Kapitel 59

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Melody

Wie bin ich nur in diese Lage gekommen? Bis vor ein paar Minuten war noch alles gut, ich ging zum Ufer um mich mit Chase zu treffen. Doch dann entdeckte ich Nate, der mit seinen Füßen im Wasser rumlief und eine Flasche Whiskey mit sich trug. Erst wollte ich einen Rückzieher machen, da ich noch nicht bereit war mit ihm zu sprechen, doch er erkannte mich zu schnell.

Die Anspannung zwischen uns beiden war deutlich spürbar, es war echt ätzend. Ich sagte kein Wort, beobachtete bloß wie Nate sich kaum auf den eigenen Füßen halten konnte. Es war als würde ein anderer Mensch in ihm stecken, ich erkannte meinen besten Freund nicht mehr. Er stolperte auf mich zu und fragte mich, weshalb ich ans Ufer gekommen war. Ich habe ihn angelogen und gemeint, dass ich kurz für mich allein sein wollen würde. Ihm gefiel meine Antwort nicht, er warf mir vor an einem Band zu lügen. Immer wieder stolperte er auf mich zu, ich wich jedes Mal aus.

Er wurde lauter, aufdringlicher und warf die Flasche ins Wasser. Ich zuckte erschrocken zusammen, wollte flüchten, doch dann tauchte Chase auf und schubste Nate von mir weg. Ich war unendlich erleichtert gewesen nicht mehr auf mich allein gestellt zu sein, was die Sache leider nicht besser machte.

Und jetzt befinden wir uns in einer offenen Runde, meine ganzen Mitschüler und auch die von Chase stehen um uns herum, als seien wir das scheiß Entertainment für heute. Mein Hals brennt, ich spüre den puren Wodka in meinem Bauch, aber vor allem in meinem Kopf. Alles scheint sich zu drehen, meine Gedanken ergeben keinen Sinn. Und meine Tränen trocknen mein Gesicht aus. Ich habe geweint und das vor anderen Menschen. Ich habe mich von Chase trösten lassen, er hat mir die Tränen weggewischt. Niemals habe ich vor anderen Leuten so stark geweint wie eben und auch jetzt ist mir noch der Sinn danach, doch ich schlucke den Schmerz runter. Genau wie dem Drang mich auf der Stelle zu übergeben, damit der Wodka aus meinem Körper verschwindet. Ich hätte nicht so leichtsinnig nach der Flasche greifen sollen, so war ich nicht. Doch das Leben ist dafür da um dumme Entscheidungen zu treffen, aus denen man irgendwie wieder rauskommen muss.

Ich sehe hoch zu Chase, der mich weiterhin fest mit seinen Armen umschließt. Kurz versuche ich die ganzen Menschenmenge um uns herum auszuschließen, doch es funktioniert nicht. Blitzlichter von Handys sind auf uns gerichtet, andauernd erreichen uns irgendwelche Behauptungen. Mein Herz ist am Rasen, mein Hals brennt.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Leila näher auf uns beide zukommt. Ihre Augen sind geweitet, ihre Stirn liegt in Falten. Sie schenkt mir überhaupt keine Beachtung, sondern taxiert einzig und allein Chase mit ihren Blicken. Rachel und Blair stellen sich zu Zed, der sich vor Nate aufgebaut hat, damit der keine weiteren Faxen schieben kann. Keaton und Seth stehen dicht hinter Leila.

»Chase, ist das wahr?«, bringt Leila heiser über die Lippen. Irritiert schaue ich zu Chase, der einen eiskalten Blick aufgelegt hat. Sein Mund hat er fest zusammen gedrückt, seine Hände liegen mit viel Kraft an meiner Hüfte. Ich sehe ihm an, wie er schluckt, doch er sagt keinen Ton. Sein ganzer Körper ist angespannt, er bewegt sich nicht.

»Leila! Jetzt mach nicht so ein Riesending draus.« Keaton tritt an sie heran und greift nach ihrem Handgelenk. Mein Puls überschlägt sich, da mir etwas an der Situation gar nicht gefällt. Wieso reagiert Chase nicht? Etwas muss faul sein.

Leila starrt Keaton an, dann scheint sie zu kapieren. »Du wusstest davon?«, entfährt es ihr schockiert. »Und du bestimmt auch!« Sie sieht Seth vorwurfsvoll an, der abwehrend seine Hände hebt. »Zieht mich nicht mit rein. Ich wusste von nichts.«

»Klar, wusste ich das. Hast du nicht gemerkt, wie er sich verändert hat? Scheiße, Chase ist über beide Ohren in Melody verliebt und sie ist echt ein nettes Mädchen«, faucht Keaton und fährt sich frustriert durch die Haare.

Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt