Kapitel 43

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Melody

Am nächsten Morgen wache ich durch ein kräftiges Ziehen in meinem unteren Rücken auf. Ich unterdrücke dem Drang schmerzlich aufzustöhnen, da meine Freundinnen noch schlafen können. Während ich mir den Rücken reibe, setze ich mich auf und schaue rüber zu Blair, die tatsächlich noch am schlafen ist. Leise suche ich auf der Matratze nach meinem Handy und werde schließlich fündig.

Unter mir sind Bewegungen wahrzunehmen, also strecke ich den Kopf leicht über das Bettgestell und sehe, wie sich Leila unter mir aufsetzt. Dann schlüpft sie in ihre Hausschuhe und erhebt sich. Unsere Blicke treffen unvorbereitet aufeinander, was sie schreckhaft zusammenzucken lässt.

»Oh Gott, hast du mich erschreckt«, flüstert sie noch müde.

»Sorry. Das war nicht meine Absicht.« Keine Ahnung was ich noch zu ihr sagen kann. Wir sind bloß Mitbewohner, mehr nicht. Ich kann an der Hand abzählen, wie oft ich mich schon mit Leila unterhalten habe. Gestern habe ich allerdings ziemlich lange mit ihrem besten Freund gesprochen. Bis zwei Uhr nachts habe ich mich mit Keaton unterhalten. Dann kroch ich in die Kabine, in der meine Freunde und auch Leila schon schliefen.

»Tut dein Rücken sehr weh? Du hast dich die gesamte Nacht hin und her gewälzt.« Leila beugt sich zu ihrem Koffer und zieht frische Klamotten raus. Wie können Blair und Rachel nicht wach werden?

»Es ist aushaltbar. Tut mir leid, dass ich unruhig war. Hoffentlich konntest du trotzdem schlafen.« Ich bin außergewöhnlich nett zu anderen Menschen geworden. Was hat mich verändert? Vielleicht versuche ich mich bloß mit Keatons Freunden zu verstehen, da ich nun mehr über sie Bescheid weiß.

»Die Matratzen hier sind tausend Mal bequemer als bei mir Zuhause. Also ja, ich konnte trotzdem schlafen wie ein Baby.« Sie schenkt mir ein schwaches Lächeln und verschwindet dann im Schlaf.

Mein Handy leuchtet auf und was mich erwartet ist ein Display voller Benachrichtigungen. Ich habe zwölf verpasste Anrufe von meiner Mom und zwanzig Privatnachrichten von ihr. Mit gerunzelter Stirn klettere ich von dem Hochbett und steige in meine Hausschuhe. Ich trage bloß ein langes oversized T-Shirt, trotzdem traue ich mich so in den Flur.

Schnell wähle ich die Nummer meiner Mom um sie zurückzurufen. Das ist vermutlich die schlimmste Entscheidung, da dieses Telefonat den Start des Tages bestimmen wird. Es wird gut möglich sein, dass ich die nächsten Stunde mit schlechter Laune rumlaufen werde.

Ich halte mir das Handy ans Ohr und laufe den Flur entlang. Nach dem zweiten Piepen nimmt sie schon ab.

»Melody Princeton«, erklingt die scharfe Stimme von Mom. Ich kneife die Augen zusammen, da ich diesen Tonfall kenne. Ärger steht mir bevor, dennoch weiß ich nicht, worauf sie hinaus möchte. Das werde ich wohl schnell erfahren.

»Guten Morgen, Mom.« Ich versuche so lieb und unschuldig wie möglich zu reden, damit ich sie nicht reize. Mom ist morgens oft schlecht drauf, da muss ich ihre Nerven nicht strapazieren.

»Jetzt erkläre mir mal, wieso du es nicht schaffst dich lächerliche sieben Tage zu benehmen!« Meine Stirn tut schon weh, wegen der Falte, die sich dort abbildet. »Wovon sprichst du?«

»Tu nicht so unschuldig, Melody. Wenn du Erwachsen werden willst, dann fang an dir deine Fehler einzugestehen! Beaufort-Talk hat heute mal wieder Bilder rausgehauen, die dich in den Vordergrund treten lassen. Und das meine ich nicht im positiven Sinne!«, fährt sie mich aufgebracht an.

Bitte was? Beaufort-Talk hat wieder etwas gegen mich in der Hand? Ich habe die Benachrichtigung dieses Blogs abgeschaltet, damit ich wenigstens auf Klassenfahrt meine Ruhe habe. Wie zur Hölle soll Nobody an Fotos von mir gekommen sein?

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt