Kapitel 14

501 35 1
                                    

Chase

»Es sind gefühlt bald wieder Ferien und wir waren nicht einmal fünf Tage im Unterricht gewesen.« Leila schleppt neben mir eine leere Kühlbox, während ich eine ganze Palette mit diversen Erfrischungsgetränken balanciere. Wir machten eben einen kurzen Abstecher bei ihrem Dad, der ein Kiosk neben einer Tankstelle führt. Wir bekommen immer die Sachen, die am Ablaufen sind, da er diese Dinge nicht mehr weiter verkaufen kann. Als würde das jemanden hier abschrecken, wir sind froh Wasser und Brot zu haben.

»Ich finde es nicht schlecht.«

»Ja, weil dir die Sonne nichts ausmacht. Wenn wir noch länger jeden Vormittag am Strand lungern, werde ich noch ganz schwarz.«

»Besser als rot«, entgegne ich trocken. Seth und Keaton warten bereits am Strand auf uns, die halbe Schule hat sich schon dort angesammelt. Wenn die Lehrer nicht kommen müssen wir alle unsere Zeit anders totschlagen und Volleyballspielen oder gemeinsam surfen gehen klingt ganz schön verlockend. Für diese Stunden können wir alle kurz vergessen, dass uns keine blendende Zukunft bevorsteht. »Was ist denn das?« Langsam hefte ich meine Aufmerksamkeit auf das Teil, was Leila meint. Wir überqueren gerade die Straße, die zum Strand führt, unsere Füße treten in Sand. Die Sonne steht oben am Himmel, die Strahlen brennen auf der Haut. Nur unschwer erkenne ich den Fehler an diesem Platz, denn dieser knallrote Jeep gehört unmöglich zu einem von uns.

»Ich habe keinen Schimmer.« Leila bleibt stehen, ich tue es ihr gleich und mustere sie ergiebig. Sie trägt eine kurze Hose und ein weißes Bikinioberteil. Ihre Haare hat sie offen über ihren Nacken, damit sie keinen Sonnenbrand bekommen kann. »Wieso stehen wir jetzt?« Etwas genervt rücke ich die Palette in meinen Händen zurecht. Ich transportiere gerade etwa zwanzig Dosen, aber hey, kein Problem. Machen wir eine kleine Verschnaufpause.

»Findest du das Auto nicht eigenartig?« Leila starrt weiterhin zu dem Auto, als würde es jeden Moment in die Luft gehen können. Uns trennen noch gute zehn Meter von dem Ding und ich habe auch kein wirkliches Interesse daran zu erfahren, wer oder was damit transportiert wird. Die ganzen Gehirngespinste überlasse ich Leila.

»Es wird schon nicht Nobody sein die dich um einen Job bitten wird.« Unberührt setze ich mich erneut in Bewegung und steuere den kürzesten Weg zum Strand an, dabei mache ich einen großen Bogen um das rote Etwas. Leilas Schritte sind hinter mir wahrzunehmen, sie stellt sich mir in den Weg. Seufzend halte ich erneut an und finstere genervt zu meiner Freundin runter. »Leila. Wenn du so weiter zögerst und mir im Weg stehst, kommen wir erst um Mitternacht bei den anderen an.«

»Du wirst mit mir zum Auto laufen und herausfinden, von wo es kommt.« Ich lechze die Lippen und versuche ruhig zu bleiben. »Das kannst du auch prima allein machen. Das Auto wird dich nicht verschlingen.« Ich mache einen Bogen um sie und laufe weiter. »Ach, komm schon. Begleite mich.« Ich stoppe erneut und drehe mich zu ihr herum. »Weißt du was ich eigenartig finde? Ich habe dich noch nie als ängstlich eingestuft, aber seit einigen Tagen hast du dich scheinbar geändert.« Desinteressiert zucke ich mit den Schultern und warte darauf, dass Leila mich zur Sau macht. »Ich bin nicht ängstlich, sondern neugierig.«

»Fein. Dann komm mit mir und bitte Keaton oder Seth darum dich auf deine unnötige Mission zu begleiten.« Lächelnd führe ich meinen Weg fort, doch schnell hat sie mich eingeholt und greift an meinen Arm. »Ich will dich aber dabei haben.« Augenrollend sehe ich kurz zu dem roten Auto rüber. »Einverstanden. Du wirst eh nicht locker lassen, also los.« Ohne zu zögern, marschiere ich auf das Auto zu und warte, bis Leila neben mir läuft. Wir beide tragen keine Schuhe, der Sand ist brennend heiß. »Hättest du uns beiden diese ganze Diskussion erspart wären wir schon längst fertig.« Jetzt klingt Leila genervt. »Möglich.«

»Außerdem hättest du mich im Endeffekt nicht allein zu dem Ding gehen lassen.« Sie scheint sich sicher in ihren Worten zu sein, kurz lunse ich zu ihr rüber und denke darüber nach. »Möglich«, wiederhole ich meine Worte von vorhin und unterdrücke mir ein Grinsen. Leila kennt mich so gut, dass er mir manchmal Angst macht.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt