Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1

Kapitel 58

Chase

Ich bestelle noch ein Bier an der Bar und kämpfe mich dann an den ganzen feiernden Leuten vorbei. Eigentlich sollte ich schon am Strand sein um Melody zu sehen, doch dann fing Leila an mich voll zu quatschen. Sie hat ihren Mund gar nicht mehr zugemacht und hat mir ihre neuen Bilder auf der Kamera präsentiert. Irgendwann konnte ich mich von ihr abschirmen und jetzt bin ich auf den Weg zum Ufer, da Keaton Melody bereits bescheid gegeben hat, dass ich dort auf sie warte.

Meine Sehnsucht nach ihr ist in den letzten Stunden rasant gewachsen. Wie oft ich heute nachgeschaut habe, ob sie online ist, werde ich niemals zugeben! Nur über meine Leiche. Und ich werde auch nie zugeben, wie glücklich es mich gemacht hat, wenn mich eine Nachricht von ihr erreicht hat. Ehrlich, kann man einen dauerkrampf an den Wangen bekommen? Ich bilde mir nämlich schon den ganzen Tag ein, dass sie schmerzen, als hätte ich einen Muskelkater vom ganzen Grinsen.

Ich erkenne weiße Umrisse. Langer weißer Stoff blitzt in der Dunkelheit auf, meine Kehle wird staubtrocken. Ich nähere mich dem Ufer mit langsamen Schritten, da ich Melody überraschen will. Ich liebe es, wie schreckhaft sie sein kann. Ihre langen, blonden Haare wehen im leichten Wind, sie hat den Rücken zu mir gedreht. Gott, ist sie schön. Wenn ich sie ansehe, erkenne ich den unterschied zwischen hübsch und wirklich schön.

Ich trete einen Schritt vor den anderen, meine Finger kribbeln. Doch dann ändert sich die Situation rasant. Eine weitere Person taucht in meinem dunklen Sichtfeld auf. Eine männliche Gestalt stolpert nach vorne, greift nach Melodys Arm, wodurch sie erschrocken aufschreit.

Meine Alarmglocken schlagen Alarm, meine Gedanken überhäufen sich. Erst bin ich nicht im Stande mich zu bewegen, doch dann sehe ich wieder klar. Mit schnellen Schritten nähere ich mich den beiden und erkenne schließlich Nate, der nach Melodys Handgelenk gegriffen hat.

»Du hast zu viel getrunken!«, ruft Melody überfordert und versucht sich aus seinen Griffen zu lösen. Aus dem Impuls heraus trete ich zwischen die beide und schubse Nate fest zurück, sodass er nach hinten taumelt und beinahe nach hinten umfällt.

»Chase!« Melody sieht mich schockiert an, doch dann wirkt sie erleichtert mich zu sehen. Nate rappelt sich aufrecht hin und funkelt mich böse an.

»Was ist hier passiert?«, frage ich aufgebracht und sehe zwischen den beiden hin und her. Melody wirkt völlig aufgelöst, sie hat ihre Arme vor die Brust verschränkt. »Nichts«, antwortet sie schließlich, doch sie kann mir nicht in die Augen schauen. Nate sagt nichts, er hat seine Lippen zu einer schmalen Linie verzogen, seine Hände liegen zu Fäusten.

»Ich muss hier weg.« Melody schüttelt aufgebracht mit dem Kopf und ergreift die Flucht. Ich sehe ihr hinterher, beobachte den weißen Stoff ihres langen Kleides, welches langsam in der Dunkelheit verschwindet. Kurz sehe ich erneut zu Nate, der sich jedoch nicht vom Fleck bewegt.

Viel zu spät setze ich mich schließlich in Bewegung und renne Melody hinterher. Sie ist schon beinahe bei der Strandbar angekommen, da stelle ich mich ihr in den Weg und halte sie vom Gehen ab.

»Was ist passiert?« Ich schaue ihr direkt ins Gesicht, doch sie schafft es nicht. Sie hat die Lippen zusammengepresst und sieht direkt an mir vorbei, als würde sie kein einziges Wörtchen mit mir wechseln wollen. Ihre Schultern sind verspannt, ihr Ausdruck ist leer.

Ich lege meine Handflächen an ihre Wangen und gehe noch einen weiteren Schritt auf sie zu. »Melody. Rede mit mir.« Sie sieht mir in die Augen. Ich schlucke fest.

»Ich dachte du wärst es am Strand. Als ich erkannt habe, dass es Nate ist, wollte ich wieder gehen, doch er hat mich schon gesehen.« Ihre Nasenflügel beben. »Er hat zu viel getrunken und wollte mich nicht mehr gehen lassen. Dann wurde ich lauter, was ihn wütender machte.« Keaton läuft an uns vorbei, zusammen mit Blair. Melodys Blick gleitet zu den beiden, dann macht sie sich von mir ab und reißt Keaton die Wodkaflasche aus der Hand, der er bei sich trug.