Tag eins ohne dich

367 18 15
                                    

Als ich aus diesen wunderschönen und zugleich wahnsinnig schrecklichen Traum erwachte und erkannte, dass dies der erste Tag ohne mein Lämmchen an meiner Seite sein würde, fing ich direkt wieder bitterlich an zu weinen.
Ich wollte wieder schlafen und von ihr träumen. Doch dieses Mal wollte ich nur unseren Anfang träumen und nicht von unserem Ende.
Ich wollte all das Hoffen, all das Bangen und all die Sehnsucht, welche ich am Anfang so schmerzhaft verspürt hatte, wieder spüren.
Ich wollte all das Kribbeln, all die Schmetterlinge, all das Zittern, all das Herzklopfen und all die Küsse, welches ich in am Anfang so voller Glückseligkeit verspürt hatte, wieder spüren.
Ich wollte all die Aufregung, all die Lust, all das Beben und all das Verlangen, welche ich am Anfang so berauschend verspürt hatte, wieder spüren.
Ich wollte all das wieder haben.
Ich wollte mein Lämmchen wieder haben.
Doch hatte sie mich verlassen.
Für immer und für immer.
Sie hatte Schluss gemacht und ich sollte nicht nach ihr suchen.
Es war entgültig und nur ich trug die Schuld daran.
Ich hatte sie nicht beschützt.
Ich hatte das Versprechen, welches ich ihrem Bruder an seinem Sterbebett gab, gebrochen.
Ich hatte versagt.
Vollkommen versagt und jetzt musste ich damit leben sie nicht mehr an meiner Seite zu haben.

Tränen strömten über mein Gesicht, worauf ich spürte wie mir jemand über die Haare strich. Ich hatte nicht Mal bemerkt das ich nicht alleine in den Raum war, doch als ich zur Seite sah, erkannte ich meinen besten Freund und meine Schwester die mitleidig zu mir sahen. Ein Schlurzen entrang meiner Kehle, worauf ich meine Decke - welche mir wohl im Schlaf übergelegt würde, fest an meine Brust zog und mein Gesicht darin vergrub.
Ich heulte mir die Seele aus dem Leib und es war mir gleich, wie erbärmlichen ich dabei aussah.
Es war mir gleich, wer mich so sah.
Es war mir gleich, was sie davon hielten.
Es war mir gleich, was sie über mich sagten.
Es war mir alles gleich.
Alles und jeder.
Nur mein Lämmchen nicht.
Ich wollte das sie zurück zu mir kam und ich würde alles dafür geben, alles dafür tun, dass dies Geschehen würde.
Das sie mir vergeben würde.
Das sie mich zurück nehmen würde.
Das sie mich wieder lieben würde.
Doch ich wusste das dies niemals mehr der Fall sein würde.
Egal was ich dafür geben würde.
Egal was ich dafür tun würde.
Ich hatte es verbockt. Mehr als das.
Ich hatte ihr versprochen das sie es niemals bereuen würde, mit mir zusammen zu sein.
Dieses Versprechen hatte ich gebrochen.
Denn wegen mir ist ihr all dieses Leid geschehen.
Alles nur wegen mir.
Weil ich ihren Bruder nicht abgehalten habe Toman zu verlassen.
Weil ich Baji bei dem Kampf gegen Valhalla nicht beschützt hatte.
Weil ich mein Mädchen aus den Augen gelassen hatte.
Weil ich sie alleine gelassen hatte.
Weil ich war, wer ich war.
Sie wollten sich an mir rächen und haben dafür mein Lämmchen benutzt.
Sie haben sie dafür gebrochen.
Nur wegen mir.
Ich bin Schuld und das war vielleicht das einzige was mich am Leben hielt, denn ich wollte alles dafür tun es wieder gut zu machen, auch wenn dies niemals gut zu machen wäre.
Doch konnte ich nicht aufgeben, solange ich eine Hoffnung hatte sie zurück zu bekommen.
Wenn nicht als meine feste Freundin, dann wieder als beste Freundin, als Freundin, als Bekannte, egal was.
Egal wie.
Hauptsache sie wäre wieder an meiner Seite.
Ich würde alles in meiner Macht stehende dafür tun, um dies zu erreichen.
Um sie zu erreichen.
Ich wollte sie um jeden Preis zurück.
Denn ohne sie konnte ich nicht richtig denken.
Ohne sie konnte ich nicht richtig atmen.
Ohne sie konnte ich nicht richtig sein.
Ohne sie war meine Welt farblos, kalt und leer.
Es war als wäre meine Seele aus meinem Körper gerissen worden und mit ihr gegangen.
Mit seiner Seelenverwandten gegangen. Denn das war mein Lämmchen. Die war meine Seelenverwandte. Der Mensch der zu mir gehörte. In diesem Leben und allen die danach kommen würden.
Sie war es schon immer und würde es für immer sein.
Das wusste ich mit jeder Faser meines seins.
Ich wusste das niemand so sehr zu mir gehörte, wie Sue Baji. Wir waren das was alle Menschen suchten.
In jeden Winkel der Erde.
Das was wir hatten, wurde in Büchern niedergeschrieben.
Auf Bildern verewigt.
Auf Leinwänden abgespielt.
In Liedern gesungen.
In Versen vorgetagen.
Es war das von dem jeder träumte, doch nur die wenigsten jemals haben würden.
Die wahre Liebe. Mehr als das.
Mehr Wert als alles Geld der Welt.
Mehr Wert als Gold und Juwelen.
Das wofür gemordet wurde.
Das wofür Kriege begonnen wurden.
Das wofür Seelen verkauft wurden.
Und das wollte und konnte ich nicht aufgeben. Niemals. Für nichts und niemanden auf der Welt. Nichtmal für sie.

Wie lange ich einfach dargelegen und geweint hatte wusste ich nicht, doch irgendwann kam meine Schwester mit etwas zu Essen um die Ecke, welches ich jedoch keine Beachtung schenkte.
Als ich aus dem Fenster sah, war es wieder dunkel, doch ich erkannte Schneeflocken welche stürmisch am Fenster vorbei zogen.
Wie hypnotisiert sah ich zu, wie die dicken Flocken davon getragen wurden. Hinaus in die dunkle Nacht, an einen Ort wo sie sich mit anderen versammeln würden, um auf die nächsten Sonnenstrahlen zu warten.
Sie waren wir ich.
Gefangen in der Dunkelheit, ohne die Kontrolle darüber, was mit ihnen geschah.
Darauf hoffend irgendwann von der Kälte die in ihnen tobte erlöst zu weden.
Ich fühlte mich machtlos, leer, alleine und kalt.
Und ich wusste das nur mein Lämmchen mich aus diesem Zustand befreien könnte. Nur sie könnte es schaffen mir wieder Leben einzuhauchen. Solange würde ich nur einen Weg finden müssen, wieder zu funktionieren.
Ich musste funktionieren, um Toman am Leben zu erhalten, damit diese nicht mit mir starb.
Ich musste funktionieren, um meiner Familie und meinen Freunden keine Sorgen zu bereiten, damit sie ihr Leben weiter leben konnten, auch wenn meines Stillstand.
Ich musste funktionieren, um meine Fehler wieder gut zu machen, damit ich sühnen und mein Mädchen mir vergeben konnte.
Ich musste funktionieren, um mein Lämmchen wieder an meine Seite zu holen, damit diese Eiseskälte aus mir verschwand und ich wieder glücklich sein konnte.
Ich musste funktionieren, um all die Monster die da draußen waren, zu jagen und zu töten, denn ich nahm mir vor, dass meine erste Schuldbegleichung die Ermordung aller Vergewaltiger der Stadt wäre.
Ich würde Tokyo zu einen Ort machen, an welchem sie sich nicht Mal mehr wagen würden auch nur daran zu denken, sich jemanden gegen seinen oder ihren Willen aufzuzwingen.
Jeder der meinte er durfte ganz gleich ob Mann, Frau oder Kind, auch nur anfassen, würde ich aufschlitzen.
In der Sekunde in der sie nur daran dachten, waren sie tot.
Ich würde die Stadt von dem Ungeziefer rein waschen.
Ich würde mit ihrem Blut die Straßen Tokyo's rot färben.

Und dann würde ich sie suchen.
Ich würde sie suchen und finden und auf Knien anbetteln, dass sie mir vergeben würde.
Ich würde sie beschwören, wieder an ihrer Seite sein zu dürfen.
Ganz gleich wo sie sein wird, ich werde jeden Stein nach ihr umdrehen .
Ich würde ganz Japan durchkämen.
In jedes Land einfallen, um sie zu finden.
Wo immer sie auch sein wird, ich werde sie finden und anflehen bei mir zu bleiben.
In jeder Form die sie sich wünscht.
Hauptsache ich könnte bei ihr sein.
Und bis das nicht erreicht wäre, würde ich mir keine Pause gönnen.
Ich würde kämpfen bis ich nicht mehr stehen kann.
Bis mir die Luft ausginge und mein Herz versagt.
Bis ich strebe und selbst danach würde ich in nächsten Leben weiter kämpfen.
Ich könnte nie aufgeben, auch wenn sie mir niemals vergeben wird.
Denn ich liebte sie.
Immer und für immer.
Mehr als es vorstellbar war.
Mehr als man begreifen konnte.
Mehr als irgendjemand, jemals einen anderen geliebt hatte.
Denn das was ich für mein Lämmchen fühlte, war mehr als Liebe.
Mehr als Wörter es jemals beschrieben könnten.
Mehr als Bilder es jemals erzählen könnten.
Mehr als der Verstand jemals erfassen könnte.
Es war so viel mehr.
Sie war mein mehr.
Mein alles.
Und ohne sie war ich nichts.
Nur noch eine leere Hülle, die darauf wartete wieder befüllt zu werden.
Die darauf hoffte wieder atmen zu dürfen.
Die darum bangte das ihr Herz wieder schlagen würde.
Die darum flehte wieder leben zu können.
Denn wirklich leben tat ich nur mit ihr.
Tat ich nur für sie.
Ich lebte und atmete nur für sie.
Sie war es die mich am Leben erhielt.
Die mich leben ließ.
Die mich atmen ließ.
Die mich spüren ließ.
Die mich fühlen ließ.
Sie war meine Welt. Mein Universum. Und ohne sie war dort nichts als Kälte und schwarze, die alles in mir verschlang.

Doch musste ich es schaffen zu funktionieren.
Ich musste mich aufraffen und sühnen.
Ich musste aufhören zu heulen und mich selbst zu bemitleiden.
Ich musste kämpfen und töten.
Ich musste sie ausrotten und auf die Suche nach ihr gehen.
Doch egal wie oft ich es versuchte, ich schaffte es noch nicht Mal das Bett zu verlassen. Immer wieder spielten sich die letzten Szenen in meinen Kopf ab.
Kamen mir ihre letzten Worte in den Sinn.
Suchten die kleinen Splitter die Mal mein Herz waren und zermalmten diese, wenn sie sich aufraffen wollten.
Wenn sie mir Kraft geben wollten.
Wenn sie mir helfen wollten.
Wenn sie mich hoffen lassen wollten, dass ich, wenn ich alles geben würde, sie wieder zurück holen konnte.
Zurück nach Hause. Zurück zu mir.
Damit auch ich wieder ein Zuhause hatte.
Denn sie war mein Zuhause und ich brauchte sie.
Für immer, an meiner Seite.

Du, an meiner Seite / Tokyo revengers FF Mikey Manjiro SanoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt