Kapitel 9

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Melody

Langsam fange ich an meine Augen zu öffnen. Höllische Schmerzen schießen durch meinen Kopf, ich kann meine Augen nicht offen halten. Ich bewege meine Arme, dann meine Beine, bis ich schließlich einen warmen Arm berühre. Erschrocken schrecke ich hoch, sodass ich Kerzengerade auf dem Untergrund sitze. Übelkeit erfasst mich, ich presse meine Handfläche auf meinen Mund.

Mit viel Mühe schaffe ich es meine Augen aufzumachen. Ich befinde mich in einem Schlafzimmer, eine männliche Person liegt neben mir. Er ist von mir weggedreht und schläft noch, aber ich habe keine Zweifel an seiner Identität. Ich kenne dieses Schlafzimmer in und auswendig. Jemand hat mich in Nates Bett verfrachtet. Immer, wenn wir alle feiern waren oder zu viel getrunken haben, übernachten wir in Nates Strandhütte. Blair, Rachel und Zed müssen sich immer im Wohnzimmer aufteilen. Mein Platz war schon immer Nates Bett.

Erneut überfällt mich die ausbreitende Übelkeit und ich springe wie eine besessene vom Bett. Mit unsicheren Schritten taumle ich in den Flur, geradewegs ins Badezimmer. Es dauert keine zwei Sekunden, bis sich alles Angestaute von letzter Nacht aus meinem Körper begibt.

Meine Erinnerungen an die gestrige Nacht sind verschwommen. Wenn ich scharf darüber nachdenken möchte, schießen weitere Schmerzen durch meinen Kopf. Es fühlt sich an, als würde sich jemand mit einer Bohrmaschine vergnügen und das an meinem zierlichen Kopf. Wie bin ich gestern hergekommen? Zuletzt erinnere ich mich daran, wie ich dem unbekannten Mädchen aufhelfen wollte und dabei selbst im Sand gelandet bin. Alles danach ist weg. Ich erinnere mich, wie schwindelig mir wurde und das ich mich selbst nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Alles vor meinen Augen wurde Schwarz, ich konnte kaum noch Umrisse wahrnehmen. Alle Geräusche um mich herum verstummten, ein Tunnelblick legte sich auf meine Augen. Dann sah ich nur noch schwarze Sternchen. Das nächste an das ich mich erinnere ist, wie ich eben in Nates Bett aufgewacht bin.

Minuten vergehen, erst dann rapple ich mich auf, betätige die Spülung und versuche mich auf den Beinen zu halten. Das Waschbecken steht nur wenige Zentimeter entfernt, ich kralle meine Finger an das Porzellan und wage es in mein Spiegelbild zu schauen.

Ich sehe grauenvoll aus! Meine langen Haare sind völlig verknotet und unordentlich. Ich will mir den Schmerz gar nicht vorstellen, den ich später beim Kämmen erleben werde. Mein Make-Up von letzter Nacht klebt noch in meinem Gesicht, die Mascara hat sich unterhalb meiner Augen abgesetzt. Ich wirke wie ein Vampir, der zu lange im Sonnenlicht stand. Von so einer Aktion bekomme ich nur Pickel und morgen geht die Schule wieder los! Wie soll ich das überleben? Ich fühle mich wie tot. Als hätte man mich begraben und anschließend wieder aus der Erde gezogen. Genau, das trifft es. Eine wandelnde Leiche.

»Verdammt.« Ich fahre mir mit einer Hand übers Gesicht. Ich trage nicht mehr mein Kleid von gestern, sondern eins von Nates T-Shirts. Jemand muss mich gestern ausgezogen haben. Das alles ist wie ein schwarzes Loch, ich erinnere mich an gar nichts mehr.

Als ich durch den Spiegel in meine Augen sehe, taucht ein braunes Augenpaar vor meinem Inneren auf. Ich ziehe vor Schmerz die Luft ein, mein Schädel pocht wie verrückt. Als wäre ich mit dem Kopf eben gegen den Bordstein gefallen und mit einer Gehirnerschütterung davongekommen. Bin ich gestern hingefallen? Habe ich eine Gehirnerschütterung?

Diese braunen Augen erscheinen erneut vor meinem Sichtfeld, ich habe sie genau vor mir. Dieser Unbekannte rempelte mich mit seinem Drink an und verursachte so, dass mein Kleid in die Tonne kann. Was war in dem Moment los mit mir? Ich konnte ihn nicht fertig machen, ich konnte meine Wut nicht an ihm auslassen. Er hatte etwas Gefährliches an sich, etwas, das ich nicht deuten kann. Ich habe sowas noch nie bei einer Person gespürt. Mir haben die Worte gefehlt und Melody Princeton fehlen normalerweise niemals die Worte! Ich benutze meine Zunge als Waffe. Wenn mir etwas nicht passt, spreche ich es laut aus und ich habe kein Problem damit jeden um mich herum fertigzumachen. Ich halte mich nie zurück, ich trage meine Gedanken auf der Zunge, aber bei diesem Typ war alles anders. Ich war nicht in der Lage gewesen ihn in die Schranken zu weisen.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt