Kapitel 26

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Melody

Eine Woche später finden Blair, Rachel und ich uns zusammen um zu Brunchen. Ich schlug vor es bei mir Zuhause zu machen, da meine Eltern an diesem Wochenende rüber nach Columbia gefahren sind um dort ihren Hochzeitstag zu feiern. Das ich die beiden an diesem Tag gar nicht zu Gesicht bekomme scheint ihnen unwichtig zu sein und ich entgehe so dem Dilemma ihnen möglichst freundlich zu diesem Tag zu gratulieren. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie erst vier Jahre nach meiner Geburt geheiratet haben. Damals haben mir viele Kinder den Spitznamen Bastard um die Ohren geworfen, aber seit der Middle School traut sich keiner mehr auch nur in meine Richtung zu pusten. Ich fing ganz unten an und nun stehe ich oben an der Eisspitze, nur wieso habe ich das ungute Gefühl, dass die Eiszapfen schmelzen?

Heute ist Sonntag und wir haben uns fest dazu entschlossen nach dem Brunchen etwas zu lernen, da wir morgen einen Mathetest schreiben, für den keiner von uns schon einen Finger krumm gemacht hat. Die Jungs treffen sich heute mit dem Lacrosse Team am Strand um surfen zu gehen, ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich danach noch in Nates Strandhütte verziehen und sich unser Mathebuch durchblättern. Ich hingegen darf keine schlechte Zensur bekommen, da Mom und Dad nur Einsen verlangen, bis die Klassenfahrt auf See startet. Und da diese schon übernächste Woche Mittwoch los geht, erdrücken uns die Lehrer regelrecht mit Klausuren. In den nächsten sieben Schultagen schreiben wir vier Klausuren und müssen eine Hausarbeit abgeben. Ratet mal wie viele Wörter ich schon getippt habe. Richtig, null. Nur mein Name steht bereits auf dem leeren Dokument.

Ich wollte bereits die letzten Abende allein lernen, bevor ich ins Bett gehe, aber immer wieder erscheinen die Erinnerungen an letzten Monat wie ein Blitzschlag in meinem Kopf auf. Chase hat mich von Justin ferngehalten, er hat ihn weggeschubst, weil er mich angefasst hat. Ich kann mir nicht erklären, wie er uns gesehen haben kann, aber da wir so nah an den Schiffen waren, war er vermutlich beruflich draußen unterwegs. Wie ein Zombie lag ich die letzten Nächte wach im Bett und versuchte mich an jedes Detail genaustens zu erinnern. Er war so eigenartig und weniger charmant wie immer und beleidigte mich aus Lust und Laune. Trotzdem hat er mir aus der Patsche geholfen, obwohl ich den Kotzbrocken Justin schon noch irgendwie losgeworden bin. Immerhin hat die Menschheit es auch geschafft die Pest loszuwerden, richtig?

Allerdings brachte sein Kommentar über meinen Körper Zweifel auf. Ich begutachtete mich öfter als sonst vor dem Spiegel und kritisierte Körperstellen an mir, die ich sonst nie in Frage stellte. Immer war ich zufrieden mit das was ich sehe und ich bekomme häufiger Komplimente über mein Aussehen, als ich Luft holen kann. Warum mir seine Meinung als so wichtig vorkommt kann ich mir nicht erklären.

»Wenn ich daran denke, wie viel wir in den nächsten Tagen lernen müssen, könnte ich meinen Kopf gegen die Tischplatte hauen«, jammert Blair.

»Theoretisch gesehen hätten wir schon vor vielen Tagen anfangen sollen den Stoff zu wiederholen. Dann hätten wir jetzt nicht so einen Druck«, sage ich und stelle drei Sektgläser auf den Tisch der Veranda. Gestern war ich extra einkaufen und backte vorhin frische Brötchen im Ofen auf, bereitete eine Platte mit verschiedenen Aufstrichen vor und servierte meinen Freunden einen ausgewogenen Käseteller. Zum Nachtisch gibt es Zimtschnecken und Eiscreme. »Vielleicht sollten wir die Schule schmeißen und einfach Stripperinnen werden?«, wirft Rachel vielsagend in die Gruppe und schnappt sich ein warmes Brötchen aus dem Korb. Heute scheint die Sonne nicht so heiß, wie in den letzten Tagen. Wir nähern uns ziemlich schnell dem ende September, dann dauert es nicht mehr lange, bis wir keine kurzen Sachen mehr tragen können. Obwohl es hier auch im Oktober noch bis zu zweiundzwanzig Grad werden können.

»Wenn ich die Klausuren verhaue, nehmen wir das als Plan B!«, bestätigt Blair und kümmert sich um die Sektflasche. Mit einem lauten plumps fliegt der Korken über die Veranda und bevor Schaum aus der Flasche laufen kann, schüttet Blair den Inhalt in die drei Gläser. Wir haben kurz nach zwölf und bis jetzt habe ich noch nichts gegessen heute, da mir einfach der Appetit fehlt. Allerdings sollte ich neben dem Gläschen Sekt dringend ein Brötchen essen, damit mich die Flüssigkeit nicht umhaut. Schweigend schnappe ich mir ein Brötchen und streiche eine Art Mouse darauf, während Blair und Rachel weiterhin über das Stripper Thema sprechen. Ehrlich gesagt höre ich nur mit einem Ohr zu.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt