Kapitel 70
Am nächsten Morgen fühle ich mich wie jemand, der eben im Lotto gewonnen hat. Ich beginne mich in dem kleinen Bett zu strecken, ziemlich schnell schießen die Erinnerung an letzte Nacht in meinen Kopf. Wie ein kleines Baby fange ich an zu grinsen, meine Mundwinkel fühlen sich an, als würde ich jeden Moment einen Krampf darin bekommen.
Ich habe Melody, nachdem wir miteinander geschlafen haben, zurück zu ihrer Kabine gebracht, da die Zeit für uns vorüber war. Davor haben wir noch eine halbe Stunde lang gekuschelt und ich hätte niemals gedacht, dass sich so etwas so fantastisch anfühlen kann. Ich wollte sie nicht gehen lassen, habe sie versucht zu überzeugen die Nacht komplett bei mir zu verbringen, doch zum Glück hat sie nicht nachgegeben. Mr Bold ist nämlich um kurz nach Mitternacht durch die Flure geschlichen und hat die Anwesenheit kontrolliert. Seth und Keaton kamen gerade rechtzeitig, ihre Bierfahnen schmückten die gesamte Kabine.
Wir legten uns direkt schlafen, keiner der beiden fragte mich, wo ich abgeblieben war. Ich konnte mich einzig und allein auf meine Gedanken konzentrieren, an das Verlangen Melody Princeton für immer in den Armen zu halten. Der Sex war unbeschreiblich, weil es so viel mehr als das war. Unsere Körper reagieren wie Feuer und Flamme aufeinander, wir brauchen uns wie die Luft zum Atmen. Und trotzdem weiß ich innerlich, dass Melody auch der Mensch sein könnte, der mich in ein schreckliches dunkles Loch stürzen kann. Sie ist das beste an meinem Leben, doch das kann sich rasant ändern, denn ich schenke ihr alles was ich ihr bieten kann. Ich lege ihr meine Welt zu Füßen, mit dem Wissen, dass sie jeden Moment darauf herumtrampeln kann.
Ich spüre ihre weiche Haut noch unter meinen Fingerspitzen, ihr Duft klebt an mir wie eine zweite Haut. In meinem Bauch hat sich ein undefinierbares Gefühl ausgebreitet. Ob das Schmetterlinge sind? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich nicht aufhören kann zu grinsen. Ich habe mich noch nie so schwerelos bei einem Mädchen gefühlt und schon gar nicht bei jemanden, den ich anfangs so verachtet habe. Der Hass, den ich anfangs gegen Melody entwickelt habe, änderte sich zu einem tieferen Gefühl. Einem Gefühl, welches mir eine Heidenangst macht. Denn ich kann mir jetzt schon nicht mehr vorstellen, eines Tages ohne sie zu leben. Ich möchte jede Nacht zusammen mit ihr einschlafen und am nächsten Morgen mit ihr aufwachen. Ich möchte sie kitzeln, sie ärgern und solange küssen, bis wir beide keine Luft mehr bekommen. Ich möchte ihr eine Zukunft bieten, die sie sich immer erträumt hat, ich möchte alles für sie sein.
Innerlich bin ich mir im Klaren, dass ich ihr niemals so viel bieten kann, wie sie verdient, da ich anders aufgewachsen bin wie sie. Für sie wäre ich bereit mein Leben komplett umzukrempeln, ich würde alles machen um sie glücklich zu sehen. Noch ein weiterer Punkt meiner Gedanken die mir Angst machen.
Das Licht in der Kabine schaltet sich ein, als Keaton aus dem Badezimmer tritt mit seiner Zahnbürste zwischen den Zähnen.
»Aufstehen, Dornröschen.« Seufzend vergrabe ich mein Gesicht in dem Kissen, da das Licht viel zu hell für meine Augen wirkt. Seth ist schon verschwunden, bestimmt ist er zusammen mit Leila. Verdammt, ich muss meinen Freunden schleunigst gestehen was ich für Melody empfinde. Jeder Vollidiot kann in meinem Gesicht ablesen, dass ich mich verändert habe. Ich kann mich jedenfalls an keinen Morgen erinnern, an dem ich mit einem bescheuerten Grinsen aufgewacht bin.
»Mal im Ernst.« Keaton geht zurück ins Badezimmer, lässt die Tür jedoch weit offen. »Wir haben gleich zehn Uhr. Wie lange möchtest du noch pennen?«
»Seit wann bist du denn meine Mom?« Ich gebe mir einen Ruck und erhebe mich schließlich vom Bett. Ausgestattet mit frischen Klamotten zwinge ich mich zu Keaton ins Bad und stelle schon einmal den Duschkopf ein.
»Was ist zwischen dir und Barbie passiert?«
»Melody«, verbessere ich ihn kühl. Keaton grinst mich durch den Spiegel aus an, als hätte ich eben in der ganzen Welt zugeben, wie viel ich für dieses Mädchen empfinde. »Es gab einmal eine Zeit, da nanntest du sie Blondie. Du hast sie verachtet und mit kalten, toten Hai Augen angestarrt.«
»An deinen Vergleichen solltest du dringend arbeiten, Mann.« Keaton spült seine Zahnbürste aus, stellt sie zurück in den Behälter und dreht sich mir schadensfroh zu. »Wenn du endlich zugeben willst, dass du ihrem Charm verfallen bist, kannst du dich an mich wenden.« Er läuft durch die Tür, doch bevor ich sie ihm vor der Nase zuschlagen kann, trifft sein Fuß in die Mitte und er steckt seinen Kopf in meine Richtung.
»Übrigens riecht es in der Kabine nach Sex. Nur damit du es weißt.« Er grinst mich bösartig an. »Leugnen ist zwecklos.«
Ach, was. Natürlich ist Leugnen zwecklos.
Ich weiß das.
Keaton weiß das.
Und mein Herz weiß das ebenfalls.
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Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1
RomanceRache ist süß. Aber was passiert, wenn sich dein Herz einmischt? Was geschieht, wenn aus Rache bitteres Verlangen wird? Diese Frage stellt sich Chase Woodchuck, als er ohne Vorwarnung in Melody Princetons Leben tritt und eine offene Rechnung begl...