Melody
Nur auf meinem Zimmer zu bleiben, lässt mich von Tag zu Tag dümmer werden. Mom und Dad lassen mich nicht aus dem Haus und nur zum Essen aus meinem Zimmer. Schön, ich habe ein eigenes Wohnzimmer mit einem Balkon, von dem vermutlich tausend Leute träumen und ein Badezimmer mit einer eingebauten Sauna und einem Whirlpool. Nichtsdestotrotz haben sie kein Recht mich so von der Gesellschaft abzugrenzen. Nur mit meinem Handy halte ich den Kontakt zu meinen Freunden, meine Eltern holen für mich die Aufgaben in der Schule ab. Heute ist Tag vier meines Urlaubs und ich halte es nicht mehr aus. Wenn ich so lange fehle wird jemand anderes meinen Platz in der Pyramide einnehmen und das darf nicht passieren! Die Leute in der Schule dürfen nicht vergessen, dass es mich gibt. Sie können mir nicht die Krone abnehmen und mich so vom Tron stoßen. Aus diesem Grund setze ich meinen Plan, den ich schon seit vier Tagen schmiede, in die Tat um. Ich schließe meine Zimmertür ab, damit meine Eltern im Notfall denken, dass ich keine Lust auf sie habe und mich deswegen eingeschlossen habe. Ich habe seit Jahren eine lose Leiter in meinem Wandschrank, meine Eltern wissen nichts davon. Ich kann diese ganz leicht am Balkon befestigen und so hinab steigen. In den letzten Tagen wollte ich nie so weit gehen, doch jetzt bleibt mir nichts anderes übrig.
Ich ziehe mir ein pinkes, bauchfreies Top an und einen kurzen, schwarzen Rock. Alles an mir wirkt attraktiv für andere, wie ich mich wohl fühle ist in dem Fall nebensächlich. Mom und Dad müssten beide nicht Zuhause sein, also beeile ich mich. Innerhalb von zehn Minuten bin ich in unserem Vorgraten angekommen und verstecke die Leiter in einem Gebüsch. Ich kann nur hoffen, dass unsere Nachbarn nichts von meinem Ausbruch mitbekommen, sie würden nicht lange Fackeln und meinen Eltern alles erzählen. Und dann heißt es für mich: Tschüss Strand und hallo Internat!
So weit darf es niemals kommen.
Da es viel zu auffällig wäre, wenn ich mit meinem Auto fahre, rufe ich mir ein Taxi, welches mich zur Schule bringen soll. Meine Freunde wissen nichts von meinem Ausbruch, sie haben keine Ahnung, dass ich mich zu ihnen schleiche. Angekommen vor dem Schulgebäude bezahle ich den Fahrer und bleibe am Straßenrand stehen. Für die ersten Minuten nehme ich bloß das Gebäude in Betracht und erinnere mich an die Zeit vor den Sommerferien. Ich war schon eine Ewigkeit nicht hier gewesen und ich kann immer noch nicht fassen, dass mich meine Eltern wegen Nobody beurlauben ließen. Mir geht es weniger um den Stoff, den ich verpasse, sondern um meinen Beliebtheitsgrad. Es ist verdammt schwer und anstrengend jeden von sich überzeugen zu können und wenn ich mich Zuhause verkriechen muss, ist es ganz und gar unmöglich.
Bevor ich den Weg hinein wage, straffe ich die Schülern, drücke den Rücken durch und richte die imaginäre Krone auf meinem Kopf. Die Prinzessin, so wie mich alle bezeichnen, ist zurück und bereit die Schulflure zu regieren. Ich umklammere mein pinkes Täschchen fester und steuere den dunkelroten Steinweg zum Haupteingang an. Unsere Schule ist nicht sonderlich groß, aber modern. Das Gebäude wurde vor fünf Jahren neu storniert und beinhaltet die neuste Technik. Die Spiegel in der Damentoilette hat sogar eine eigene Beleuchtung. Die Schulflure sind leer, der Unterricht läuft. Mit sicheren Schritten marschiere ich auf meinen Klassenraum zu, der geschlossen steht. Bevor ich, ohne zu klopfen, eintrete, lege ich mir meine Haare zurecht. Ein selbstsicheres Lächeln umspielt meine Lippen als ich die Tür aufziehe und mich auf alles einstelle.
Zu meiner Überraschung finde ich keinen Lehrer vorne an der Tafel vor, meine Klassenkameraden sitzen im Raum verteilt, einige hocken auf den Tischen und auf der Fensterbank.
»Melody?« Nate springt von seinem Platz auf und eilt zu mir. Irritiert nehme ich den Raum in Betracht, alle starren mich mit großen Augen an. »Es kann ja sein das ich mich irre. Aber nach meinem Stundenplan hätten wir jetzt eigentlich Mathematik.«
»Freistunde«, klärt Blair mich auf, die ganz hinten zusammen mit vier anderen Schülerinnen hockt. Sie lackieren sich gegenseitig die Nägel. »Freistunde«, wiederhole ich und beiße mir auf die Unterlippe. »Also bin ich völlig zwecklos vom Balkon gekrabbelt.« Seufzend pfeffere ich meine Handtasche auf den ersten Tisch. Josh, der Nerd der Klasse, beäugt sie skeptisch, da sie nun vor seinen Augen liegt und seine Arbeitsblätter blockiert.
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Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1
Roman d'amourRache ist süß. Aber was passiert, wenn sich dein Herz einmischt? Was geschieht, wenn aus Rache bitteres Verlangen wird? Diese Frage stellt sich Chase Woodchuck, als er ohne Vorwarnung in Melody Princetons Leben tritt und eine offene Rechnung begl...