Melody
Der Sommer ist in einer Woche vorüber und damit auch die langen Nächte am Strand. An der Strandpromenade unserer Küstenstadt Beaufort ist es rappelvoll, alle Touristen, die über den Sommer an die Küste gefahren sind, scheinen sich hier zu vergnügen. Für mich ist der lange Sandweg mit den vielen Geschäften auf allen erdenklichen Seiten schon zur Gewohnheit geworden. Mein ganzes Leben habe ich schon hier verbracht. Ich kenne jede Ecke, jeden Besitzer der Strandhütten und jede Speisekarte der ganzen Imbissstände.
Hier in South Carolina wird es im Sommer bis zu fünfunddreißig Grad, vor allem im Juli scheint die Sonne keine Wolke zu finden, hinter der sie sich verstecken kann. An die Hitze muss man sich erst einmal gewöhnen, da ich nichts anderes kenne, macht es mir nicht viel aus. Von vielen Touristen musste ich mir jedoch schon ziemlich oft ihr Gejammer anhören, wie heiß ihnen doch sei. Dann sucht euch ein anderes Urlaubsziel, hätte ich gerne geantwortet, doch ich blieb immer still und nickte freundlich. Man muss sich keine unnötigen Feinde machen, nicht, wenn man schon genug von ihnen besitzt.
Heute ist auch einer dieser heißen Tage, die Sonne strahlt ohne Erbarmen auf uns hinab, keine einzige Wolke schwebt am Himmel. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ziehe ich mir meine schwarze Sonnenbrille auf die Nase und stoße die Autotür meines roten Fiats auf. Die öffentlichen Parkplätze in der Nähe der Promenade werden an einem Samstag und an einem so schönen Tag überfüllt sein, aber mit diesem Problem muss ich mich nicht rumschlagen. Meine Familie hat einen eigenen Parkplatz in einer Seitenstraße, nur zwei Gehminuten trennen die Promenade und mich. Ich hätte gar keine Zeit mehr mich nach einem anderen Parkplatz umzuschauen, wie immer bin ich spät dran. Dabei weiß die Person, mit der ich verabredet bin, gar nicht, dass sie mich antreffen wird und nicht Rachel.
Da in einer Woche die Schule erneut beginnen wird, kümmere ich mich um die Ablenkungen meiner Freunde. Ich erledige sozusagen ihren Mist, da ich es kann. Es ist zu einem verfluchten Job geworden, jedem aus der Patsche zu helfen. Dass dabei das schlechte Licht bloß auf mich fällt spielt keine Rolle. Ich bin Melody Princeton. Die Schlampe der Küstenstadt, ich habe kein Gewissen und keine Gefühle. Ich bin die Tochter von reichen Eltern, die sich in der High-School kennengelernt haben. Die Tochter, die in einem Klassenzimmer entstanden ist. Mitten am Tag. Zehn Minuten bevor der Unterricht meiner Eltern begann und am ersten Tag nach den Sommerferien. Alle kennen die Lovestory meiner Eltern, sie halten mich alle für ein Flittchen, aber wen kümmert es? Mich jedenfalls nicht und meine Clique auch nicht. Und es bedrückt mich ebenfalls nicht, dass ich auf dieselbe Schule wie meine Eltern gehen muss und jeder Lehrer, den ich habe, auch vor achtzehn Jahren, die meiner Eltern waren. Ich bekomme meistens gute Noten, ganz egal, was ich anstelle. Mein Dad hat in dieser kleinen Stadt viel zu sagen, er rettet mich immer. Hauptsächlich, damit kein Schmutz an ihm hängen bleibt.
»Dann wollen wir mal.« Bevor ich aussteige, begutachte ich mich kurz im Spiegel. Ich habe mich leicht geschminkt, meine Lippen schimmern von dem Lipgloss. Überzeugend richte ich meine langen, blonden Haare und drehe meine Kette mit einer Muschel richtig rum, da sie sich verdreht hat. Beim Aussteigen durchfährt mich ein kurzer Schmerz, da meine Beine durch den Schweiß an dem Leder meines Sitzes festgeklebt sind. Ich kratze kurz über die Stelle und recke das Kinn. Meine blaue Hotpants ist ziemlich kurz, mein gelbes Top zeigt viel Ausschnitt, doch das interessiert mich einen Dreck. Ich habe Sommerferien und es sind fast dreißig Grad. Da werde ich mich ganz sicher nicht wie eine Nonne bekleiden nur um kein Aufsehen zu erregen. Denn das muss ich. Ich muss auffallen um mein Image aufrecht zu erhalten, sonst rücke ich in der Ernährungspyramide nach unten. Das wäre ein Desaster. Mit gestrafften Schultern schließe ich mein Auto ab, verstaue Schlüssel und Handy in den hinteren Taschen meiner Shorts und mache mich daran die Promenade zu erreichen. Rachel und Blair warten sicherlich schon auf mich, nachdem ich getan habe, was ich tun muss, fahre ich direkt zu ihnen.
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Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1
RomanceRache ist süß. Aber was passiert, wenn sich dein Herz einmischt? Was geschieht, wenn aus Rache bitteres Verlangen wird? Diese Frage stellt sich Chase Woodchuck, als er ohne Vorwarnung in Melody Princetons Leben tritt und eine offene Rechnung begl...