New York
Ganze drei Stunden vergingen, bis Jarvis endlich Besuch ankündigte und Thor sich auf den Weg in die Lobby machte, um diesen abzuholen. Die anderen Avengers versammelten sich in der Zwischenzeit wieder einmal im Wohnzimmer und warteten gespannt ab. Jeder von ihnen stellte sich insgeheim dieselbe Frage. Wer war es nur, der Loki vielleicht zum Reden bringen würde?
"Was, wenn es wieder nicht klappt?", gab Steve zu Bedenken und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Bar.
"Dann versuchen wir etwas anderes", erwiderte Natasha und wischte sich mit einem kleinen Handtuch übers Gesicht. Clint und sie kamen ohne Umwege aus dem Trainingsraum und waren daher noch ziemlich verschwitzt.
"Oh nein", warf Tony ein und hob den Zeigefinger der Hand, die gerade mal wieder ein Glas festhielt. "Wenn das nicht klappt, dann fliegt er raus. Nach Asgard. In die Hölle selbst. Mir egal."
"Das wird S.H.I.E.L.D. nicht gefallen", murmelte Natasha mehr zu sich selbst, aber Tony hörte es dennoch.
"Mir völlig egal, was diese Men in Black denken. Ich spiele nicht weiter Kindermädchen für außerirdische Terroristen", erwiderte er und knallte sein Glas auf den Tresen der Bar.
Bevor auch nur irgendjemand widersprechen konnte, kündigte sich der Fahrstuhl mit einem kleinen Ping an. Gespannt beobachteten sie, wie die Tür des Aufzugs aufging und Thor in Begleitung einer jungen Frau hinaus trat. Sie trug ein wunderschönes, vermutlich für Asgard typisches, Kleid und offene lange, braune Haare.
Den Kopf stolz erhoben, lief sie hinter ihm her, wie die Königin persönlich. Ihr Blick hatte etwas Stechendes, als sie die versammelten Avengers betrachtete. Man sah ihr an, dass sie sich etwas Besseres vorstellen konnte, als jetzt hier zu sein und diesen Menschen bei ihrem kleinen Problem zu helfen.
Thor jedoch grinste, als würde er von all dem überhaupt nichts mitbekommen, oder es war ihm einfach egal. "Meine Freunde! Wenn ich euch vorstellen darf... Lady Eldrid von Asgard."
Verwirrt wechselten sie Blicke. Zwar waren sie sich alle bewusst, dass er jemanden aus Asgard holen würde, doch hatten sie alle mit etwas eher... naja... männlicherem gerechnet. Steve war der Erste, der zu ihnen herüberkam und das Wort ergriff. "Es freut mich, Sie kennenzulernen." Er hielt ihr die Hand zur Begrüßung hin, doch sie sah diese nur abfällig an. Stirnrunzelnd ließ er die Hand nach einigen unangenehmen Sekunden wieder sinken und trat einen Schritt zurück.
"Bringen wir es hinter uns", sagte sie zu Thor und ignorierte die anderen. Ihre Worte waren nicht mehr als ein leises Hauchen. "Wo ist er?"
"Reizend", murmelte Tony und trank sein Glas in einem Zug aus. "Ich bring euch runter", sagte er jetzt lauter und deutete den beiden Asen an, ihm zu folgen. Zusammen betraten sie den Aufzug, wobei Lady Eldrid es vorzog, zu diesem Erdling den größtmöglichen Abstand zu halten. Tony konnte sie jetzt schon nicht leiden. Doch was hatte er erwartet. Immerhin musste sie sich mit dem eingesperrten Gott ja soweit verstehen, dass er ihnen nun hoffentlich endlich die gewünschten Antworten liefern würde.
"Jarvis, bring uns zur Zelle", sagte Ironman im Aufzug, der sich sogleich in Bewegung setzte, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte.
Loki lief langsam in seiner leeren Zelle hin und her, die Hände hinterm Rücken. Er dachte an das Gespräch mit seinem Bruder zurück. Wie verzweifelt er gewirkt hatte. Doch im Grunde war es dem Gott des Schabernacks egal. Sollten sie doch nur immer weiter versuchen, hinter seinem Plan zu kommen. Sie würden es nicht schaffen, da war er sich ziemlich sicher. Er genoss es, zu sehen wie diese sogenannten Avengers mit ihrem Latein allmählich am Ende waren. Wenn es nach ihm ginge, dann könnte er das noch ewig durchziehen.
Kurz horchte er auf, als der Aufzug zum zweiten Mal an diesem Tag auf dieser Etage anhielt, lief jedoch unbeirrt weiter. Um ehrlich zu sein, hatte er nicht gedacht, heute noch einmal gestört zu werden. Er ließ sich nicht anmerken, dass es ihn amüsierte. Dumme, mickrige Menschen.
"Bruder", hörte er Thors Stimme sagen. "Wir haben Besuch mitgebracht."
Kurz schien es, als würde der Gefangene ihn weiterhin ignorieren. Doch seine Neugier war anscheinend jetzt doch stärker als angenommen und so warf er ihnen einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu. Prompt erstarrte er in seinen Bewegungen.
"Was soll das??", fauchte er und trat schnellen Schrittes an die gläserne Wand. "Glaubt ihr, dass ihr mit billigen Illusionen irgendwas aus mir heraus bekommen werdet?"
"Keine Illusion", sagte das geglaubte Trugbild und trat zwischen den beiden Männern hervor. Aus ihrer Mimik konnte man nicht schließen, was sie jetzt denken musste. Etwas, was sie über die vergangenen Monate perfektioniert hatte.
Wutentbrannt schlug er mit beiden Fäusten gegen das Glas. Das konnte doch alles nicht wahr sein. War sein Bruder wirklich so verzweifelt, dass er ausgerechnet sie hier nach Midgard brachte? "Was willst du hier?", fragte er, seine Stimme immer noch fauchend. Am liebsten hätte er die ganze Zelle in Schutt und Asche gelegt. Oder zersplittert. Je nachdem, wie genau man es jetzt nun betrachten wollte.
Sie antwortete nicht.
"Wir lassen euch allein", ergriff Thor nach einiger Zeit des Schweigens nun das Wort. Das zu tun, war auch wirklich besser so. Kurz sah er zwischen den beiden noch hin und her, doch als keiner von ihnen auf seine Worte reagierte, zog er Tony am Arm zum Aufzug.
"Bist du dir sicher?", fragte der Ironman leise und nickte in die Richtung der Asen. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl dabei, die beiden jetzt hier zurückzulassen. Immerhin kannte er die Frau nicht und wer bitte schön sagte ihm, dass sie ihn nicht bei der ersten Gelegenheit befreien würde? Abgesehen vom Donnergott natürlich.
"Glaub mir, mein Freund, da willst du jetzt nicht dabei sein." Mit diesen Worten traten sie in den Aufzug und ließen sich zurück zu den anderen fahren. Vielleicht würde Tony nicht direkt dabei sein, doch das würde ihn nicht davon abhalten, alles über die Kameras zu beobachten.
"Wer ist sie wirklich?", fragte Tony, als sie nun wieder im Wohnzimmer standen. Die übrigen Avengers schienen genauso gespannt zu sein wie er.
"Eldrid ist Lokis Verlobte", entgegnete Thor und seufzte laut. "Wobei, Ex-Verlobte trifft es da eher."
Tony riss die Augen auf und er war sich sicher, wenn sie nicht festgewachsen wären, würden sie jetzt herausspringen und vor ihm auf dem Boden kullern. Die anderen wirkte nicht weniger geschockt über diese Aufklärung. Ja, mit einer solchen Reaktion hatte Thor bereits gerechnet. Wer konnte es ihnen verdenken. Immerhin schien sein Bruder nicht wirklich der Typ zu sein, der sich eine Frau suchte und sich fest binden wollte. Umso glücklicher war er damals gewesen, als er von der Beziehung der beiden gehört hatte. Es schien beinahe perfekt zu sein. Beinahe. Noch heute, ungefähr ein halbes Jahr nach ihrer Trennung, konnte sich der blonde Gott nicht erklären, wie es zu dem Zerwürfnis der beiden gekommen war.
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Liebe ist ein Dolch *Loki FF*
Fanfiction-- Marvel/Loki -- Wenn das Leben einem Steine in den Weg legt, können selbst die besten Beziehungen daran zerbrechen. Egal, wie groß die Liebe auch gewesen sein mag. Doch konnte es eine zweite Chance geben? Würden sie die Probleme lösen können und e...