Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1

Kapitel 37

»Dieses gefällt mir.« Rachel nimmt ein grünes Kleid vom Ständer und präsentiert es Blair, Fiona und mir. »Das könnte dich etwas blass wirken lassen«, merkt Blair an und legt den Kopf schief.

»Also ich finde es super«, offenbart uns Fiona. Kurzerhand steckt Rachel das Kleid zurück und sucht sich ein anderes raus.

Nachdem ich vor einer guten Stunde meine Handtasche vom Brunnen geholt habe, rief ich Blair an und fragte, wo sie sind. Der Fußweg bis zu dem Café, in dem sie vorhin noch zusammen saßen, befand sich nur fünfzehn Gehminuten vom Museum entfernt. Nachdem sie einen guten Vorrat an Getränken gekauft haben, trennten sich die Wege der Jungs. Sie nahmen das ganze Zeug mit und chillen nun im Park.

Wir klappern gerade die Geschäfte in der Innenstadt ab, danach möchten wir noch bei einem Italiener Essen gehen. Trotz der vielen hübschen Klamotten und der neuen Stadt, kann ich einfach nicht aufhören an den eigenartigen Moment mit Chase Woodchuck denken. Auf meinem Körper liegt eine Gänsehaut und meine Finger sind ununterbrochen am Kribbeln. Ich fühle mich als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren, oder als würde sich etwas gravierend verändern.

Das schlimmste an allem ist, dass mir die Zeit mit Chase gefallen hat! Kann mich mal jemand an den Haaren packen und durch die Stadt ziehen? Ich verdiene Folter auf die grauenhafteste Weise! Noch dazu würde mich diese Person an den Haaren ziehen, die Chase unter den gottverdammten Händetrockner gehalten hat. Ich meine, welcher Mensch kommt bitte auf so eine absurde Idee? Und dennoch bringt mich die Erinnerung daran zum Lächeln, weil das ganze so grotesk ist! Jede andere Person würde ich fertigmachen, wenn sie meine Haare schnappt und sie unter so ein Gerät haltet. Aber bei Chase habe ich das Kribbeln in meinem Körper genossen, welches ich währenddessen empfunden habe.

Als er mich in den Brunnen geschubst hat, war ich erst viel zu verblüfft. Ich hätte niemals gedacht, dass er dies wirklich tun würde! Doch dann empfand ich so eine Genugtuung als er ebenfalls darin landete. Ich hatte Bauchkrämpfe von dem ganzen Gelächter und ihm schien es ähnlich zu gehen. Meine Wangen waren am Glühen, das sind sie irgendwie immer noch.

Was mich am meisten irritiert war mein Vertrauen. Eigentlich sollte ich kein Wort mit diesem Jungen wechseln, dafür hat er mir zu viel angetan. Immerhin ist Chase noch der gleiche Junge, der seinen Drink über mich gekippt hat, mir etwas ins Getränk mischte, mir Drogen in die Handtasche tat und mich in Zeds Jeep fotografierte.

Also habe ich gar keinen Grund ihm zu vertrauen.

Und trotzdem fühlte ich mich gemeinsam mit ihm auf der Dachterrasse so sicher und wohl wie noch nie. Ich wollte nicht, dass dieser Moment endete und ich zuckte nicht zusammen, als wir uns unbewusst näher kamen. Mir wurde ganz schwindelig von dem Anblick seiner Brust mit dem nassen T-Shirt. Jedes seiner perfekten Bauchmuskeln wurden sichtbar und ich musste mich streng zusammenreißen um nicht darauf zu starren. Ich habe schon viele durchtrainierte Oberkörper gesehen. Sehr oft wurde ich in meinem Leben angemacht, wobei mir sämtliche Körper präsentiert wurden. Doch noch bei keinen von ihnen wollte ich meine Hand ausstrecken um die Muskeln zu berühren. Niemand verursachte in mir ein Verlangen nach körperlicher Nähe. Dann tauchte Chase Woodchuck auf der Terrasse auf, was alles veränderte.

Als wir uns eng gegenüberstanden, brannten meine Sicherungen nicht durch. Ich wollte keinen Abstand zwischen uns bringen, ebenso nicht, als er seine Hand an meine Wange legte. Erst war es gewöhnungsbedürftig, doch dann konnte ich nicht anders als mich seiner Berührung entgegenzubringen. Normalerweise entziehe ich mich sofort sämtlichen Berührungen, die meine Komfortzone überschreiten. Also was um Himmels Willen unterscheidet Chase von den Rest der Männerwelt?

Es ist super ätzend.

Wisst ihr was noch ätzend war? Das leere Gefühl, als er mich auf der Herrentoilette allein gelassen hat. Minuten lang habe ich auf die dunkle Tür gestarrt, durch die er geflüchtet ist. Etwas muss seine Laune innerhalb von Sekunden verändert haben. Es war als würde er es nicht länger mit mir aushalten. Kurz empfand ich Mitleid mit den ganzen Typen, mit denen ich schon für meine Freundinnen Schluss machen musste.