^Teufelskreis der Misshandlung^

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Musikvorschlag: Little Bit - Lykke Li
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Die milchigen Augen des nun 18 jährigen Mädchens ruhten auf ihren nackten Füßen im nassen Gras. Sie hatte Chrollo um etwas Raum gebeten, den er ihr auch gegeben hatte. Er saß drinnen vor dem Fenster und las ein altes Buch, das er in einem Regal im Wohnzimmer gefunden hatte. Hin und wieder sah er zu ihr nach draußen, um- Ja, wieso eigentlich? Um zu sehen ob es ihr gut geht? Ob sie noch da ist?

In jeder Faser seines Herzens spürte er die Wahrheit. Jeder Herzschlag beantwortete seine Frage. Er sah nach draußen, genau weil er wusste, dass Pain dort saß. In ihrem luftigen weißen Sommerkleid das von dem Starkregen komplett durchnässt worden war und nun wie eine zweite Haut an ihrem Körper klebte.

Mit einem leichten Schock stellte Chrollo fest, dass ihre Haut noch blasser war, als das Kleid.

Es ekelte ihn nicht an. Ganz im Gegenteil, Pain sah irgendwie schön aus, wie sie da so saß. Tränen in den trüben Augen und ihr kleiner Körper in sich gesunken. Chrollo hatte zuerst nicht verstanden was Hisoka so an ihr gefiel. Sie war dürr, klein, schreckhaft und zerbrechlich.

Ein Porzellan Vögelchen.

Und genau das machte sie für Männer wie ihn und Hisoka so unwiderstehlich. Sie war etwas das beschützt werden musste, um das man sich intensiv kümmern konnte ohne auch nur eine Sekunde an die eigenen Probleme denken zu müssen. Ein Fulltime-Job, ein Hobby, ein kleines Haustier.

Chrollo warf wieder einen Blick zu ihr nach draußen. In den prasselnden Regen, der Pains grüne Haare an ihrem Kopf klebte und die sie sich immer wieder aus dem Weg strich.

Als sie Fußschritte hinter sich vernahm, rechnete sie mit Chrollo, der gekommen war um sie mit nach drinnen zu nehmen. Doch es war ein anderer Hunter. Ein Mann mit roten Haaren, die ihm im Gesicht klebten.

„H-Hisoka...", stotterte Pain, sein Name war ein Wort geworden, das sie nicht gerne aussprach.

Hisoka sank vor Pain auf den Boden und vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß. Die junge Frau schreckte auf und versuchte seine schweren Arme von ihre wegzuschieben. Sie hielt seine Berührung nicht aus. Schon gar nicht wenn sie daran dachte wen er den letzten Monat lang noch so alles angefasst hatte.

„Bitte...bitte schick mich nicht weg", flehte Hisoka, seine Arme fest um ihre Taille, die noch schmaler geworden war. „Ich flehe dich an, Pain. Vergib mir, bitte. Es tut mir so leid."

Seit einer gefühlten Ewigkeit sprach er wieder mit ihr und trotz der langen Zeit die sie gehabt hatte um sich auszudenken was sie ihm alles an den Kopf werfen würde, brachte sie kein Wort heraus. Das einzige was sie tat, war seinen Kopf in ihre Hände zu nehmen und ihn zu küssen.

„Ich liebe dich, Pain. Es tut mir so leid", flüsterte er, seine Lippen kalt und nass.

„Wieso?", erwiderte Pain, die endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. „Wieso?"

„Ich konnte mir nicht eingestehen was es war, doch jetzt weiß ich es...ich hatte solche Angst. Angst vor Raidon. Angst davor dich zu verlieren. Angst davor selbst zu sterben und dich alleine zu lassen, ich-ich wusste mir nicht zu helfen. Also hab ich..."

„Du hast mich alleine gelassen, mich misshandelt und mir das Gefühl gegeben nichts in deinen Augen zu sein! Du hast dich verhalten wie Raidon", schluchzte Pain und wischte sich die Tränen, die sich mit dem ständigen Regen vermischt hatten. „Du hast jeden Abend eine andere Nutte mitgebracht!"

P•A•I•N | h.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt