Kapitel 34

385 33 1
                                    

Es ist etwas frisch hier drinnen, was vermutlich an den Steinwänden liegt. Überall stehen Skulpturen herum, die alle etwas Außergewöhnliches an sich haben. Die erste Halle ist riesig, dafür geräumig.

»Wen interessiert sowas?« Zed taucht neben mir auf und deutet auf ein blaues Metallgestell, welches einen männlichen Menschen abbilden soll. »Kunstliebhaber?«, werfe ich ein.

»Das sieht so aus als hätte jemand einen Eimer voller blauer Farbe auf das Metall gegossen.«

»Das nennt man Kunst, Zed.« Ich stemme meine Arme vor die Brust um mich selbst zu wärmen. »Um was geht's?« Nate, James und Brian tauchen bei uns auf. »Ich versuche Zed weiß zu machen, dass hier wahre Kunst rumsteht.« Zed rümpft neben mir die Nase. »Versuch gescheitert.«

»Gib es auf.« James schaut mich belustigt an. »Als Zed und ich letztes Jahr gemeinsam an einem Kunstprojekt gearbeitet haben, hat er nichts weiter getan als auf die weiße Leinwand zu starren.«

»Das stimmt nicht!« Zed taxiert James mit seinen Blicken. »Am Ende habe ich die Leinwand an die Wand gehängt. Erinnerst du dich?« Nate und ich kichern auf. »Wie konnte ich das nur vergessen.« James rollt übertrieben mit den Augen und widmet sich zusammen mit Nate dem nächsten Kunstwerk.

»Zed, ich brauche dich!« Rachel taucht auf und packt seinen Arm. »Nein, eigentlich brauche ich deinen Rucksack.« Sie verschwinden beide, übrig bleiben Brian und ich. Zu zweit gehen wir zu der nächsten Skulptur, die einen Fuß als Pappmasche zeigt. Ich lege den Kopf schief um zu verstehen, wie man sowas als Kunst bezeichnen kann. Allerdings bin ich kein Experte und verstehe nichts von dieser Arbeit. Schon damals als Kind versagte ich beim Malen nach Zahlen.

»Wir müssen unsere heiße Diskussion von gestern noch weiterführen, Melody.« Ich schaue hoch zu Brian, der mich angrinst. »Hier? Machen dich diese Skulpturen etwa heiß?« Ich ziehe die Augenbraue hoch.

»Nicht die Skulpturen. Aber die Frau die davor steht.« Kichernd schüttle ich den Kopf und fange dann einen Blick auf. Chase steht einige Meter von mir entfernt vor einer Skulptur, die unserer gegenüber steht. Seine Hände hat er in den Taschen vergraben, seine haselnussbraunen Augen liegen ganz behutsam auf mir. Meine Wangen erröten und kurz scheine ich zu vergessen, wo ich mich befinde, ganz zu schweigen meinen Namen. Wie heiße ich nochmal?

»Ich fühle mich geschmeichelt. Allerdings stehe ich nicht auf Footballspieler.« Ich reiße meinen Blick von Chase ab und sehe Brian fest an. »Und bevor ich deine Chanen bei meinen Freundinnen verbaue, sage ich dir das lieber. Entschuldige mich.« Ich sehe ihn entschuldigend an, dann taumle ich nach hinten und laufe direkt in Zeds Arme.

»Princeton! Genau dich habe ich gesucht!« Bevor ich etwas erwidern kann, schnappt er sich meinen Arm und zieht mich in Richtung der Treppenstufen.

»Wohin entführst du mich?«, zische ich und lasse mich die Treppen nach oben zerren. Im zweiten Stock angekommen reiße ich meinen Arm von ihm ab und reibe die Stelle. »Mein Spion hat eben bestätigt, dass Ms Wesley und Mr Bold sich ins Café neben dem Museum gesetzt haben.«

»Und?«, frage ich dumm. Hier oben ist weniger los als unten und es befinden sich kaum Skulpturen hier. Der Raum ist hell und hat viele Fenster. In der Mitte erkenne ich eine große Glastür, die anscheinend auf die Dachterrasse führt. Einzelne Sitzbänke stehen hier auf dem Marmorboden und sämtliche Gemälde hängen an den Wänden.

»Ich bereichere deine Erfahrungen«, erklärt er knapp. Zed fischt sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf um. »Er ist gleich da.« Er läuft los und deutet mir mit einer Handbewegung ihn zu folgen. Wir gelangen in einen Nebenraum, indem fünf Gemälde mit goldenen Rahmen hängen. Inmitten des Raumes steht eine dunkle Sitzbank, mehr bietet der Raum nicht.

»Wer ist gleich da?« Ich verschränke meine Arme vor der Brust und fixiere Zed mit grimmigen Blicken. »Du lenkst mich von der Kunst ab, du Spinner.«

»Halt jetzt deinen wunderschönen Mund und schau zu.« In diesem Moment betritt ein älterer Mann den Raum und geht schnurstracks auf Zed zu. Er trägt einen schwarzen Pullover, die Kapuze hängt ihm tief im Gesicht. Generell schaut er kaum rauf, sondern starrt lieber auf den Boden.

»Hast du das Zeug?« Zed flüstert. Der Typ kramt etwas in seiner Bauchtasche hervor und streckt es Zed zu, der das Tütchen schnell in seiner Hosentasche verschwinden lässt. Mir klappt der Mund auf, als ich endlich kapiere, wobei es ihm hierbei geht. Ich kann es nicht fassen! Zed führt krumme Geschäfte und besteht darauf mich dabei zu haben!

»Hier.« Zed steckt ihm Geld zu, daraufhin verschwindet der Typ so schnell er hier aufgetaucht ist. Als würde es hier um einen harmlosen Blumenkauf gehen wendet Zed sich mir zu und klatscht in seine Hände. Das breite Grinsen auf seinen Lippen ist ekelhaft.

»Ist das dein scheiß ernst, Zed?« Meine Stimme bebt vor Wut. »Was, wenn euch jemand erwischt hat?«

»Mach dir nicht ins Hemd. Dieser Raum ist der einzige Raum ohne Kameras, Süße. Nur deine Augen haben dieses Gespräch mitbekommen.« Angewidert schüttle ich den Kopf. »Du kaufst dir echt Gras mitten in einem Kunstmuseum?«, frage ich aufgebracht. »Ich kann es schlecht auf dem Schiff machen, oder?« Er kommt lächelnd auf mich zu. »Komm schon, Melody. Du hast eben eine neue Erfahrung gemacht und wenn du magst, gebe ich dir etwas von dem Zeug ab. Dann verdankst du mir schon zwei neue Erfahrungen.« Er stemmt seine Arme vor seine Brust. »Ich möchte dein scheiß Gras nicht! Erinnerst du dich noch an die Strandparty? Da hat mich so ein Zeug Ohnmächtig gemacht!«, schreie ich fast. Zed möchte mir gerade den Mund zu halten, da gelangen unsere Freunde in den Raum. Es folgen noch drei weitere Typen aus unserer Klasse und Fiona. Mit Fiona hatte ich noch nie was zu tun, aber sie scheint ganz cool zu sein. Immerhin hängt sie viel mit James und Brian ab.

»Was geht hier vor sich?« Nate lässt sich auf die Sitzbank plumpsen. »Melody?« Fiona kommt auf mich zu und mustert mich besorgt. »Ist alles in Ordnung?« Sie hat eine ganz helle Haut und schwarze Haare. Generell erinnert mich alle an ihr an Schneewittchen. »Ja«, lüge ich und funkle Zed dann böse an. Ich schaffe es nicht ihn vor unseren Freunden auffliegen zu lassen. Sie würden seine Aktion nicht schlimm finden und außerdem möchte ich nicht, dass sie wissen, wie sehr mir so etwas gegen den Strich geht.

»Das Museum ist so öde!«, beklagt sich Blair, dann lässt sie sich neben Nate auf die Bank fallen. »Die Typen der North-Coast-High scheinen das ebenfalls so zu sehen. Sie haben sich hinter dem Museum angesammelt um zu Rauchen«, erzählt James. »Vielleicht geben sie mir eine Kippe ab?« Blair grinst hoffnungsvoll. »Für dich haben sie bestimmt etwas übrig«, werfe ich ein. »Vergiss es, Bubble Blair. Von den Typen kannst du dir nur etwas einfangen.« Zed klingt todernst. »Ja und wenn du eine Kippe brauchst, frag einfach Zed«, versetze ich kalt. »Sein Rucksack hat sich bereits aufgefüllt.« Ich lasse meine Augenbrauen zucken, wodurch Zed sich verspannt.

»Wir können in die Stadt gehen«, schlägt Nate vor. »Die meisten sind schon gegangen«, fügt Brian hinzu. »Wir können Shoppen gehen.« Fiona strahlt James an, der mit seinen Augen einen Hilferuf nachmacht. Kichernd nimmt Rachel Fiona unter ihre Fittiche.

»Keine Sorgen, du kannst mit uns Shoppen gehen. Aber zuvor müssen wir einen Getränkemarkt leer kaufen.«

»Stimmt. Wir wollten mit Zeds gefälschtem Ausweis Alkohol kaufen gehen.« Blair steht auf. »Ich hoffe du hast noch Platz in deinem Rucksack.«

»Nach diesem Tag sehe ich aus wie der Glöckner von Notre Dame.« Zed rümpft die Nase und geht voraus. Die Jungs folgen ihm sofort, genau wie Rachel und Fiona. »Ich bleibe noch etwas hier«, sage ich schnell zu Blair, bevor sie ebenfalls verschwindet. Ich habe überhaupt keine Lust die Stadt nach einem Getränkemarkt abzusuchen. Viel lieber bleibe ich hier und bewundere die Kunst, die ich nicht verstehe.

»Wieso?« Blair wirkt überrascht.

»Ich habe mich noch nicht umgeschaut und habe bisschen Kopfschmerzen. Ruf mich an, wenn ihr mit Getränke Shoppen fertig seid. Ich komme dann zu euch.« Auf Blairs Lippen bildet sich nach einer Pause ein Lächeln. »Ich weiß was hier vor sich geht. Hier wartet sicherlich ein heißer Kunststudent zwischen den Skulpturen auf dich. Keine Sorge, ich werde dich nicht länger von ihm fernhalten.« Sie zwinkert mir noch zu, dann verschwindet sie und ich bin in dem kalten Gebäude voller Stein allein. 

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt