Kapitel 19

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Melody

In dieser Nacht konnte ich besonders gut schlafen und als die Sonnenstrahlen in mein Gesicht scheinen, wache ich mit einem Lächeln auf, anstatt mit einer müden Grimasse. Ich habe mir gestern Nacht noch einen Wecker für elf Uhr gestellt, da wir uns alle um zwölf Uhr bei Nate treffen um dann gemeinsam nach Charleston zu fahren. Nachdem ich mich gestern mit Nate unterhalten habe, kam meine gute Laune langsam wieder zurück und wir gingen gemeinsam zu unseren Freunden nach unten. Man merkte mir nicht mehr an, dass ich mies gelaunt war und auch jetzt um halb zehn verspüre ich keine negative Energie.

Ich schalte mein Radio ein und beginne damit mich für unseren Tagesausflug fertigzumachen. Eine gefühlte Ewigkeit bleibe ich vor meinem geöffneten Kleiderschrank stehen, der sich über eine gesamte Zimmerwand erstreckt und überlege was ich an einem so sonnigen Tag anziehen soll. Letztendlich entscheide ich mich für ein Meeresblaue Kleid, welches am Dekolletee eine Schleife hat. Das Kleid ist lange nicht so kurz wie das gelbe Kleid von gestern, sondern langt mir beinahe bis zu den Oberschenkeln. Zur Musik singend setze ich mich vor meinen Schminkspiegel und beginne mich zu Schminken. Erst creme ich mein Gesicht mit Sonnencreme ein, dann folgt etwas Concealer für unter die Augen. Zum Schluss trage ich Mascara und etwas Blush auf, das müsste genügen. An einem heißen Tag trägt der Schweiß mein Make-Up ohnehin fort. Ich entscheide mich dazu meine Haare offen zu tragen, allerdings flechte ich auf beiden Seiten eine kleine Strähne, die ich hinten mit einer kleinen Klammer befestige. Da wir den ganzen Tag rumlaufen werden ziehe ich mir meine weißen Chucks an und binde sie fest. Nachdem ich fertig bin stelle ich mich vor meinen großen Spiegel und bewundere meine Tat. Ich sehe aus wie eine typische Barbie und dank des blauen Kleides stechen meine blauen Auge strahlender hervor. Zum Schluss möchte ich mir noch meine Sonnenbrille aufziehen, doch dann fällt mir ein, dass diese noch in meiner Tasche liegt. Und meine Tasche liegt unten im Flur, da ich sie gestern Nacht vergessen habe mit hochzunehmen.

Auf dem Weg nach unten gehe ich meine innerliche Liste durch mit den Dingen, die ich auf keinen Fall vergessen darf. Handy, Geld und meine Sonnenbrille sind die wichtigsten Dinge. Unten sind noch keine Geräusche wahrzunehmen, also nehme ich an, dass meine Eltern noch schlafen, oder sogar schon außer Haus sind. Allerdings haben wir Samstag, da schlafen sie gerne lange. Woher ich das weiß? Ich ziehe es vor samstags früh aufzustehen, damit ich allein Frühstücken kann.

Angekommen im Flur vor der Haustür finde ich meine Tasche nicht auf Anhieb. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass ich sie im Flur abgestellt habe, solange ich meine Schuhe ausgezogen habe. Daraufhin vergaß ich sie und lief ohne sie nach oben. Kurz dachte ich darüber nach, ob sie noch im Auto liegen könnte, doch das kann nicht sein. Als ich aus Dads Firma gestürmt bin habe ich festgestellt, dass ich vergessen hatte mein Auto abzuschließen. Meine Tasche und mein Handy waren die ganze Zeit im Wagen gewesen und da ich Angst hatte, ich könnte erneut vergessen das Auto zu schließen, nahm ich meine Tasche definitiv mit ins Haus. Daran gibt es keine Zweifel.

Etwas unruhig suche ich das Wohnzimmer nach meiner Tasche ab, daraufhin betrete ich die Küche und stelle irritiert fest, dass Mom bereits wach ist. Sie steht an der Kaffeemaschine und hat mir den Rücken zugewendet. Gerade schiebt sie eine Tasse unter die Maschine und betätigt den Knopf.

»Guten Morgen«, presse ich möglichst freundlich über die Lippen. Seitdem ich gestern mit Nate über meine Eltern geredet habe, versuche ich mich in ihrer Gegenwart zu bessern. Wenn ich möchte, dass meine Eltern sich ändern, muss ich es auch tun. Ich darf nicht mehr jede Situation ausnutzen um sie fertigzumachen. Die ganzen Bemerkungen über das Schwängern in der Schule muss aufhören, das weiß ich jetzt.

»Morgen.« Mom wendet sich mir zu, während ich die Küchentheke aus weißen Marmorplatten nach meiner Tasche suche. »Suchst du etwas?« Mom hat ihren Rücken gegen die Theke gelehnt, ihre Arme sind vor ihrer Brust verschränkt. Sie trägt ihren cremefarbenen Seidenmantel, ihre dünnen Haare sind zu einem Knoten gebunden. »Ja, meine Tasche. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie noch im Flur stehen müsste.« Während ich weiter suche und schon die Küche frustriert verlassen will, läuft Mom auf die Sitzecke zu und zieht etwas vom Boden hoch. »Die hier?« Mir fällt ein gigantischer Stein vom Herzen, als ich meine weiße Designertasche in ihrer Hand entdecke.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt