Kapitel 6

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Chase

»Ich habe es mir noch einmal überlegt. Wir sollten doch wieder umdrehen und fahren. Ich werde Nobody eh nicht erkennen können.« Leila zupft sich nervös vereinzelte Haarsträhnen hinter die Ohren.

»Für einen Rückzieher ist es zu spät, Püppchen.« Keaton legt seinen Arm um ihre Taille, doch Leila fackelt nicht lange. Sie schlägt Keaton mit voller Wucht auf den Unterarm, woraufhin er höllisch flucht.

»Auch wenn wir nun auf der anderen Seite der Küste sind, kannst du mich nicht begrabschen. Aber du kannst es gerne bei den Elite-Girls versuchen. Man sagt sie haben nicht so viel Verstand.«

»Und wählerisch sind sie auch nicht. Du könntest bei ihnen echt eine Chance haben«, sage ich trocken und kippe den Rest meines warmen Biers in den Hals.

»Ihr Pisser.« Keaton fährt sich durch die Haare, als würde er gleich einen Auftrag als Model haben. Seth, der bis eben weit hinter uns gelaufen ist, stellt sich uns in den Weg. Wir halten abrupt an.

»Wir werden kein Aufsehen auf uns lenken, okay? Wir sind bloß für ein Abenteuer hergefahren und damit Leila das Mysterium um Nobody auflösen kann.« Er zeigt mit seinem Zeigefinger streng auf uns, als wäre er unser Gottverdammter Lehrer. Davon ist er eigentlich nicht weit entfernt. Unsere Lehrer in der Schule haben nicht viel mehr Grips als Seth, das könnte hinhauen.

»Lasst uns wieder nach Hause fahren. Wir können Surfen gehen oder aufs Boot.« Leila scheint kalte Füße zu kriegen, dabei war sie es, die unbedingt auf die Strandparty der Elite Leute gehen wollte. Wir willigten ein, einerseits um ihr einen Gefallen zu tun, andererseits für den Spaß. Ich hingegen möchte die leibhaftige Melody Princeton sehen. Ich möchte das Biest sehen, die für meine derzeitige Situation verantwortlich ist.

»Jetzt mach dir nicht gleich in die Hose, Darling.« Keaton geht an Seth vorbei. »Jungs!« Leila scheint aufgebracht zu sein. So kenne ich sie gar nicht. Sonst traut sie sich alles, verdammt. Dieses Mädchen besitzt das Gefühl Angst gar nicht. Genau wie wir alle auf der Seite der Küste. Wäre es anders, würden wir gar nicht mehr leben.

»Wehe es kommt zu einer Schlägerei! Schwört mir, dass ihr keinen Mist baut!« Sie sieht uns drei warnend an, als würden wir keine fünf Minuten überstehen können, in der wir nichts anstellen.

»Reg dich ab.« Ich schnalze mit der Zunge und lege ihr einen Arm um die Schulter. Sie wehrt sich nicht, triumphierend schaue ich zu Keaton, der bloß die Augen verdreht. »Die Leute dort haben gar nicht verdient, dass wir uns ihretwegen die Hände schmutzig machen.«

»Chase hat recht. Jetzt beweg deinen hübschen Arsch, damit wir noch ankommen, bevor die reichen Kids ins Bett müssen.« Keaton ist der erste, der unseren Weg weiterführt. Wir haben abseits der Promenade geparkt, damit wir kein Aufsehen erregen. Und auch jetzt suchen wir Wege, die keiner der Leute hier nehmen würde. Anstatt über die beschissene Promenade zu laufen, die nur so vor Geld glänzt, schlängeln wir uns hinter den Hütten bis zum Strand. Mal ehrlich? Für was die ganzen dämlichen Lichterketten? Die reichen ticken einfach anders, sie sehen die wahren Probleme nicht. In der Schule haben wir nicht einmal die Möglichkeit auf Toilette zu gehen, da die Wasserkosten nicht bezahlt werden können. Den Kids auf der West-Coast-High wird vermutlich der Arsch mit goldenem Klopapier abgeputzt.

»Was ist, wenn man uns erwischt?« Leila strafft ihren weißen Rock glatt und folgt Keaton hinter die Hütten. Leila war diejenige die herausgefunden hat, dass die reichen Kids sogar einen Dresscode angesetzt haben. Nur mit großer Mühe und viel Glück fanden wir vier etwas in der passenden Farbe. Eigentlich würde ich einen fick auf solche Regeln geben, aber wenn wir uns nicht an die Richtlinien halten, fallen wir wohl noch mehr auf. Jedenfalls zwang Leila mich dazu dieses blöde Hemd anzuziehen. Meine weiße Jeans ist aus Rays Kleiderschrank und natürlich musste ich sie erst einmal waschen, da alte Bierflecken zu sehen waren.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt