Kapitel 28

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Als ich meinen Fiat in der Einfahrt parke lasse ich meinem Impuls freien Lauf und haue auf das Lenkrad ein. Das dabei die Hupe mehrmals betätigt wird ignoriere ich. Eine Träne läuft über meine Wange, dann lege ich meinen Kopf auf dem Lenkrad ab und konzentriere mich auf das Beben in meinem Oberkörper. Wegen dem ganzen Mist mit der Behauptung gegen meinen Dad habe ich die Geschichtsarbeit vermasselt und diesmal war es nicht Chase, der dafür verantwortlich war. Obwohl ich könnte es ihm locker in die Schuhe schieben, da er zu den Leuten gehört, die nun mit meiner Stufe auf Klassenfahrt fahren.

Viel schlimmer ist der Zustand in der Klasse gewesen. Es hat keiner mehr mit mir gesprochen und manche warfen mir abfällige Blicke zu. Sogar meine Freunde beschränkten den Kontakt zu mir, was aber auch an der Arbeit liegen könnte. Nur Nate wich mir nicht von der Seite, obwohl ich ihm anmerken konnte, dass auch er die Sache ganz und gar nicht gut findet. Alle denken ich wäre dafür verantwortlich und hätte meinen Dad darum gebeten die Kosten zu übernehmen. Zur Hölle mit meinen Mitschülern! In einer Welt, in der ich meinen Dad darum bitte mit Chase auf Klassenfahrt zu fahren, möchte ich nicht leben! Niemals! Wie soll ich meinen Ruf beibehalten, wenn so etwas die Runde macht? Eine Bombe ist geplatzt und ich bin es, die alles abbekommt.

Ich hebe meinen Blick und erkenne Dads Jaguar in der offenen Garage. Mit einem Ruck steige ich aus dem Auto und marschiere ohne meine Schultasche auf die Haustür zu und drücke ununterbrochen auf die Klingel. Ich stehe unter Strom, meine Zähne sind fest zusammen gepresst. Ungeduldig verlagere ich mein Gewicht von einem Bein aufs andere, dann endlich wird die Tür aufgezogen und Moms Gesicht erscheint im Türrahmen.

»Bist du von allen guten Geistern verlassen worden? Kannst du nicht vernünftig klingeln, oder an deinen Schlüssel denken?« Ohne auf sie einzugehen, drücke ich mich an ihr vorbei und suche im ganzen Haus nach Dad. Nach dem Typen, der meinen Thron zum Einstürzen gebracht hat. Er ist drinnen nirgends zu finden, die Küche steht leer, ebenfalls das Wohnzimmer und das Schlafzimmer. Stürmisch rase ich auf die Veranda zu und entdecke meinen Dad schließlich im Pool schwimmen. Aufbrausend stampfe ich dich Marmortreppenstufen neben der Veranda nach unten und bleibe vor dem Beckenrand stehen.

»Dad.« Meine Nasenflügel beben. Erst nimmt er mich nicht wahr, da er gemütlich seine Bahn zu Ende schwimmt. Es ist bereits nach siebzehn Uhr, trotzdem schwimmt er hier wie eine hinterhältige Wasserratte rum. »Meine Tochter ist zurückgekehrt!« Ich rolle mit den Augen und verschränke meine Arme. Er vollendet seine Runde und schwimmt auf mich zu, nur um sich elegant am Beckenrand aufzuhalten.

»Erspar mir das. Wie konntest du nur?«

»Und was genau wirfst du mir hier vor?« Ich atme laut aus. »Wie kannst du es wagen die Gebühren für die North-Coast-High zu übernehmen? Sponserst du allen Ernstes ihre Klassenfahrt?« Mom erscheint hinter mir, das sehe ich aus dem Augenwinkel. Sie nähert sich mir wie eine scheue Katze. »Es ist eine gute Sache, Melody.« Dad nimmt das ganze auf die lockere Schulter, aber da er mir nicht widerspricht muss der Artikel wahr sein. Chases ganze Stufe wird mit uns auf See fahren und das alles wegen meiner Familie!

»Du widersprichst mir nicht?«, frage ich geschockt und fahre mir dann über das Gesicht. »Wieso sollte ich? Ich wusste du würdest es früher oder später erfahren.«

»Wieso tust du mir das an?«, schreie ich hysterisch. »Melody! Die Nachbarn!« Mom eilt auf uns zu um mich still zu halten. Ich ignoriere sie komplett. »Wieso tust du das?«

»Es wirft gutes Licht auf meine Firma und da deine Mom und ich im Elternberat der Schule sind konnte ich das alles ohne Probleme umsetzen. Melody, stell dich nicht so an. Euer Schiff wird groß genug sein, ihr werdet euch schon nicht die Köpfe abreißen.« Oh, doch Dad!

»Es geht doch gar nicht um die Größe des Schiffes! Das geht einfach nicht, verstehst du das nicht? Wir alle sind Feinde und ihr habt uns immer beigebracht, dass wir nichts mit den Leuten von der Seite der Küste zu tun haben sollen! Woher kommt dein Sinneswandel?« Dad schwimmt seelenruhig zur Leiter und verlässt das Wasser. Mom eilt mit einem Handtuch zu ihm, welches er mit einem kalten nicken annimmt.

»Ich habe keinen Sinneswandel und ich möchte weiterhin nicht, dass meine Tochter Kontakt mit solchen Leuten hegt. Allerdings können sie nichts für ihren Umstand, also werden sie mit euch fahren. Sieh es als Herausforderung an, Kindchen.«

»Als Herausforderung?«, wiederhole ich ungläubig. »Was du getan hast hat meinen sozialen Tod bedeutet! Mein Ruf wurde zerstört.« Dad kommt auf mich zu und sieht mich streng an. »Dann ist es ja gut, dass du eine Princeton bist. Wir geben nicht auf und zerstören andere, wenn es sein muss. Egal zu welchen Mitteln du greifen musst. Gelang wieder an die Spitze, Kindchen.« Er sieht mich mit eisigen Augen an, wodurch sich ein Zittern durch meinen Körper kämpft. Mein herz gefriert immer mehr, wenn ich in die Augen meiner Eltern schaue. Bald wird kein Fünkchen Liebe oder Respekt da sein. Ich verwandle mich langsam, aber sicher zu einer Eisprinzessin und das nur wegen ihnen. 

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt