Die nächsten Tage, nachdem das Wochenende vergangen ist, wurden stressig. Unser Land will natürlich wissen, was jetzt hier los ist. Ob das Video echt ist. Woher das Hämatom in meinem Gesicht kommt. Ob der Typ im Video mein Freund ist. Ob mein Vater mich geschlagen hätte. Und noch so viel mehr.
Dad will nichts mehr mit mir zu tun haben, also muss ich das mit der Presse alles alleine regeln, wodurch ich ein paar Tage die Schule verpasse. Da würde es aber nicht anders ablaufen, als hier. Dass Dad mich geschlagen hat, verneine ich. Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Allerdings bestätige ich, dass das Video echt ist und dass ich schwul bin. Mitchell ist natürlich nicht mein Freund, was ich auch sage; natürlich ohne ihn namentlich zu erwähnen. Er ist zwar mein erster unbedeutender Sex-Kumpane gewesen, doch sicher nicht der letzte. Vielleicht mache ich das ja jetzt jedes Wochenende so und suche mir immer einen Neuen. So kann ich Spaß haben und muss mich trotzdem an niemanden binden. Ich habe wirklich kein Bock auf eine Beziehung. Das macht mich zwar zur Hure, aber damit komme ich klar. Solange es mir gefällt, mache ich was ich will.
So passiert es dann auch. Neben der Schule und der ganzen Politik gehe ich jeden Freitag und Samstag feiern und führe genau das durch, was ich geplant hatte. Ziemlich schnell hat sich dann auch ergeben, dass ich doch kein Top bin. Irgendwann habe ich einen Typen erwischt, dem es nicht egal war, ob er „oben" oder „unten" ist, also habe ich mich ihm einfach angepasst. Wie bei Mitchell habe ich ihm aber nicht gesagt, dass ich keinen Plan habe, was ich machen muss. Es lief trotzdem reibungslos -na ja, Reibung war schon da, nur auf andere Art- und es hat sich so wundervoll angefühlt, dass ich nun auf der Schiene stecken geblieben bin und hier auch nicht mehr weg möchte.
„Du bist schon eine Hure, Shane", meint Samanta eines Tages zu mir. Wir sind inzwischen wieder richtig dicke und erzählen uns so gut wie alles. Nur, wie ich vögle erspare ich ihr.
„Schon, oder? Ich bin echt schlecht in Mathe, aber ich glaube, ich habe schon so mit 100 verschiedenen Männern gevögelt."
„Und das innerhalb von eineinhalb Jahren. Hast du dabei kein schlechtes Gewissen? Und du verhütest auch schön?"
„Ja, Mutti", entgegne ich genervt, „Ich will mir keine Krankheiten einfangen. Und wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?"
„Du spielst mit den Typen."
„Ich spiele mit denen genauso viel, wie die mit mir."
„Ich glaube, du hast eine Sucht."
„Kann schon sein." Ich zucke mit den Schultern. „Aber es schadet ja niemandem, also warum sollte ich damit aufhören."
Es bleibt kurz still zwischen uns. Sie sieht aus, als würde sie mit sich kämpfen, die nächste Frage zu stellen oder nicht zu stellen.
„Spuck es schon aus. So schlimm kann es ja nicht sein."
„Alter... Eigentlich sollte man das echt nicht fragen. Ich weiß auch echt nicht, warum mich das interessiert. Also... Machst du nur Anal oder auch die anderen Sachen?"
„Welche anderen Sachen?" Jetzt bin ich etwas verwirrt.
„Du weißt schon."
„Nein, weiß ich nicht." Eigentlich weiß ich es, aber ich will, dass sie es ausspricht. So prüde ist meine Schwester nicht.
„Lutschst du Schwänze?"
„Aha, da ist es ja", belustigt grinse ich sie an, ehe ich antworte: „Nein, habe ich nie gemacht und werde ich auch nicht."
„Auch nicht, wenn du mal einen festen Freund hast?"
„Komm schon Sammy. Wer würde mich daten wollen?"
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Slut
Teen Fiction[BoyxBoy] Shane ist der Sohn des Präsidenten. Er ist mit der Anwesenheit der Medien aufgewachsen. Dennoch passiert es, dass ihm ein Fehler unterläuft, der sein ganzes Leben durcheinander bringt; doch nicht nur seines.