Broken Shine - Wenn aus Rache Liebe wird 1

Kapitel 4

Melody

Ich mache mir nicht die Mühe zu klingeln, sondern trete die Tür von Nates Hütte einfach auf. Musik schlägt mir um die Ohren, genau wie der Geruch von Gras. Also dafür, dass wir alle auf eine Privatschule gehen, benehmen wir uns recht fahrlässig. Ich habe Kopfschmerzen, immer wieder kreisen meine Gedanken um das Gespräch mit meinen Eltern vor knapp einer Stunde. Natürlich haben sie den Artikel von Nobody schon gesehen, ich wurde praktisch mit dieser Erkenntnis begrüßt. Dad hielt sich wie fast immer zurück, während Mom mir die Hölle heiß machte. Sie meinte sie duldet keine weiteren Fehler und das ich endlich auf mein Leben klar kommen soll. Ich habe ihr versucht zu erklären, wie falsch Nobody die Situation aufgenommen hat, doch sie wollte nichts davon hören. Sie meinte das Bild spricht für sich und wenn ich so weiter mache, würde mich keine Elite Universität nehmen. Das es mir im Grunde egal ist, ob ich irgendwann studieren werde, oder nicht, habe ich für mich behalten. Sie möchte mich nur auf eine Uni schicken, weil sie es damals nicht konnte. Sie war damit beschäftigt gewesen mich großzuziehen. Als könnte ich etwas dafür, dass sie und Dad nicht verhütet haben.

»Schaut mal wer endlich gekommen ist.« Nate ist der erste, der mich entdeckt. Meine Tasche kicke ich in die nächstbeste Ecke, dann trete ich ins offene Wohnzimmer, indem sich meine ganzen Freunde schon angesammelt haben. Nates Familie hat zwei Häuser. Eine blaue Strandhütte, direkt am Meer und ein Haus in der Innenstadt. Die Hütte hier beziehen wir immer in den Ferien, es ist sozusagen unser Hauptquartier.

»Unser kleines Flittchen, die es mit Adam aka dem Nerd der Küste hinter Frank's getrieben hat, beehrt uns mit ihrer Anwesenheit.« Zed, ein weiterer Typ unserer Clique kommt auf mich zu und legt mir seinen schweren Arm um die Schulter. Er stinkt nach Marihuana, meine Nasenhaare verätzen sich.

»Zed! Du weißt genau, was passiert ist!«, warnt ihn Rachel, die zusammen mit Blair auf der Couch neben der offenen Verandatür sitzt.

»Lasst mich doch ein bisschen Spaß haben. Melody weiß nämlich genau, wie fasziniert ich von der Aktion eigentlich bin.«

»Ich brauche einen Drink.« Unbeeindruckt entferne ich Zeds Arm von meinen Schultern und laufe auf die offene Küche zu. Als ich den Kühlschrank öffne, erscheint Nate neben mir. Seine dunkelblonden Haare liegen tief in seine Stirn gelegt, er trägt ein blaues Hemd, welches seine hellen Augen betonen lässt. Nate ist einer der wenigen, den ich schon seit dem Kindergarten kenne. Wir waren eine lange Zeit lang Nachbarn und in der Middle School gingen wir ganze vier Monate miteinander aus. Wir waren pubertierende vierzehnjährige, die noch keinerlei Erfahrungen gesammelt haben. Allerdings kam es nie zu einem Kuss oder zu anderen körperlichen Aktivitäten.

»Haben deine Eltern den Artikel gesehen?« Ohne ihn anzusehen, schraube ich mir einen Eistee auf und stecke einen Strohhalm in die Flasche. Nate schließt den Kühlschrank für mich und weicht mir nicht von der Seite, auch nicht, als ich zurück ins Wohnzimmer laufe und es mir auf der freien Couch bequem mache.

»Natürlich haben sie den Artikel gelesen. Ich glaube meine Mom hat den Newsletter aktiviert. Wenn Nobody etwas postet, dann sind meine Eltern die ersten die davon Wind bekommen.« Augenrollend schlürfe ich an dem Strohhalm. Nate lässt sich neben mir nieder, alle Blicke ruhen auf mir. Bis jetzt sind nur Rachel, Blair, Nate, Zed und ich anwesend. Aber es ist Samstagabend. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis sich noch weitere Freunde hier angesammelt haben. Wahrscheinlich kommen heute noch einige anderen aus der Schule, aber ich muss sagen, dass die vier Leute hier im Wohnzimmer zu meinen engsten Verbündeten gehören.

Ich bin zu jeder Person nett, die es auch zu mir ist. Nur heißt es lange noch nicht, dass ich mit jeder Person Freundesarmbändchen tauschen würde, die es schaffen in meiner Gegenwart ihr Lächeln zu bewahren. Für die meisten Leute wirke ich wie eine taffe Braut. So wie Nobody mich seit Jahren ins Licht stellt ist es ein Wunder, dass ich ein paar echte Freunde besitze. Nobody lässt mich wie eine notgeile Nutte in den sozialen Netzwerken wirken, dabei helfe ich den Leuten nur.