Kapitel 8

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Chase

Erst habe ich überhaupt nicht mitbekommen, in welche Scheiße sich meine Freunde wieder geritten haben. Keaton stand bis vor kurzem noch neben mir, dann haute er einfach ab.

Seth steht aufgebaut vor einem der Schnösel, Leila befindet sich einige Schritte hinter ihnen. Seufzend kämpfe ich mir den Weg bis zu ihnen frei, einige Leute haben sich schon um Seth und den anderen kleinen Pimpf angesammelt.

»Du lässt deine Finger von ihr!« Seths Nasenflügel beben und er krallt seine Hände an den Kragen des kurzhaarigen Typens.

»Beruhig dich mal! Weißt du denn nicht wer ich bin? Ich wollte sie nur auf einen Drink einladen, du Bastard!« Ein weiterer Typ kommt dazu und versucht die beiden voneinander zu lösen. Eine Weile beobachte ich amüsiert die Szene und stemme meine Arme vor die Brust. Ich sehe es noch nicht als nötig einzuschreiten, Seth kann sich gut beschützen. Die Schlappschwänze von dieser Seite der Küste haben nichts drauf und haben keine Kraft in den Armen. Wenn sie Stress schieben, werfen sie mit Geldnoten herum und schaffen die Probleme so aus der Welt. Punkt.

»Kommt schon. Zed, entspann dich.« Der neue Typ versucht die beiden voneinander fernzuhalten, scheitert aber maßlos. Ich unterdrücke mir ein kichern und sehe kurz zu Leila, die erschrocken die Augen aufgerissen hat und das ganze beobachtet. Ich sollte zu ihr gehen und sie beruhigen, oder? Wo steckt Keaton eigentlich?

Kurzerhand lasse ich meinen Blick über die restlichen Leute gleiten und entdecke schließlich sie einige Schritte von dem ganzen Szenario entfernt stehen. Blondies Haare liegen ihr ordentlich über die Schultern, sie verdecken ihre Brüste. Die Brüste, die ich mit meinem Drink nassgemacht habe. Zu schade. Sie wirkt orientierungslos und starrt merkwürdig in ihren Becher. Sie drückt diesen immer näher an ihr Gesicht, versucht mit einem Auge hineinzuschauen. Sogar ich runzle deswegen kurz die Stirn. Was ist ihr Problem?

»Chase!« Leila ruft mich von der anderen Seite und winkt mich zu sich. Nur widerwillig löse ich meine Blicke von Blondie und gehe um die drei Streithähne herum.

»Was hast du angestellt?«, frage ich sie direkt. »Ich habe gar nichts gemacht. Dieser Widerling ist einfach zu mir gekommen und kam mit meiner Abfuhr nicht klar.« Ich stemme die Arme wieder vor die Brust und beobachte, wie Seth diesem Zed an die Gurgel springen will. »Tja. Sowas wie nein kennen die Kids hier nicht.«

»Wo warst du?« Keaton taucht neben uns auf, woraufhin Leila ihm fast um den Hals springt. »Ich musste kurz etwas erledigen.« Ein teuflisches Grinsen schmückt sein Gesicht, dann zieht er ein durchsichtiges Tütchen aus seiner hinteren Hosentasche hervor.

»Du hast deinen Stoff mit hier her genommen?« Leilas Stirn liegt in Falten. »Bist du High?«, fragt sie weiter. »Ich? Nein. Aber ich liefere dir die Story, auf die du gewartet hast.« Leila versteht nicht woraufhin Keaton hinaus will. Die Räder in meinem Köpfchen rattern ruckartig, mein Blick schnellt zu Blondie rüber, die sich schwer auf den Beinen halten kann. Der Becher in ihrer Hand liegt neben ihr auf dem Boden, sie steht ganz allein.

»Das hast du nicht gemacht, Keaton.« Ich spüre, wie mein Kiefer zuckt. »Was hat er gemacht?« Leila kommt dichter an mich heran, doch ich kann mich nicht bewegen.

»Du Arschloch!« Die drei Jungs erhaschen wieder unser Aufmerksamkeit. Zed liegt am Boden, Seth ist über ihn gebeugt. Der andere Junge scheint überfordert zu sein.

»Wir schreiten jetzt ein. Das Ganze wird langsam langweilig.« Keaton deutet mir mit einer Handbewegung zu, dass ich ihm folgen soll. Zu zweit schaffen wir es Zed von Seth zu lösen. Es erweist sich als ein Kinderspiel. Keaton hält Seth fest, während ich den reichen Snob von hinten an den Armen zurück halte.

»Lass mich los!«, faucht Seth. »Ich will ihm die Fresse polieren! Die reichen Kids denken immer sie können sich einfach alles nehmen, aber da irren sie sich!«

»Die reichen Kids?«, wiederholt der braunhaarige Typ. »Ihr stammt doch auf von hier.« Ich sehe Seth warnend an, unsere Identität scheint gleich auffliegen zu können.

»Nate!«, zischt Zed in meinem Griff. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Typen vom Armenviertel der Küste stammen?« Ich drücke seine Arme mehr durch, sodass er schmerzlich ausatmet. Ihn scheint das Ganze zu amüsieren. Kurz schaue ich in die Richtung in der Blondie stand, doch sie ist verschwunden.

Dieser Nate kommt auf uns zu und möchte seinen Freund befreien. Im letzten Moment schubse ich ihn zu Boden, doch dieser Bastard zieht Leila mit in den Sand. Seit wann stand sie neben mir? Bevor ich ihr aufhelfen kann, taucht Blondie wie aus dem nichts auf und bückt sich zu Leila.

»Alles okay?« Ihre Pupillen sind endlos geweitet. Sie schafft es nicht in der Hocke zu bleiben, sondern plumpst auf ihren Hintern, direkt neben Leila. Leila putzt sich gerade den Sand von den Beinen ab. »Ja.«

»Melody! Steh auf und komm her. Diese Typen sind keine von uns.« Blondie schaut sich desorientiert herum, dann fällt ihr Blick auf mich. Ihr Mund öffnet sich leicht und ich könnte schwören den Ozean in ihren blauen Augen widergespiegelt zu sehen. Schnell zerrt sie ihren Blick von mir ab und versucht sich wieder auf die Beine zu stellen. Diesmal ist es Leila, die ihr auf hilft. Bevor dieser Nate zu ihr eilen kann, halte ich ihn am Arm fest.

»Lass mich los, du Idiot!«

»Wir wissen doch beide, dass du niemals gegen mich ankommen kannst.« Ich grinse ihn schief an. Aus dem Augenwinkel erkenne ich wie Blondie versucht zu ihren zwei Freundinnen zu gehen, die nur wenige Meter von uns entfernt stehen und das ganze tonlos mitansehen. Ich ahne was gleich passiert, doch ich ringe mich nicht dazu ihr zu helfen. Es ist ihr Problem, sie hat nicht auf ihren Becher geachtet. Blondie verliert das Gleichgewicht und sackt mit den Knien in den Sand.

»Melody!« Ihre Freundinnen rennen auf sie zu und halten sie im Arm. Blondies Augen fallen zu, dann erkenne ich die ganzen Handy Kameras, die das alles aufzeichnen. Ich ziehe scharf die Luft ein und überlege kurz, ob ich Mitleid mit Blondie haben sollte. Wenn sie morgen nicht mehr nur Sternchen sehen wird, wird sie ihr blaues Wunder erwarten. Apropos blau.

Im nächsten Moment taucht helles Blaulicht auf. Die Party scheint vorbei zu sein.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt