Kapitel 5

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Melody

Mit meinem Seidenpyjama steige ich aus dem Bett und mache mich im Badezimmer kurz frisch. Die letzten Tage gingen furchtbar schnell vorbei, jetzt haben wir schon Samstag. Man sagt zwar immer, dass besonders die Sommerferien ein schnelles Ende haben, aber das sie so schnell vorbei sein können, überrascht mich. Wir sind am letzten Samstag angekommen, heute Abend steigt die letzte Party in den Sommerferien, dafür aber auch die größte. Die Strandparty verläuft sich über die gesamte Promenade und den Strand. Es gibt sogar ein Motto, alle müssen Weiß gekleidet sein. Zu diesem Anlass sind Rachel, Blair und ich am Dienstag shoppen gegangen. Wir haben alle ein passendes Outfit gefunden und heute Nachmittag haben wir drei einen Termin beim Friseur. Eins ist sicher. An diese Strandparty wollen wir uns alle noch ziemlich lange erinnern können.

»Guten Morgen.« Ich betrete unsere helle Küche und lasse mich am Tisch nieder. Dad sitzt bereits mit seinem Handy und einem Kaffee am Tisch und schenkt mir ein kurzes Lächeln. Er hat viel zu tun. Drei Jahre nach meiner Geburt eröffnete er eine Firma auf dem Festland, circa eine Stunde von hier entfernt. Er spezialisierte sich für die Motoren der Schiffe, die im Hafen stehen und kommt damit ziemlich gut an. Er musste damals schnell an Geld kommen, als es hieß, dass er Mom mit so jungen Jahren geschwängert hat. Die ersten Jahre waren wir praktisch arm und lebten auf Kosten meiner Großeltern. Meine Eltern mussten ihren Abschluss an den Nagel hängen. Aber dann gelang Dads Firma immer weiter ins Rampenlicht. Er hat eigene Mitarbeiter und kümmert sich seit fünf Jahren um den ganzen Bürokram.

»Gut geschlafen?« Dad sieht für einen kurzen Moment von seinem Handy ab und beäugt mich. Seine braunen Haare sind in den letzten Jahren etwas dünner geworden und die ersten Falten erscheinen auf seinem Gesicht. Er ist gerade mal Mitte dreißig und diese Tatsache muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen. Wie oft schon Freudinnen von mir für meinen Dad geschwärmt haben werde ich nicht erzählen. Sonst kotze ich gleich auf den Tisch. Ja, meine Eltern sind noch ziemlich jung. Da sollte man eigentlich annehmen können, dass sie verstehen, wie ich ticke und wie ich mich fühle. Immerhin waren sie vor nicht allzu langer Zeit in meinem Alter und wissen, womit man sich herumschlagen muss. Aber nein. Manchmal glaube ich, dass meine Eltern die Menschen sind, die mich am wenigsten verstehen.

»Ja. Schläft Mom noch?«

»Sie holt frische Brötchen.« Ich nicke, stehe auf und bereite mir ein Glas Wasser vor. »Freust du dich auf die Klassenfahrt? Wir haben gestern noch einen Elternbrief erhalten mit der Liste der Dinge, die ihr mitnehmen sollt.«

»Ich glaube ich bin selbst im Stande meinen Koffer für sieben Tage zu packen«, meine ich unbeeindruckt.

In vier Wochen fahren wir mit unserer Stufe auf Klassenfahrt, und zwar auf einem Schiff. Diese Reise hat unsere Eltern ein halbes Vermögen gekostet, aber was tut man nicht alles, um auf einer Privatschule zu bleiben? Wer nicht mitfährt, rutscht in der Ernährungspyramide der Schule ganz weit nach unten und mir wird das ganz bestimmt nicht passieren.

»Trotzdem solltest du dir die Liste anschauen. Mom wird deinen gepackten Koffer dann noch einmal durchchecken.«

»Wieso?« Ich drehe mich meinem Dad zu. »Wollt ihr sichergehen, dass ich genügend Schutzmaßnahmen einpacke? Damit mir nicht das gleiche passiert wie euch?« Dad funkelt mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, erwidert jedoch nichts darauf. Das ist das Problem an ihm. Er sagt etwas, woraufhin ich zurück feuere. Dann ist er still und lässt zu, dass Mom mich bestraft.

»Mir ist der Appetit vergangen.« Mit diesen Worten ziehe ich mich mit meinem Glas Wasser in mein Zimmer zurück.

Nach unserem Termin beim Friseur machen wir uns gemeinsam bei Blair fertig, die das größte Schlafzimmer von uns dreien hat. Wir haben alle unterschiedliche Frisuren verpasst bekommen. Während ich bei meinen langen offenen Haaren geblieben bin, haben Rachel und auch Blair eine Hochsteckfrisur. Blair wollte ihre ohne Locken und Rachel mit. Meine Haare liegen in großen, geschmeidigen Wellen, die Friseuse klatschte so viel Spray in meine Haare, keine Locke wird an dem heutigen Abend verrutschen.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt