^Nach Sonnenuntergang^

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Musikvorschlag: Freak - Lana Del Rey
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„Pain?" Hisoka ging langsam auf das grünhaarige Mädchen zu, das ihm den Rücken zukehrte.

„Hm?", antwortete sie ohne ihn anzusehen.

„Ist alles okay? Du wirkst irgendwie...verändert."

„Nein, alles okay", sagte Pain leise und drehte sich endlich zu ihm um. Sie sah ihn immer noch nicht an, und ohne ein weiteres Wort entfernte sie sich weiter von ihm.

Hisoka überlegte, ihr noch nachzurufen, aber er ließ es bleiben. Trotzdem machte sich in ihm ein ungutes Gefühl breit. Pain verhielt sich zu seltsam. Das konnte nicht nur wegen des Plans sein, etwas war passiert. Aber was? Alles war vor ein paar Stunden doch noch okay gewesen. Was hatte sich geändert?

„Pain?", fragte er noch einmal, sein Herz voller Angst vor Abweisung.

„Wir fangen in ein paar Minuten an. Konzentriere dich lieber...", war alles, was Pain antwortete.

Bis Illumi, seine Ablenkung startete, herrschte zwischen den beiden eine fremde, distanzierte Stille. Hisoka fühlte sich Pain in diesem Augenblick kein bisschen nah. Sie war direkt neben ihm und trotzdem schienen sie Welten auseinander zu sein.

Der Assassin kletterte mit wenig Mühe bis zu dem kleinen Fenster, dicht gefolgt von Kenji.

Die beiden Männer verschwanden ins Innere des Turms und für einige Millisekunden war es komplett still, kein Lebenszeichen von oben. Kein Klirren von Sachwerten oder das unheimliche Geräusch, dass Illumis Nadeln machten, wenn er sie warf. Den todbringenden Lufthauch.

Doch dann, leuchtete der Turm hell auf. Grelle, violette Strahlen, die einem das Augenlicht zu rauben schienen.

„Nah warte du kleine Kröte!", konnte man Kenji schreien hören. „Au!", ein paar Sekunden später.

Illumi war wie immer lautlos. Er warf Nadeln nach seiner Gegnerin, schlug zu oder trat nach ihr. Doch das alles ohne den geringsten Laut. Kein Gebrüll oder Beschimpfungen.

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„Gon, sei leise!", zischte Killua, der dicht hinter seinem Freund an der Rückseite des Turms hochkletterte. Die Außenseite des Turms war von dem ständigen feuchten Wind nass und glitschig. Eine falsche Bewegung und sie würde wieder runterfallen. Die Zeit ein zweites Mal hochzusteigen hatten sie nicht. „Tut mir leid, Killua! Ich bin nur so aufgeregt!", plapperte der Junge weiter, die Worte seines Freundes ignorierend.

„Leise jetzt!" Kojin stieß ihm von unten mit seinem Nagel in den Oberschenkel. „Au! Was soll das?! Willst du, dass ich runterfalle?!", keifte Gon zurück, der nicht verstand wieso ihn gerade alle verbal angriffen.

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„Pain. Wir müssen jetzt los", raunte Hisoka ihr leise zu. Er erhoffte sich keine Antwort und bekam auch keine. Was auch immer passiert war, es musste warten. Jetzt stand die Eroberung des nächsten Kristalls im Vordergrund.

Livius setzte sein Horn an der Mauer des Turms an und versuchte das robuste Mamor-Gehäuse zu zerschneiden. Dies war schwerer als Gedacht. Immer wieder blieb das Horn ihres Freundes hängen und das Mamor wollte sich einfach nicht zerteilen lassen.

„Das dauert ja ewig", seufzte Hisoka und tippte ungeduldig mit seinen Fingern auf seinen Arm.

„Mamor ist normalerweise nicht so resistent. Irgendwas stimmt mit diesem Turm nicht." Livius versuchte weiter sein Glück, bis er letztendlich stecken blieb.

„Das Gestein lässt mein Horn nicht mehr los", stöhnte er während er versuchte sich zu befreien.

„Hisoka nahm etwas Anlauf und trat gegen den Teil der Mamor-Wand, der das Horn seines Freundes umschloss.

Livius war frei, aber Teile des Mamors hefteten immer noch an seinem Horn. Wie kleine Maden klammerte sich das merkwürdige Gestein an ihn.

"Wir haben keine Zeit mehr." Mit ein paar weiteren, kräftigen Tritten, lag das Innere des Turms vor ihnen.

Pain ging voraus und nutzte ihre Hände um sich
vorzutasten. Sie verspürte Ekel, als ihre Finger immer wieder in Berührung mit einer feuchten Stelle oder eine Schnecke kamen. An Fackeln hatte keiner Gedacht. Es waren nur zwei Meter bis zu den glitschigen Steintreppen, die nach oben führten und trotzdem hatten sich diese zwei Meter angefühlt wie zwei Kilometer.

Als sie versuchte die erste Stufe zu erklimmen, trat sie etwas daneben, was ihr Gleichgewicht durcheinander brachte und sie nach vorne fallen ließ. Glücklicherweise (oder auch nicht), war ihr Magier hinter ihr, der seinen großen, adrigen Arm um ihre Taille schlang, bevor ihr Gesicht Bekanntschaft mit der zehnten Stufe machen konnte. Sofort, wollte Pain sich von ihrem Retter losreißen, doch dieser ließ das nicht zu. Er hatte genug von ihrem seltsamen Benehmen, Hisoka wollte wissen, was mit ihr nicht stimmte.

Also drückte er sie nur noch fester an sich. Er brauchte ihre Wärme, er brauchte ihren rauen Duft. Blut, Lilien und Zitrus.

„Pain. Was ist los? Wieso weist du mich unaufhörlich ab? Ich brauche dich, das weißt du doch." Ohne weitere Worte von dem Mädchen abzuwarten, drehte er sie einmal herum und presste seine Lippen auf ihre. Pain stieß Hisoka sofort von sich. Als dieser sie nur perplex ansah, klatschte sie ihm eine. Der Magier antwortete darauf mit einem zweiten Kuss. Dieses Mal war er weder liebevoll oder vorsichtig. Fordernd und dominant, stieß er mit seiner Zunge gegen ihre und nahm ihre Mund schamlos ein.

Pain keuchte in seinen Mund während sich ihre kleinen Hände in seinen Haare verkrallten. Ihr Kopf, der von Illumi manipuliert worden war, befahl ihr diesen Mann von sich fernzuhalten, aber ihr Herz, dass sich so hoffnungslos in ihn verliebt hatte, wollte nichts mehr als Hisoka alle Klamotten vom Leib zu reißen und ihn zu küssen, bis sie keine Luft mehr bekam und erstickte.

Ein ständiger Kampf. Kopf gegen Herz. Oder wohl eher Illumi gegen Hisoka.

„Hör auf deine Augen vor mir zu verschließen, ich weiß doch, dass du mich liebst", flüsterte der Clown sanft und wischte eine Träne von ihrer Wange.

Da kam ihm eine Idee.

Grob und ohne seine Entscheidung groß zu überdenken, legte er seine Hand um ihren Hals und drückte zu. Pain bekam weiterhin Luft, aber die Stellen an, denen er ihren Hals quetschte waren besonders sensibel und verursachten somit große Schmerzen bei dem grünhaarigen Mädchen.

Pain versuchte den Schwall von Euphorie, der durch ihren Körper zuckte zu unterdrücken, was ihr nicht sonderlich gut gelang.

„Na? Gefällt dir das? Muss ich dich wieder behandeln wie damals, als ich dich gefunden habe? Wie eine kleine Sklavin?",knurrte Hisoka und ließ von ihrem Hals ab, um ihren Arm ins Visier zu nehmen. Seinen scharfen Fingernägel schnitten mühelos durch die blasse, fast durchsichtige Haut. Dunkles Blut, dass ihn an die Satin-Laken in seinem Zimmer in der Himmelsarena erinnerte.

„Nein...lass mich los! Ich- ich verabscheue dich! Ich hasse dich."

„Lügnerin. Elende Lügnerin. Du brauchst mich. Du liebst mich!"

Auch wenn er sie liebend gerne noch weiter geküsst hätte, fiel ihm die Mission wieder ein. Er ließ von Pain ab und stürmte die Treppen nach oben. Als beide das Ende erreicht hatten, standen sie vor einer Klappe, die vermutlich nach oben führte.

Doch als sie das Zimmer betraten, wünschte sich Hisoka, er hätte Pain noch etwas länger gehalten.

Illumi war eingefroren, in der Luft. Er sah aus, als wäre die Zeit für ihn stehengeblieben. Dasselbe galt für Kenji, Kojin, Killua und Gon. In ihrer Mitte stand eine junge Frau. Ihre Haut war grau, ebenso wie ihre Haare und das einfache Kleid, dass sie trug. Das einzig farbige an ihr war der große Violette Edelstein, der an ihrem Hals hang.

„Ihr habt genau 14 Sekunden", sprach ihre dünne, geisterhafte Stimme.

✨Danke fürs Lesen!✨

P•A•I•N | h.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt