Kapitel 61

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Chase

Zwei Tage habe ich nichts mehr von Melody gehört.

Nach dem Knall auf der Strandparty habe ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, was gut ist. Aber auch das Schlimmste der Welt. Keiner weiß so richtig was genau passiert ist. Wir wissen nur, dass sie von der Klassenfahrt geflogen ist und von ihren Eltern abgeholt wurde. Die wahren Gründe wurden uns nicht genannt und ich habe nicht viel unternommen um zu erfahren was genau vorgefallen war.

Ich wünschte ich hätte eine Zeitmaschine. Mir wäre es lieber gewesen nie Bekanntschaft mit Melody gemacht zu haben, denn ich denke ununterbrochen an sie. Wie sehr ich mich auch bemühe sie zu vergessen, es klappt nicht verdammt. Ich höre und sehe sie überall, ihr Name fällt bei jeder Gruppe, an der ich in den letzten zwei Tagen vorbeigelaufen bin. Mit meinen Freunden rede ich kaum, am wenigsten mit Leila. Sie hat öfters versucht sich mit mir auszusprechen, doch ich ignorierte sie. Klar, hat sie recht mit den Sachen, die sie ausgesprochen hat. Doch sie hatte kein Recht so ein Drama daraus zu machen. Es war meine Entscheidung gewesen mit Melody zusammen zu sein, niemand sollte sich einmischen.

Doch dann auf der Strandparty prallten die ganzen Erinnerungen an jenen Sommer zurück und die Wut, die sich seitdem tief in mir verbirgt, kam zum Vorschein. Plötzlich sah ich Melody mit anderen Augen. Und zwar so, wie ich sie sah, als ich sie auf der ersten Strandparty gesehen habe. Eine reiche Göre, die sich nur um ihren eigenen Vorteil scherrt. Sie und Ray waren für Moms Unfall verantwortlich, sie haben nicht vernünftig auf den Balkon geschaut. Ray hätte wissen müssen, dass sie dort ist. Mom verbrachte ihre Zeit sehr gerne auf dem Balkon von Rays Tattoo Studio, da sie in ihrer Freizeit gerne strickte. Nach dem Unfall rief Ray mich an und bestellte mich ins Krankenhaus. Mom hatte zwei gebrochene Rippen und ihr eines Bein war verrenkt. Da wir uns die Kosten für ihren Aufenthalt im Krankenhaus nicht leisten konnten, musste sie in ein staatliches Heim, welches sich drei Stunden von uns entfernt befindet. Sie teilt sich dort ein Zimmer mit zwei weiteren Patienten und bis jetzt darf sie noch nicht gehen. Ihr gefällt es dort, die Reha mit ihren neuen Freunden bereitet ihr Spaß. Wir telefonieren einmal im Monat, wenn überhaupt. Ich habe sie noch nicht besucht, da ich Angst habe.

Die Schuldgefühle nicht für sie da gewesen zu sein fressen mich schon seit zwei Jahren auf.

Ich dachte meine Wut würde sich zügeln, indem ich mich an Melody Princeton räche. Ernsthaft, ich dachte damit könnte ich die Sache ein für alle Mal abhaken, doch dem ist nicht so. Ich fühle mich noch schrecklicher als davor, ich kann ihren gebrochenen Ausdruck nicht vergessen. Die Bilder haben sich in meinen Kopf gebrannt, ich komme nicht darüber hinweg. Sie war am Boden zerstört, trotzdem hatte sie noch genug Kraft um mich nach der Wahrheit zu fragen. Und ja, verdammt. Dann hebe ich gesagt, dass ich sie bloß ausgenutzt habe.

Die größte Lüge überhaupt.

Am Anfang wollte ich sie verletzen, so wie sie meine Familie verletzt hat. Doch mein Herz hatte andere Pläne. Scheiße, ich habe mich in Melody verliebt und weiß gar nicht, wie ich ohne sie klarkommen soll.

»Hey.« Ich zucke nicht zusammen, als Keaton sich neben mir auf eine weiße Bank auf dem Oberdeck setzt. Wir haben erst zehn Uhr vormittags, in einer halben Stunde fahren wir los zur Universität von Washington. Ohne Melody hier am Schiff hat das ganze gar keinen Sinn. Ich habe keinen Grund mich zu freuen.

Ich bin völlig zwiegespalten. Auf der einen Seite verachte ich Melody bis aufs Blut, doch auf der anderen Seite ist sie das Mädchen, für welches ich leben möchte.

Ich antworte Keaton nicht und drehe meinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung. »Was weißt du von einer Videoaufnahme auf dem Oberdeck? Ich habe Blair und Rachel darüber tuscheln hören.« Seufzend wende ich mich Keaton zu. »Eine Videoaufnahme?«, presse ich schnippisch hervor.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt