Kapitel 31

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Chase

Dieses Schiff ist der absolute Wahnsinn.

Schon seit einer Stunde spazieren Leila, Seth, Keaton und sieben weitere Jungs aus unserer Klasse über das Deck und bestaunen dieses Fortbewegungsteil der reichen Bevölkerung. Wir durften schon eher auf das Schiff, da unsere Personalien von den leitenden Lehrkräften aufgenommen wurden. Uns begleitet die nächsten sieben Tage Ms Wesly und Mr Bold, sie stellten sich uns mit einem sonnigen Lächeln vor und sprudelten nur so vor Euphorie. Ganz anders als die Lehrkräfte bei uns in der Schule. Ehrlich gesagt lag mir auf der Zunge sie beide zu fragen, ob mit ihnen alles in Ordnung ist, da sie fast schon zu gute Laune hegten. Wir bekamen auch schon die Zimmerkarten der Kabinen und als ich kurz auf den Plan linsen konnte, stellte ich grinsend fest, dass unsere Schlafkabinen ein ganzes Deck weiter unten sind als die von den reichen Gören. Rassentrennung wird hier anscheinend groß geschrieben. Ich bin in eine dreier Kabine zusammen mit Keaton und Seth gekommen, dann gibt es noch eine vierer Kabine und eine weitere dreier für die restlichen Jungs. Als Ms Wesley Leila entdeckt und festgestellt hat, dass sie das einzige Mädchen von uns ist, wurde sie sichtlich nervös. Es wird noch geklärt, ob Leila eine Einzelkabine bekommt und solange stehen ihre Sachen bei uns. Mrs Wesley zu überreden Leila in unsere Kabine einziehen zu lassen scheiterte kläglich. »Jungs und Mädchen werden nicht gemischt.« Waren ihre Worte. Wie gesagt, Rassentrennung.

»Hier auf dem Plan steht, dass es sogar eine fucking Bowlingbahn im untersten Deck gibt!« Ich beobachte, wie Blondie zurück zu ihren Freunden stolpert und wahrscheinlich gleich am Petzen ist, dass sie mich gesehen hat. Schon eine ganze Weile stehe ich hier oben am Geländer des Schiffes, da ich so eine fantastische Aussicht auf den Steg habe. Die ganzen reichen Kids stehen wartend mit ihren Koffern neben ihren Eltern und warten darauf, dass der Anker hochgezogen wird. Mein Blick ruhte schon eine etwas längere Zeit auf Blondie, allerdings bemerkte sie mich bis eben gerade nicht. Vermutlich war sie auf den Weg zu ihren Eltern gewesen, doch als sie mich erkannt hat, haben sich ihre Wege geändert.

»Ernsthaft?« Ich drücke mich vom Geländer los und überquere den hellbraunen Parkett bis hin zu Keaton, der an einer weißen Säule steht und auf einen einlaminierten Schiffsplan schaut. »Ja, verdammt. Es gibt auch einen Wellnessbereich mit einer Sauna. Den Pool haben wir vorhin gesehen und den Sportplatz auch.«

»Hoffentlich gibt es Fastfood zu essen und nicht diese winzigen Portionen auf riesengroßen Tellern.« Ich rümpfe angewidert die Nase und schaue mir den Plan ebenfalls an. Die Kabinen sind auf den zwei untersten Decks, genau wie die angebliche Bowlinghalle und ein Heimkino. Der Pool ist auf dem Oberdeck, gegenüber ist eine kleine Bar und ein Basketballkorb direkt am Geländer. Das der Ball superleicht ein Deck weiter runter fallen kann haben die Ingenieure wohl nicht bedacht. Der große Saal, indem ebenfalls das Essen serviert wird, ist auf dem zweiten Deck und das ist auch der Ort, an dem wir uns bei schlechterem Wetter aufhalten können. Anders gesagt könnte man dort die besten Partys schmeißen, wenn hier oben am Deck das Wetter nicht mitspielt.

»Dann springe ich über Bord.«

»Ihr könnt gut reden.« Leila taucht zusammen mit Seth und den restlichen Jungs bei uns auf. »Ihr habt wenigstens eine feste Kabine zugeschrieben bekommen. Wenn ich Pech habe, lande ich in der Wäschekammer.«

»Oder sie stecken dich mit Weibern ihrer Schüler zusammen«, merkt Josh an. Dieser Typ ist beinahe zwei Meter groß und ist ein echtes Partytier. Gibt ihm genügend Bier und er ist glücklich.

»Dann wähle ich doch lieber den Wäscheraum.« Erst jetzt fallen mir die Blätter auf, die in Leilas Hand liegen. »Was ist das?« Ich deute mit einem Kopfnicken darauf. »Die hat mir Ms Wesley eben in die Hand gedrückt. Ich soll die verteilen.« Sie beginnt jedem von uns ein Blatt auszuteilen. Keaton vergeudet keine Zeit und zerknüllt den Zettel zwischen seiner Faust und schleudert es zu Boden. »Schon mal an die Umwelt gedacht?« Leila fixiert ihn mit zugekniffenen Augen. Da ich nichts von Keatons kindischen Spielchen halte senke ich meinen Blick und lese mir den Zettel durch.

»Das ist der Wochenplan. Wir bekommen ihn jetzt schon und wenn wir fragen haben, sollen wir uns an Mr Bold wenden.« Es stehen vier Stopps auf der Liste. Das Schiff wird am Hafen von Wilmington halt machen, damit wir einen ganzen Tag in einer hysterischen Innenstadt verbringen können. Der nächste Halt wird im Croatan National Forest sein, dann folgt der Virginia Beach und zum Schluss Washington DC. Dort werden wir uns die Universität anschauen. Wow, dieser Wochenplan wirkt so...strukturiert.

»Solange wir in kein Museum gehen, ist alles in Ordnung«, merkt Ashton an. Ashton erfüllt jedes Kriterium eines Suferboys. »In Wilmington befindet sich das berühmte Delaware Art Museum. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass wir dieses Besuchen werden.« Seth rümpft sich die Nase und faltet das Blatt schließlich ordentlich zusammen.

»Niemand ist scharf auf deinen Arsch«, merke ich an. »Wer sagt das?« Wir fangen an zu Lachen, da Leila es mit so einer Ernsthaftigkeit gesagt hat. Genau in dem Moment schlüpfen die Kids der West-Coast-High ans Deck und nehmen uns, allerdings auch das Schiff in Betracht. Sie ziehen allesamt ihre Koffer hinter sich her, anscheinend haben sie ihre Eltern schon stolz verabschiedet und haben nach einem langen Abschiedskuss den festen Boden unter ihren Füßen verlassen.

Wir duellieren uns mit einem Blickduell. Sie sind verdammt viele in der Stufe, wir sind definitiv in der Unterzahl. Nichtsdestotrotz sehe ich in keinen von ihnen eine echte Bedrohung. Doch dann bleibt mein Blick an zwei blauen Augen hängen und ich merke wie sich etwas in mir zusammenzieht. Blondie bleibt stehen und lässt ihren Blick über das helle Deck schweifen. In ihrer Hand liegt der Griff ihres Koffers und ihre Klamotten schmiegen sich wie eine zweite Haut an ihren schmalen Körper.

»Wir werden in kürze los fahren.« Ms Wesley und Mr Bold treten zwischen unsere zwei Gruppen und halten Klemmbrett und einen Kugelschreiber bereit. »Die Schüler der West-Coast-High haben bereits ihre Kabinen zugeteilt bekommen. Ich möchte, dass ihr gleich zwei Reihen bildet. Die Mädels der North-Coast-High stellen sich bei mir auf und die Jungs bei Mr Bold. Wir geben euch eure Kabinennummer und die dazugehörigen Schlüssel.« Mrs Wesley wendet sich nun ganz den überheblichen Hosenscheißern zu. Dabei entgeht mir nicht wie viele Blicke auf uns ruhen. Nate und auch Zed starren uns an, als wären wir unter Arrest. Ein kurzer Blick zu Blondie lässt mich verstehen, dass sie den Griff ihres Koffers interessanter findet als mich. Das kratzt an meinem Ego.

»Wenn ihr eueren Kram in die Kabinen gebracht habt, treffen wir uns im Hauptsaal des Schiffes. Wir gehen dann den Wochenplan durch, den wir den anderen bereits ausgehändigt haben.« Mr Bold kommt auf uns zu. »Ihr könnt nun in eure Kabinen gehen und euch etwas Ausruhen. Heute steht nichts mehr an, außer Lunch um eins und um sieben Uhr gibt es Abendessen.« Keaton und ich legen unsere Hand an die Stirn als würden wir salutieren, Leila unterdrückt sich ein Gekicher. Schnell hebe ich den Blick und fange Blondies Augenkontakt ein. Es war als hätte ich spüren können, dass sie mich beobachtet. Sie beobachtet mich mit so einer Vorsicht, als könnte sie so aus mir schlau werden. 

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt