Kapitel 51

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Eigentlich habe ich keinen Schimmer von dem was ich hier tue, da ich keine Erfahrungen habe. Doch in seiner Nähe habe ich keine Angst etwas Falsches zu tun, da ich weiß, er würde mich nie verurteilen.

»Du schmeckst nach Mango«, seufzt er tief in meinen Mund. Meine Nackenhaare stellen sich allesamt auf, ich verliere die Kontrolle.

»Und du nach Regenwald.« Kichernd löst er sich von mir. Wir ringen beide nach Luft und starren uns dann an. Chase legt mir erneut seine Hand an die Wange, dieses Mal streichelt er mir bloß über die Haut. Eine Gänsehaut breitet sich überall auf meiner Haut aus. Dann beginnt er zärtlich auf meine Haut zu tippen, mit gerunzelter Stirn beginne ich zu kichern an.

»Was tust du da?«, möchte ich wissen.

»Ich habe mir schon vor ein paar Tagen vorgenommen jeden deiner Sommersprossen zu zählen.«

»Ich sagte doch, dass du spinnst.« Kopfschüttelnd mache ich mich von ihm los und erklimme den Pfad nach oben. Erst brauche ich eine Weile um mein Gleichgewicht halten zu können. Ganz oben erkenne ich die letzten zwei Schüler laufen, jedoch liegen wir weit zurück.

»Chase!« Ich bekomme Panik. »Wir müssen uns beeilen, damit wir die Gruppe nicht verlieren.« Ohne mich zu ihm umzudrehen, laufe ich mit schnellen Schritten los. »Können wir uns keinen Spaß erlauben?« Chase taucht neben mir auf und fischt nach meiner Hand. Unbewusst beiße ich mir auf die Unterlippe. »Du? Ja. Ich? Niemals. Noch einen weiteren Fehltritt und ich bin weg vom Fenster.« Ich staune über mich selbst, da ich so locker mit dem Thema umgehe.

»Was meinst du?« Ein kurzer Blick zur Seite verrät mir, wie verwirrt Chase ist und ich kann es ihm nicht verübeln. Er kennt mich praktisch gar nicht, er kennt nur die Seiten an mir, die ich ihm schon offenbaren konnte. Wenn ich dem ganzen hier eine Chance geben möchte, muss ich versuchen ehrlich zu sein. Und dabei werde ich nicht um den heißen Brei reden, sondern jedes Fünkchen Wahrheit über die Lippen bringen.

»Wenn ich noch einmal Ärger mache, schicken mich meine Eltern auf ein Internat auf dem Festland. Damit drohen sie mir schon seit einem Jahr, aber dieses Mal klingen sie fest überzeugt«, erkläre ich achselzuckend.

»Wegen den ganzen Artikeln auf Beaufort-Talk?«, hakt Chase zögernd nach. Ich versteife mich regelrecht, versuche mich davon allerdings nicht schwach zu machen. Normalerweise würde ich in solchen Momenten meine Mauern hochfahren und mich rausreden. Bei Jungs hat es üblicherweise gereicht ihnen schöne Augen zu machen, dann ließen sie ernste Themen schnell fallen. Doch jetzt möchte ich anders handeln, weil ich mich verändern möchte.

Wenn ich es schaffe, offen mit Chase zu reden, schaffe ich es möglicherweise auch in Zukunft meine Maske öfters abzunehmen.

»Genau. Meine Mom hat den Blog abonniert. Sie bekommt die Benachrichtigung über einen neuen Eintrag schneller als du mir wie oft eine Beleidigung um die Ohren werfen kannst.« Ich probiere mich an einem Lachen, doch es klappt nur bedingt. Jedenfalls lässt Chase sich dadurch nichts anmerken und versucht nicht das Thema zu wechseln.

»Nobody hat dich aber echt bei üblen Sachen erwischt.« Er versucht nicht vorwurfsvoll zu klingen, doch ich durchschaue ihn. Chase möchte wissen, ob die Dinge über mich wahr sind. Seufzend bleibe ich auf der Stelle stehen und scheiße auf die restliche Gruppe, die ohne uns weiterläuft.

»Du möchtest wissen, ob ich so ein Flittchen bin wie Nobody mich immer darstellt? Die Antwort ist ja und nein.« Ein furchtbarer Druck hat sich in meiner Brust ausgebreitet, ich entziehe Chase meine Hand um klar denken zu können.

»Die meisten Bilder sprechen für sich und ziemlich oft stimmen die Behauptungen gegen mich. Ich bin das Biest, für das mich alle halten, aber nur wenige Menschen kennen mich wirklich.« Tränen sammeln sich in meinen Augen was eigenartig ist. Ich bin kein emotionaler Mensch, ich weine kaum und wenn, dann nur ein geschottet in meinem Zimmer.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt