Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1

Kapitel 23

Melody

»Gehirnfrost!«, stöhne ich und werfe den leeren Slushybehälter auf den niedrigen Tisch. Ich kneife die Augen fest zusammen und lehne meinen Kopf gegen das Polster der Couch. Nate und ich haben es uns auf dem Teppich im Wohnzimmerbereich bequem gemacht und bestellten vor zwei Stunden eine Menge Mist bei einem Lieferanten. Den Slushy hatten wir bis eben noch im Gefrierschrank gelagert, der Druck in meinem Kopf lässt langsam nach. Wir haben uns die gesamte Zeit unterhalten, leise Musik gehört und einfach abgeschaltet. Wir hatten keine Zuschauer, somit musste ich keine Angst um mein Image haben und so sein, wie ich es wollte. Wir redeten viel über die alten Zeiten und es fühlte sich eigenartig schön an, eine Poolparty zu schwänzen. Sonst sind meine Freunde und ich eine der letzten die verschwinden, doch in dieser Nacht spielte ich mit anderen Regeln.

»Das gehört dazu«, lacht Nate neben mir und schlürft an seinem roten Slushy. Jedenfalls hört es sich so an. Angestrengt öffne ich die Augen und sehe zu ihm rüber. Er leert den Becher in nur wenigen Atemzügen, ihm scheint die Kälte gar nichts auszumachen. Fassungslos schüttle ich den Kopf und schaue ihm dabei zu. Dann stellt er seinen leeren Becher auf den Tisch und hebt triumphierend die Hände in die Luft. »Gewonnen!«

»Wir haben gar nicht gewettet!«, werfe ich kopfschüttelnd ein. »Haben wir nicht?« Nate sieht mich an, dann muss ich kichern. »Deine Zunge ist ganz blau!« Lachend lege ich den Kopf in den Nacken und halte mir die Hand vor den Mund. »Und deine ist rot. Machen wir Violett draus?« Nate beugt sich verschwörerisch vor, dann beginnt er zu Lachen an und ich steige hinein. Puuh, für einen kleinen Moment dachte ich sein Anmachspruch wäre ernst gemeint. »Nur in deinen Träumen«, witzle ich.

»Naja, dann weiß ich wenigstens was ich heute Träumen möchte.«

»Wenn wir überhaupt noch ins Bett kommen.« Inzwischen müssen wir schon weit nach drei Uhr nachts haben, bald müsste wieder die Sonne aufgehen. Ich trage weiterhin nur meinen Bikini und Nates Hemd. Vorhin wurde mir kalt, da krallte ich mir eine Tagesdecke, die jedoch wieder ziemlich schnell von meinem Körper flog. Irgendwie bin ich stolz auf mich, obwohl ich gegen viele meiner Prinzipien verstoßen habe. Allerdings habe ich keinen weiteren Gedanken an Chase verschwendet und das muss doch was heißen, oder?

»Mi casa es su casa. Wenn du schlafen gehen möchtest kannst du das jederzeit tun.« Nate greift sich seine Wasserflasche und trinkt diese bis zur Hälfte aus. »Wie kannst du so viel Trinken und nie auf Toilette gehen müssen?«

»Danke. Jetzt hast du meine Blase daran erinnert, dass ich endlich mal Schiffen gehen muss«, knurrend erhebt Nate sich und verschwindet im Flur, in dem das Gästebadezimmer angebaut ist. Das große Bad mit der Dusche befindet sich oben. Grinsend schaue ich Nate hinterher, bis er im dunklen Flur verschwindet, dann atme ich verzweifelt aus. Ich bin allein, somit meinen Gedanken ausgesetzt. Unwillkürlich ziehe ich meine Beine an meinen Oberkörper und widerstehe dem Drang mir die Tagesdecke überzustreifen, da mir ein Schauer über den Rücken läuft. Mir geht es relativ gut, wenn ich in Gesellschaft bin, aber allein habe ich keine Chance gegen meine Gefühle anzukämpfen. Gerade jetzt gehen mir unendlich viele Dinge durch den Kopf die mir das Leben erschweren, ich denke an meine Eltern. Wir werden wohl nie einen gemeinsamen Nenner finden, da sie immer etwas auf die Palme bringen wird. Dann kräuseln meine Gedanken an Chase zurück und ich stelle mir für einen winzigen Moment vor, dass ich gerade in seinem Hemd auf dem Boden sitze und auf ihn warte, nicht auf Nate. Meine Kehle schnürt sich zusammen, vor meinen Augen spielt sich ein komisches Szenario ab. Chase und ich hocken in seiner untergekommenen Hütte, schlürfen an einem eiskalten Slushy und Küssen uns um die beiden Farben in eine Harmonie zu verwandeln. Und das Schlimmste daran ist: Mir macht dieser Gedanke keine Angst, ich zucke nicht zusammen, wenn ich mir vorstelle, wie Chase mich berührt.