Kapitel 35

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Chase

»Leute!« Leila stürmt auf uns zu und umklammert dabei ihre Kamera, die um ihren Hals liegt. Die ganzen Jungs und ich haben es ganze zehn Minuten in dem Museum ausgehalten. Daraufhin ergriffen wir die Flucht und gesellten uns zu der kalten Hinterwand des Gebäudes.

»Was ist los?« Seth drückt seine Kippe aus, indem er den Stängel gegen die Backsteine der Wand auslöscht. Josh, Ashton und vier andere Typen unterhalten sich gerade über ein Footballspiel, welches sie sich gestern Nacht noch reingezogen haben. Anscheinend gibt es einen Hobbyraum auf der Ebene unserer Kabinen und dort steht ein großer Flachbildfernseher.

»Ich habe vor fünf Minuten ein Foto geschossen, welches mir garantiert fünfzig Doller einbringen wird.« Leila erscheint mir ganz Außer puste zu sein. »Was konntest du fotografieren?«, fragt Keaton neugierig. Leila entfernt die Schnur von ihrem Hals und tippt auf ihrer Kamera rum. Dann reicht sie die Kamera Seth, der es in die Mitte hält. »Als ich oben war und mir die Gemälde angeschaut habe, habe ich einen komischen Typen gesehen. Er ist in einen kleinen Raum verschwunden und als ich näher rangegangen bin, habe ich Melody und Zed gesehen. Auf dem Bild erkennt man, dass Zed etwas einsteckt.«

»Drogen?«, entfährt es mir verwirrt. Dann stupse ich Keaton in die Seite. »Du hast hoffentlich nicht deine Finger im Spiel.« Keaton hebt abwehrend die Hände. »Natürlich nicht. Diesen Spaß würde ich euch niemals entgehen lassen.« Er grinst höhnisch, dann lehnt er sich lässig gegen die Steinwand. »Hast du es Nobody schon zugeschickt?«, fragt Seth etwas unsicher. »Noch nicht. Ich muss das Bild erst auf mein Handy spielen, dann schicke ich es ihr.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass Blondie Gras raucht.« Die Worte kommen schneller über meine Lippen, als mir lieb ist. Trotzdem überrascht es mich.

»Das habe ich auch nicht verstanden. Ich teile mit ihr ein Bett, trotzdem würde ich sie nicht als Kifferin bezeichnen. Sie kommt harmlos rüber.«

»Harmlos?«, wiederholt Keaton ungläubig. »Dieses Mädchen ist eine Schlange und Schlangen sind für gewöhnlich nicht harmlos.« Er schnalzt mit der Zunge. »Sie hat euch nichts getan, Keaton.« Leila wirkt entschieden, was an diesem Mädchenzeug liegt. Sie teilen sich ein Zimmer und schon scheinen sie wie Geschwister zu sein. Das liegt an der weiblichen Natur.

»Ich bin immer noch der Meinung, dass du einfach heimlich bei uns schläfst.« Seth gibt Leila ihre Kamera zurück. »Nein, darüber haben wir schon diskutiert. Ich kann Nobodys Auftrag nur ausfüllen, wenn ich in der Nähe von ihren Opfern bin. Solange ich ein Zimmer mit drei von ihnen teile, habe ich Zugang zu ihren Sachen und bekomme Gespräche mit.«

»Solange sie dich nicht erwischen«, erinnert sie Keaton daran. »Obwohl, wenn sie dich erwischen, führe ich den Krieg für dich aus. Ich musste dir ja versprechen brav zu sein.« Keaton kann sich kein Augenverdrehen verkneifen.

»Und du halltest dich gefälligst daran!«

»Bis jetzt waren wir alle brav«, werfe ich ein. Wir haben noch keine Streiterei mit den anderen begonnen, außer die kleine Auseinandersetzung mit Blondie gestern. Aber das gestern war süß und harmlos zu gleich. Ich finde die Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen bildet, sobald sie mich anmotzt, verdammt attraktiv und sexy.

»Ich gehe jetzt Schiffen und dann suchen wir uns Burger.« Ich vergrabe meine Hände in den Hosentaschen und umkreise das Gebäude um an den Eingang zu gelangen. Ich habe es nicht eingesehen mir diesen dämlichen Pass um den Hals zu hängen, deswegen baumelt er irgendwo in meiner Hosentasche herum.

Die Toiletten sind oben, also jogge ich die Stufen hinauf. Kunst hat mich noch nie interessiert, deswegen schaue ich über die ganzen Gemälde hinweg. Gerade als ich in den kleinen Flur zu den Herrentoiletten einbiegen möchte, erkenne ich einen blonden Haarschopf. Abrupt bleibe ich stehen und beobachte Blondie, wie sie durch die große Glastür, welche auf die Dachterrasse führt, schlüpft. Plötzlich erscheint mir meine drückende Blase als nebensächlich. Ohne mich davon abhalten zu können steuere auch ich auf die Glastür zu und folge somit Blondie an die frische Luft.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt