reden. Dabei sollten sie als Familie doch zusammenhalten. Frigga hätte es sicher so gewollt. "Was habt ihr jetzt vor?" Sie wusste, dass es sie eigentlich nichts anging, aber dennoch interessierte es sie.

"Vater ist blind in seiner Wut und scheint nur so darauf zu warten, dass die Dunkelelfen wieder zurückkommen."

"Das ist Irrsinn", fiel sie ihm ins Wort und warf ihm gleich einen entschuldigenden Blick zu.

"Ich gebe dir recht." Thor stand auf und sie konnte seinen ernsten Gesichtsausdruck sehen. Es gefiel ihr nicht. "Ich habe vor, Malekith zu verfolgen."

"Das ist genauso irrsinnig", wieder fiel sie ihm ins Wort. Es schien, als hätten ihre Manieren sie verlassen, seit sie nach Asgard zurückgekehrt ist.

Bevor einer der Beiden etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und einer der Wachen trat in das Zimmer. Kurz sah er zwischen Eldrid und dem Prinzen hin und her, bevor er zum Sprechen ansetzte. "Mein Prinz. Ich bin gekommen, um Euch mitzuteilen, dass der Allvater Euren Gast zum Verließ hat bringen lassen."

Mit wutverzerrtem Gesicht stapfte Thor an der jungen Asin vorbei nach draußen, dicht gefolgt vom Wachmann. Am liebsten würde Eldrid ihm hinterher gehen, doch entschied sich dagegen. Sie hatte sich jetzt schon oft genug in Sachen eingemischt, die sie nichts angingen und sie sollte die Freundlichkeit der Königsfamilie nicht überstrapazieren. Abgesehen davon hatte sie auch noch eine Patientin, um die sie sich kümmern musste und das war jetzt ihre oberste Priorität.



"Ihr solltet Euch ausruhen."

Erschrocken richtete Eldrid sich auf. Sie saß seit ungefähr zwei Stunden an einem Tisch in der Heilkammer, den Kopf in ein Buch gesteckt und suchte nach weiteren Möglichkeiten, der Königin zu helfen. Die letzte halbe Stunde hatte sie mehr oder weniger träumend verbracht, den Kopf auf ihrer Hand abgestützt. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass jemand den Raum betreten hatte.

"Wann habt Ihr das letzte Mal geschlafen?" Fandral zog mit der Frage ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Irritiert sah die Brünette ihn an. "Was macht Ihr hier?", wollte sie wissen, ohne auf seine Frage einzugehen. Sie hatte den Krieger seit ihrer Trennung von Loki und ihrem Auszug aus dem Palast nicht mehr gesehen.

Der Blonde grinste. "Euch hier rausholen. Nennt es von mir aus einen kleinen Wachwechsel."

Erst jetzt bemerkte Eldrid die zwei Frauen, die hinter ihm standen. Es waren zwei der Heilerinnen. Eldrid kannte sie flüchtig, sie waren den ersten Tag dabei, als Friggas Wunde versorgt wurde. Langsam schüttelte sie den Kopf. "Ich kann sie nicht allein lassen."

"Sie wird nicht allein sein", sprach der Krieger. In seiner Stimme konnte man erkennen, dass er keine weiteren Widerworte mehr dulden würde. "Es ist niemanden geholfen, wenn Ihr Euch so verausgabt, dass Ihr Euch am besten gleich daneben legen könnt."

Da musste sie ihm allerdings zustimmen, auch wenn es ihr schwer fiel. Doch er hatte nunmehr recht. Sie konnte sich ja kaum noch auf die Wörter in dem Buch konzentrieren, welchen Nutzen hatte sie dann noch?

"Kommt mit", sprach er, als sie aufstand und er seinen Arm anbot. "Besorgen wir Euch etwas zu Essen und dann bringe ich Euch nach Hause."

Dankbar nahm sie seinen Arm an und spürte schon nach ein paar Schritten, wie ausgelaugt sie war. Schweigend ließ sie sich von ihm aus dem Palast führen. Erst jetzt realisierte sie, dass sich bereits die Nacht über Asgard gelegt hatte. Kaum einer befand sich noch auf den Straßen und hier und da brannten noch ein paar Kerzen. Es war fast schon friedlich und einen Moment lang konnte man in die Versuchung kommen, zu vergessen, was sich vor ein paar Tagen hier ereignet hatte. Vorausgesetzt man blendete die Trümmer und den Rauchgeruch aus, der immer noch über der Stadt lag.

"Lasst uns hier reingehen", durchbrach Fandrals Stimme das Schweigen und ohne Widerworte ließ sie sich in ein kleines Gasthaus unweit des Palastes führen.

Im Inneren brannten die Kerzen der Kronleuchter und warfen ein sanftes Licht nach unten. Eldrid fiel gleich auf, dass es ungewöhnlich leer war. Normalerweise waren die Gasthäuser um die Uhrzeit immer gut besucht.

"Fandral!", ertönte es aus einer Ecke, kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Eldrids Blick fiel auf die einzigen Gäste im Raum. Thor saß mit seinen anderen zwei Freunden an einem Tisch im hinteren Teil des Raumes, während Heimdall hinter ihnen an der Wand lehnte. Prompt steuerte ihr Begleiter die kleine Gruppe an.

"Es ist gut, dass du hier bist", sprach Thor, der nach seinem Freund gerufen hatte. "Lady Eldrid, ich habe dich hier gar nicht erwartet. Setz dich doch zu uns."

Ein wenig unwohl setzte sie sich auf den Stuhl, auf den Thor zeigte. Sie hatte keine Ahnung, was das alles hier zu bedeuten hatte. Doch vermutlich würde sie das nur allzu bald herausfinden.

"Die letzten Tage waren für uns alle nicht einfach. Und sie werden noch viel schwerer werden, wenn wir jetzt nichts unternehmen. Doch es gibt keinen anderen Weg." Der Blick des Prinzen fiel auf Eldrid. "Ich weiß, du hast mit all dem nichts zu tun, doch es ist gut, dass du ebenfalls dabei bist, zu hören, was ich nun sagen werde."

Thor lehnte sich nach vorne und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab, bevor er jeden einzelnen von ihnen ansah. "Worum ich euch jetzt bitte, ist Hochverrat. Erfolg wird uns in die Verbannung führen und Scheitern in den Tod. Malekith wusste, dass der Äther hier ist. Er spürt seine Macht. Wenn wir nichts tun, wird er kommen. Doch dieses Mal wird er Asgard in Schutt und Asche legen. Wir müssen Jane fortbringen."

"Der Bifröst ist geschlossen und der Tesserakt weggesperrt", warf Sif ein, die neben Eldrid saß. Es schien nicht so, als wäre sie dem abgeneigt, was Thor verlangte. Sie konnte es selbst nachvollziehen. Der Allvater war Blind in seiner Wut und würde vermutlich alle mit sich in den Abgrund reißen, nur um seine Rache zu bekommen.

"Es gibt auch andere Wege aus Asgard, die nur wenige kennen", gab Heimdall von seinem Platz aus zu bedenken. Eldrid beschlich bei seinen Worten ein ungutes Gefühl.

"Nur ein einziger", bestätigte Thor ihre Vermutung.

Die Anwesenden sahen sich gegenseitig an. "Nein", kam es fast zeitgleich von Volstagg und ihr. Das konnte jetzt wirklich nicht Thors Ernst sein.

"Wir haben keine andere Wahl."

"Wenn das so ist, sind wir alle verloren", murmelte Eldrid und sie wusste, dass der Donnergott sie verstanden hatte. Nicht, dass sie nichts von Loki hielt. Doch konnte man ihm wirklich noch vertrauen?

Liebe ist ein Dolch *Loki FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt