Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1

Kapitel 3

Chase

»Verdammt!« Ich stolpere über leere Bierflaschen, die grundlos auf dem Boden liegen. »Ray! Du hättest das Bier wenigstens zurück in den Kasten stellen können!«

»Ist nicht unser Bier, Mann«, ruft mir mein Bruder aus dem Badezimmer zu. Augenrollend bücke ich mich zu Boden und räume alles weg was dort nichts verloren hat. Dazu gehören leere Bierflaschen, dreckige Wäsche und eine aufgeweichte Chipstüte. Mit der Wäsche unter dem Arm marschiere ich auf die Badezimmertür zu und stoße sie ohne anzuklopfen mit dem rechten Bein auf.

»Verfluchte Scheiße, Chase!« Ray steht nackt unter der Dusche und zieht den gelben Vorhang, der vor einer Zeit mal Weiß war, vor seinen Körper. »Verpiss dich!«

»Dann lern endlich deine Wäsche wegzuräumen! Ich bin nicht dein Hausmädchen.«

»Sicher? Langsam fängst du nämlich an, dich wie eins zu benehmen.« Ich drücke meinen Kiefer zusammen, stopfe die Wäsche in den Korb neben der Tür, laufe schnurstracks aus dem Bad und ziehe die dünne Holztür mit einem lauten Stoß zu. Ich habe es satt Ray hinterher zu räumen, als wäre er ein kleines Kind. Er ist zwei Jahre älter als ich, trotzdem besitze ich eindeutig mehr Gehirnzellen als dieser Typ. Ehrlich, Herr im Himmel. Wann wirst du endlich meinen Wunsch erfüllen und Gehirne regnen lassen? Jemanden wie Ray kann man nicht mehr auf der Erde rumlaufen lassen, das schadet der Menschheit.

Die Küche sieht katastrophal aus. Sie sieht immer schlimm aus, seitdem Mom nicht mehr bei uns lebt, aber jetzt wirkt unsere kleine Kücheninsel eher als hätte sich ein Tornado ausgelebt. Mit mürrischer Miene mache ich mich daran die ganzen Verpackungen, die wahllos umher liegen, zu verstauen und alles Ungesunde in den Mülleimer zu werfen. Vor einigen Tagen kam der Scheck von Dad und Ray hat nichts Besseres damit vorgehabt, als einen Haufen Mist zum Essen zu kaufen. Zum Glück bin ich der jüngste Sohn, somit drohe ich nicht an Dümmlichkeit zu sterben, wie mein Bruder.

»Guten Morgen.« Eine weibliche Stimme erklingt hinter mir, die ich noch nie im Leben gehört habe. Mit einer Packung Cornflakes in der Hand drehe ich mich um und erblicke eine kleine rothaarige, die ein zerknittertes Hemd von Ray zu tragen scheint. Sie steht am Kücheneingang, lehnt sich mit dem Ellenbogen gegen das Holz unserer kleinen Strandhütte und grinst mich übermüdet an. Es ist Samstagmittag, Ray und dieses Püppchen sollten in bester Verfassung sein.

»Morgen«, antworte ich uninteressiert und wende mich wieder dem Tresen zu, den man vor lauter Fastfood gar nicht sehen kann. »Bist du so lieb und bereitest mir ein Rührei zu? Mein Magen rebelliert tierisch.« Ihre samtige Stimme kommt mir näher, fast rufe ich nach Ray, doch der würde sich vermutlich nicht vom Fleck bewegen.

»Sorry, Darling. Du bist eindeutig Rays Baustelle. Warte von mir aus, bis er kommt, aber von mir wirst du nichts bekommen.« Ein Hupen erscheint von draußen. Das ist mein Signal zu verschwinden. Ich lasse alles stehen und liegen, gehe kurz in mein Zimmer um mir ein frisches Shirt anzuziehen und laufe dann zurück. Das rothaarige Püppchen steht unbeholfen neben der Küche herum, im Badezimmer ist der Wasserstrahl der Dusche noch zu hören. Ja, Ray bringt unser Wasserlimit immer bis an die Schmerzgrenze.

»Bediene dich ruhig, Püppchen.« Ohne sie ein weiteres Mal anzusehen, schlüpfe ich durch das Fliegennetz und gelange nach Draußen auf unsere kleine Veranda. Auch hier ist alles zugemüllt und ich schwöre, ich werde Ray die Hölle heiß machen, wenn es hier noch so aussieht, wenn ich zurückkomme. Meine Freunde Seth, Keaton und Leila sitzen wenige Meter meiner Strandhütte entfernt in dem Jeep, den wir uns vor drei Monaten zusammen gekauft haben. Als ich auf sie zustürme, trommelt Keaton freudig auf das Handschuhfach.

»Wo ist dein Lächeln abgeblieben?«, fragt mich Leila zur Begrüßung und wirft ihr dunkles Haar nach hinten. »In meinem Arsch«, antworte ich trocken, schwinge mich unproblematisch auf die Sitzbank und Strubel ihr durch die Haare.