Kapitel 44

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Etwas später gesellen wir uns zum Pool um zu entspannen. Die Jungs stoßen auf zu uns und haben es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht uns zu ärgern, da sie uns andauernd nass spritzen.

Während dem Frühstück kamen Ms Wesley und Mr Bold zu uns und erinnerten uns daran, dass wir uns alle um siebzehn Uhr am Oberdeck treffen. Heute auf dem Plan steht ein Theaterbesuch für ein Musical über die russische Föderation um unser Wissen aufzufrischen. Die Show trägt den Namen Fiddler on the Roof. Klingt nicht besonders spannend, allerdings haben wir keine Chance uns daraus zu winden. Danach haben wir die Möglichkeit uns das Grand Opera House bei Nacht zu bewundern. Es wird anscheinend beleuchtet und die bunten Farben sollen fanstatisch zu dem Kontrast der Oper aussehen.

Beim Essen hatte ich starke bedenken, Ms Wesley würde das Gespräch mit mir suchen wegen der Sache am Brunnen. Damit wäre die Geheimnistuerei hinfällig, da ich zusammen mit Nate und Zed am Tisch saß. Zum Glück blieb ich verschont, da es ihr anscheinend reicht meine Eltern mit meinem Benehmen in Kenntnis zu setzen.

»Müssen wir uns für das Theater rausputzen?« Zed wirkt wenig überzeugt. Wir sind zu fünft im Pool, das Wasser ist erstaunlich warm. Es kommt mir beinahe vor wie im Whirlpool, nur ohne dem Massageteil.

»Das ist der beste Aspekt an dem Abend, Zed.« Blair zwinkert ihm zu. Nate steht neben mir am Rand. Mit meinen Fingern spiele ich an der Oberfläche des Wassers und versuche meine Gedankenwelt abzuschalten.

»Ich bin auf dafür, dass ihr mit Schlips und Krawatte geht«, werfe ich ein. Nate schnaubt. »Als würde ich so ein Zeug mit auf eine Klassenfahrt nehmen.«

»Also Nate hat so einiges Zeug mitgeschleppt.« Ich nehme ihn ernst ins Visier, worauf er nur mit dem Kopf schüttelt.

»Ich sorge halt vor.« Wir haben den Jungs direkt erzählt was passiert ist. Sie waren genau so überrascht wie wir und von nun an wollen wir unsere Umgebung besser im Auge behalten. Zed ist jedoch der Meinung, dass einer der North-Coast-High das Foto geschossen haben muss. Mit dieser Vermutung steht er allein, da ich nicht dieser Ansicht bin.

Es klingt saudämlich, aber ich vertraue Keaton und ich denke er würde mich in Kenntnis setzen, wenn einer seiner Freunde so hinterhältig ist. Also ja, ich glaube nicht daran.

»So nennst du das«, gibt Rachel amüsiert von sich. »Wie verlief eigentlich eure Party gestern Nacht?«

Zed grinst sie schief an. »Was glaubst du denn? Wir haben kein Aufsehen erweckt und wurden nicht erwischt.«

»Oder es hat uns jemand erwischt, aber sie hatten kein Bock sich mit uns auseinanderzusetzen. Immerhin haben wir nichts schlimmes getan«, betont Nate gelassen. »Nichts Schlimmes getan? Ich war nur fünf Minuten bei euch und ging fast mit Migräne wieder raus.« Zed grinst mich erneut an.

»Wenn wir das Wiederholen seid ihr am Start.«

»Nur wenn ich meinen süßen Kellner einladen kann«, antwortet Rachel und sieht Zed an. »Ladys, ihr könnt einladen wen ihr wollt.«

»Nur keinen von denen.« Irritiert sehe ich zu Nate, der jemanden ins Visier genommen hat. Ich folge seinen blicken und atme tief durch, als ich die fünf Typen mustere, die auf den Weg zum Pool sind. Unter ihnen befindet sich Keaton, Seth und auch Chase. In dem Moment schalten sich meine Rückenschmerzen wieder zu Wort.

Sie tragen allesamt keine Oberbekleidung, sondern nur Badehosen. In meinem Hals macht sich ein Knoten bemerkbar, als ich missbillig zu Chase schaue. Er läuft mit so einer Sicherheit, als wäre er der Boss dieses verdammten Schiffs. Meine Augen ruhen auf seinen langen Beinen, dann halte ich an der roten Badehose inne. Hitze schießt durch meine Wangen je weiter ich an ihm rauf schaue. Seine Bauchmuskeln schimmern im Licht, dunkle Haare zeichnen sich unterhalb seines Bauchnabels ab und verschwinden in seiner Badehose. Er trägt eine Kette um den Hals, den Anhänger kann ich nicht ganz deuten, aber ich schätze es ist ein Anker. Ich komme an seinem Gesicht an, ich erkenne den Schatten seines drei Tage Bartes. Seine Lippen sind zu einer schmalen Linie gezogen, als ich in seine Augen schaue fahre ich in mich zusammen. Während er zusammen mit seinen Freunden auf den Pool zuläuft, sieht er mich genau so fesselnd an wie ich.

Ich habe das Verlangen unter das Wasser zu tauchen, ich möchte verschwinden und mich nicht diesem Schicksal hingeben, doch es ist zu spät für einen eleganten Rückzieher.

Seine Freunde sind in ein tiefes Gespräch gewickelt, doch er scheint sich rauszuhalten. Sie legen ihr Zeug auf einen der Liegen ab und springen allesamt ins Wasser, nur Gott sei Dank, auf der gegenüberliegenden Seite von uns. Unsere zwei Freundesgruppen trennt hiermit einige Meter, die jedoch leicht zu überbrücken sind.

Blair schwimmt auf mich zu. »Alles okay? Wir können verschwinden, wenn du magst.« Sie flüstert, damit uns keiner hören kann. Obwohl sie mit mir spricht, nehme ich sie nicht in Betracht, da ich viel zu sehr damit beschäftigt bin Chase anzustarren. Er ist der Einzige, der bloß seine Beine im Wasser taumeln hat. Er sitzt am Schwimmbecken, seine Hände hat er seitlich platziert, damit er sich etwas nach hinten lehnen kann. Seine Haare stehen ihm verflucht sexy in der Stirn, er sieht unverschämt gut aus. Zum Glück schenkt er mir keine weitere Aufmerksamkeit, sondern unterhält sich nun mit Seth, der vor ihm im Wasser schwimmt.

»Nein«, bringe ich etwas heiser hervor. »Mir geht es gut.« Blair beäugt mich noch einen Moment von der Seite. Sie wirkt unentschlossen, ob sie mir meine Worte abkaufen kann. Ich recke das Kinn und wende mich zu Nate, der immer noch neben mir steht. Um mich abzulenken, muss ich aufhören andauernd in Chases Richtung zu schauen, also widme ich mich meinem besten Freund. Kichernd drücke ich seinen Kopf unter Wasser. Er scheint verblüfft zu sein, aber ziemlich schnell schlingen sich seine Arme um meinen Körper, dann taucht er auf und wirft mich einen Meter weit weg.

Ich schreie hysterisch auf und halte mir die Nase zu, bevor ich abtauche. Ich öffne die Augen unter dem Wasser und erkenne die Umrisse von Nate. Schnell schwimme ich auf ihn zu und tauche vor ihm wieder auf.

»Buh!«

»Wow, bin ich erschrocken.« Lachend fährt er sich mit der Hand durch die Haare, um sie aus dem Gesicht zu bekommen. Bei mir ist es viel schlimmer, da ich mir keinen Zopf gemacht habe. Überall wo ich hinschaue, liegen meine blonden Haare, ich sehe kaum etwas. Pustend versuche ich mir eine klare Sicht zu beschaffen. Zur Hilfe greift Nate nach meinem Handgelenk um mich an den Rand zu befördern.

»Danke.« Ich kann den Boden wieder unter meinen Füßen spüren, da es am Rande eine Stehmöglichkeit gibt. Frustriert versuche ich meine Haare nach hinten zu befördern, damit sie mir nicht im Gesicht hängen.

»Wir haben lange nichts mehr zu zweit gemacht«, merkt Nate geknickt an. Blair, Rachel und Zed haben sich an den Rand gesetzt und stecken in einer Unterhaltung.

»Ja, da hast du wohl recht.« Nate kommt mir etwas näher, was mich unsicher macht. Ich drücke meinen Rücken an den Rand und riskiere einen kurzen Blick zu den anderen Jungs. Mir stockt der Atem, als ich feststellen muss, dass Chase mich bereits anschaut. Er sitzt noch immer auf dem Rand und wirkt wie unter Strom. Seine ausdruckslose Miene verleitet mir eine Gänsehaut, trotzdem flattert etwas in meiner Magengrube auf, da er mich anschaut, als wäre ich das Einzige was er sehen möchte.

Etwas überfordert schaue ich zurück zu Nate, der es sich neben mich bequem gemacht hat. »Wir sollten uns mal zu zweit rausschleichen und Spaß haben. So wie neulich, als wir bei mir Slushy getrunken haben.« Ich nicke bloß, dann fällt mir Keaton ins Visier, der aus dem Pool gestiegen ist um einen Wasserball zu besorgen.

»Hey, Melody.« Er bleibt kurz stehen, als er an uns vorbei läuft. Nate wirkt verwundert, genau wie Zed, der uns nun Aufmerksamkeit schenkt.

»Hey.« Ich lächle ihn schüchtern an. Er läuft zurück zu seinen Freunden und springt ins Wasser. Seine Jungs jubeln auf, tauchen seinen Kopf unter Wasser als würden sie auf ihn einprügeln. Als Keaton an die Oberfläche kommt schmeißt er den Ball zu seinen Freunden, die anfangen sich den gegenseitig zuzuschmeißen. Keaton fängt meinen Blick auf und deutet mir schließlich mit einer Kopfbewegung zu, dass ich zu ihm soll.

Erst weiß ich nicht wie ich darauf reagieren sollte, doch dann überwiegt das Verlangen mit Keaton zu sprechen und der Möglichkeit so in der Nähe von Chase zu sein. Das ich zu der Person möchte, die mich fallen lassen hat ist mir ein Rätsel. Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen.

»Ich bin gleich zurück«, murmle ich zu Nate und schwimme dann zum anderen Beckenende. Ich kann mir vorstellen wie verblüfft Zed und Nate sein müssen, wenn sie erst einmal sehen, wie ich mich mit Keaton unterhalte. Danach kann ich nicht mehr für mich behalten was gestern passiert ist.

Ich umrunde die Jungs, die mit dem Wasserball spielen und gelange zu Keaton an den Rand. Chase sitzt nur wenige Meter von uns entfernt und ich spüre seine Blicke permanent auf mir ruhen. Es ist als könnte er mich so berühren können, mein ganzer Körper beginnt zu Kribbeln an. Das alles ist so ätzend.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt