Kapitel 18

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»Nein, danke. Ich verzichte. Wäre es aber andersherum, bräuchtest du keins mehr von mir.« Ich stemme meine Hände erneut vor die Brust, doch lasse dabei vor lauter Nervosität die Mappe meines Dads auf den Boden fallen. Bevor ich mich tollpatschig danach bücken kann, hat mein Vordermann sie schon aufgehoben und balanciert diese nun in seiner rechten, muskulösen, Hand. Er denkt ich würde danach greifen, einen Krieg anzetteln, doch ich bleibe ganz ruhig. Jedenfalls äußerlich. Das mir diese Mappe am Arsch vorbei geht scheint er nicht zu begreifen.

»Ja. Das Bild von dir im Auto hängt schon über meinem Bett.« Hitze schießt mir in die Wangen, er erinnert sich also an mich. Wieso bereitet mir diese Information so ein komisches Gefühl? »Ich fühle mich geehrt«, krächze ich. Nicht einmal ich selbst kann mir meine Worte abnehmen, der Typ vor mir lacht kurz auf und ich spüre dieses Beben bis in mein Unterleib. Gott, ich fühle mich so klein in seiner Anwesenheit. Das muss aufhören!

»Solltest du nicht. Wenn ich wirklich mal ein Foto von dir an die Wand hängen würde, dann nur um Dartpfeile darauf zu zielen.« Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und nehme in länger in Betracht. Er kann meinen Blicken nicht standhaft bleiben, sondern schaut andauernd an mir vorbei.

»Chase!« Erneut schrecke ich etwas zusammen, was meinem Vordermann aufzufallen scheint. Er schaut direkt zu mir, doch rühren tut er sich nicht. In wenigen Sekunden taucht Keaton hinter mir auf und starrt uns beide an, als hätten wir so eben ein Verbrechen begangen. Obwohl das sicherlich nicht deren erstes Mal wäre.

»Wie ich sehe hast du auch schon Bekanntschaft mit unserem Ehrengast hier gemacht.« Keaton legt mir seinen schweren, verschwitzten Arm um die Schulter und zieht mich dichter an sich heran. Erst denke ich, dass Chase (so heißt er also) seinen Freund von mir wegzieht, doch ihn scheint es gar nicht zu interessieren. Wieso sollte es auch? Wir sind unausgesprochene Feinde, ich dürfte mich normalerweise gar nicht mit ihnen unterhalten.

»Könntest du deinen Arm bitte weg machen? Ich möchte mir nichts einfangen.«

»Sowas wie Intelligenz vielleicht?«, kommt es von Chase wie aus der Pistole geschossen. Schnell fliegt mein Blick auf ihn, er mustert mich mit dunklen Augen, als würde er überlegen wie die Sache hier am besten ausgehen soll. Keaton lacht neben mir auf, dann entfernt er seinen Arm von mir. »Ich will ja nicht, dass dein Daddy mich abknallt, weil ich seine geliebte Tochter angefasst habe.«

»Geliebte Tochter«, wiederhole ich schnaubend, doch man merkt schnell, wie sarkastisch ich das meine. Kurz sagen sie beide nichts, also straffe ich die Schultern und strecke meine Hand zu Chase aus. Hitze schießt wieder in meine Wangen, da ich hier zu viel von mir preisgebe.

»Wärst du so nett und würdest mir meine Mappe zurückgeben, Chase?« Ich bringe seinen Namen langsam über die Lippen und gebe mich dem Gefühl hin, wie ungewohnt es sich anfühlt. Überrascht schaue ich zu Chase, der mich anstarrt, als gäbe es nur mich. Ein Kloß macht sich in meiner Kehle breit, meine Handflächen fangen an zu schwitzen. Langsam fühle ich mich so, als würde ich hier schon Stunden arbeiten und mit meinen Kräften am Ende sein.

»Wir tun dir nichts, Prinzessin. Du bist ein zu leichtes Ziel für uns, aber sag deinen kleinen Bastardfreunden, dass sie sich nie mehr auf unser Territorium wagen sollen.« Keaton spricht mit mir, doch ich habe bloß Augen für Chase. Er genau so, denn wir können nicht die Augen voneinander lassen. Seitdem ich seinen Namen laut ausgesprochen habe, hat sich seine Mimik verändert und er brauchte kein Wort mehr über die Lippen.

»Ich weiß nicht was du meinst«, sage ich trocken und wende mich Keaton zu, nur um nicht mehr Chase ansehen zu brauchen. Meine Wangen müssen furchtbar rot angelaufen sein, hoffentlich merkt man mir das nicht sonderlich an. »Ich meine genau was ich sage. Das nächste Mal wird es nicht mehr bei einem Footballspiel bleiben, verstanden? Und sag dem Widerling, dass er die Finger und seine verfluchten Gedanken von Leila lassen soll!« Ich runzle die Stirn und erinnere mich an das Szenario zurück. Leila muss das hübsche Mädchen sein, an die Zed sich ranmachen wollte.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt