Kapitel 33

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Melody

Als Rachels Wecker ertönt stöhne ich auf und drehe mich auf den Bauch um weiter zu schlafen. Das Schlafen auf einem Schiff habe ich mir irgendwie beruhigender vorgestellt. Die Wellen wiegten uns leicht hin und her, wodurch mir ein wenig schwindelig geworden ist. Es dauerte ewig, bis ich endlich einschlafen konnte, ganz zu schweigen von der Person, die unter mir liegt. Da mich die kleine Diskussion mit Chase so auf die Palme gebracht hat, habe ich es voll verpeilt meinen Freundinnen von unserer Kabinenbewohnerin zu berichten. Als wir nachts ins Zimmer kamen und sie Leila vorfanden, wie sie sich bereits Bettfertig macht, musste ich alles schnell erklären. Blair und Rachel wirkten nicht zufrieden, allerdings warfen sie das Mädchen auch nicht über Bord.

»Sie ist schon weg«, ertönt Blairs müde Stimme durch die Kabine. Rachel seufzt erschöpft auf und ich presse mir mein Kissen auf den Kopf, bevor ich mich zu entscheide in den Tag zu starten. »Wer ist weg?«, murmle ich und setze mich aufrecht hin. »Wie heißt sie nochmal? Leila? Das Bett ist leer.« Abwesend klettere ich von der unstabilen Holzleiter am Bettende und gelange auf festen Boden. Na ja, so fest ist er nicht. Unter uns befindet sich der Ozean, schnell verwerfe ich den Gedanken.

»Wie viel Uhr haben wir?«, frage ich und begutachte die leerstehende Matratze im unteren Teil unseres Bettes. Leila ist tatsächlich schon auf und ihre Bettlaken sind ordentlich zusammengefaltet. Sie bewegt sich wie ein Ninja durch die Kabine, ich habe sie nicht gehört. »Neun«, antwortet Blair knapp. »Ich kann nicht fassen, dass sie Leila zu uns gesteckt haben! Wo bleibt die Trennung unserer beiden Schulen?«, höhnt Rachel. Ich zucke bloß mit den Schultern, schnappe mir meine Kulturtasche und marschiere ins Badezimmer. Die Tür lasse ich offen stehen, damit ich mit meinen Freunden reden kann. »Sie durfte kein Einzelzimmer beziehen und auch nicht zu den Jungs. Außerdem haben wir ein Bett frei, also ist doch alles in Ordnung.«

»Wow, verteidigst du sie gerade?« Rachel klingt verblüfft. »Und ich dachte du wärst eifersüchtig auf sie.«

»Hä?« Ich befeuchte meine Zahnbürste. »Wieso sollte ich eifersüchtig sein?« Klar, Leila ist wunderschön, aber ich messe mich mit keinem auf eine körperliche Weise. »Weil sie viel Zeit mit diesem heißen Chase verbringt.« Ich unterdrücke mir ein Lachen und beginne mir die Zähne zu putzen. Meine Freunde haben uns beide gestern beobachtet und mich daraufhin ausgequetscht. Zed fand meine Aktion mit dem Basketball Hammer mäßig.

Wir gelangen heute Vormittag an den Hafen von Wilmington und besuchen dann das Delaware Art Museum. Museen interessieren mich nicht besonders, allerdings dürfen wir danach die Stadt erkunden und haben den Rest des Tages frei. Blair und Rachel möchten mit den Jungs etwas Alkohol einkaufen gehen und danach mit mir Shoppen.

Ich entscheide mich für ein kurzes, minzfarbendes Kleid mit dünnen Trägern. Der Stoff liegt eng an den Hüften und wird dann breiter. Dazu ziehe ich weiße Stiefel an und kämme meine Haare gut durch um mir zwei kleine Strähnchen zu flechten, die ich hinten zusammenstecke.

Zwei Stunden später befinden wir ins im Bus auf dem Weg zum Delaware Art Museum. Ich sitze neben Nate ganz weit vorne und bestaune die Landschaft Wilmington aus dem Fenster. Chase und seine komplette Bande sitzen ganz hinten, damit die Lehrer ihren Unfug nichts mitbekommen. Immer wieder sehe ich verstohlen zu Zed rüber, der neben Brian sitzt und andauernd seinen Kopf in seinen Rucksack steckt. Er scheint extrem stolz darauf zu sein ein kleiner Schmuggler zu sein. Sogar zu einem Tagesausflug bringt er Alkohol mit und vorhin beim Frühstück betonte er immer wieder, dass er ein wichtiges Treffen im Museum veranstaltet hat.

»Gefällt es dir hier?« Nate hat sich weiter zu mir gelehnt um besser aus dem hohen Fenster sehen zu können. Die Landschaft Wilmington erstreckt sich neben mir und ich kann meine Augen nicht davon abwenden. Hier ist es deutlich brauner als bei uns in Beaufort. Die Häuserfassaden bestehen aus roten Backsteinen und die Bäume haben größtenteils ihre grüne Farbe verloren. Die Straßen sind nicht sonderlich gut gebaut, immer wieder stolpert der Bus über Löcher und lässt mich erschaudern. Immer, wenn dies geschieht, kribbelt etwas in meiner Bauchgrube. So als würde ich Achterbahn fahren und irgendwie liebe ich dieses Gefühl.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt