Das Ziel des Typen ist ein enger Gang zwischen zwei Häusern. Kein einziger Passant kommt hier vorbei, da es hinter den Buden liegt. Zudem warten hier schon drei weitere Kerle, alle kräftig gebaut und grimmig dreinblickend. Was wollen die bitte von mir? Ich kenne die nicht. Oder? Der Fetteste von denen kommt mir komischerweise bekannt vor. Ich habe doch nicht mit dem gevögelt, oder? Nein, das kann nicht sein. Ich habe Geschmack.
„Hallo", flöte ich gespielt fröhlich. Die müssen ja nicht wissen, was für eine Heidenangst die mir einjagen. An deren Ausdruck ändert das natürlich nichts, aber das hatte ich nicht erwartet.
„Kennt man sich?", frage ich verwirrt nach. Es kommt keine vernünftige Antwort, nur ein verächtliches Schnauben. Daher führe ich mein Selbstgespräch fort: „Habe ich euch was getan?"
„Du bist ne Schwuchtel", presst einer der Hünen hervor, als würde es ihm große Überwindung kosten mit mir zu sprechen.
„Na und? Geht dich das was an? Tut es dir weh?"
„Es ist nicht normal", brummt ein anderer.
„Also ich fühle mich gesund, so abnormal kann es nicht sein."
Der Schlag in die Seite trifft mich unvorbereitet. Es ist nichts Schlimmes, sowas bin ich gewohnt. Und wahrscheinlich stachelt meine reaktionslose Reaktion sie nur noch mehr an. Eigentlich ist es unfair, vier gegen einen; eher drei, denn der Lockvogel hält sich schön zurück und beobachtet nur. Und gegen ist auch nicht wirklich das richtige Wort, auf passt wesentlich besser. Die Schläge sind nicht krass. Zielen können die nicht gut und wehtun wollen sie mir scheinbar auch nicht, da es ziemlich lappige Hiebe sind und auch nur in die Seite. Es lohnt sich gar nicht mal, sich irgendwie zur Wehr zu setzen. Schön ist es trotzdem nicht.
„Shane?" Da ist Todd ja.
Wie als Abschluss, boxt der Kerl, der mir bekannt vorkommt, mir fest in den Magen. Für einen Augenblick bleibt mir die Luft weg und ich muss mich an der Wand des Hauses abstützen, um nicht auf den Boden zu fallen. Ich spüre, wie sich in meinem Mund Blut sammelt, was sicher nicht gut sein kann. Angewidert spucke ich es auf den Boden, schlängle mich an dem Pack vorbei und zu Todd, um knapp hinter ihm Stellung zu nehmen.
„Du", knurrt er, wobei er Fetti anguckt. Und da macht es bei mir Klick. Ich kenne ihn tatsächlich. Das war mal Todds bester Freund, bis ich den Platz eingenommen habe. Wer es inzwischen ist, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht Chris oder so.
„Lange nicht gesehen, Todd." Wayne spuckt den Namen voller Unmut aus, als wäre er eine Beleidigung.
„Nicht lange genug."
Als Wayne gerade eine bissige Bemerkung machen möchte, kann ich es nicht mehr zurückhalten und huste noch mehr Blut aus.
„Na? Fühlst du dich immer noch gesund?", lacht er spöttisch.
„Fick dich", bringe ich röchelnd hervor. Macht er wahrscheinlich eh. Ich kann mir nicht vorstellen, das der auch nur den Hauch einer Frau abbekommen würde.
Im Augenwinkel sehe ich etwas Silber aufblitzen und wenn die paar Sonnenstrahlen, die hier in die Gasse scheinen, ihn nicht verraten hätten, wäre ich niemals dazu in der Lage gewesen das Messer, dass nach Todd und mir geworfen wurde, abzuwehren.
„Bist du bescheuert?" Mindestens Todd hätte er getroffen und das nicht harmlos. „Das ist versuchter Mord, dafür kannst du lebenslang im Knast sitzen."
„Da kennt sich aber jemand mit dem Gesetz aus", verhöhnt einer der Schläger mich.
„Wie kann das denn sein?", frage ich sarkastisch und beantworte meine Frage dann selbst: „Vielleicht weil mein Vater der Präsident ist. Oder auch, weil ich selbst politisch tätig bin."
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Slut
Teen Fiction[BoyxBoy] Shane ist der Sohn des Präsidenten. Er ist mit der Anwesenheit der Medien aufgewachsen. Dennoch passiert es, dass ihm ein Fehler unterläuft, der sein ganzes Leben durcheinander bringt; doch nicht nur seines.