Ich war schon lange nicht mehr in der Kirche. Bevor ich meine Sexualität richtig entdeckt habe, war ich jeden Sonntagmorgen mit meiner Mutter hier. Jetzt bin ich hier, um Jon zu besuchen und noch für was anderes, aber das ist erstmal zweitrangig.
„Hi Baby", begrüßt er mich fröhlich winkend.
Ich hasse es. Christopher hat damit angefangen mich so zu nennen, weil ich mich selbst als seinen jüngsten Sohn bezeichnet habe und nach ein paar Wochen haben die anderen dann auch damit angefangen. Es wäre schlimmer, würden sie es anders aussprechen, denn so sprechen sie damit eher einen Säugling an und nicht einen geliebten Partner, trotzdem mag ich es nicht. Ich kann aber nichts dagegen machen. Unzählige Male habe ich darum gebeten, dass sie es nachlassen sollen, aber, wie man sieht, machen sie es immer noch.
„Hallo", entgegne ich leicht genervt und gehe weiter durch den Mittelgang nach vorne zum Altar. Davor ist eine Bühne mit drei Etappen aufgebaut. Darauf sind auch schon einige Sänger, aber noch sind nicht alle da.
„Was verschafft uns die Ehre deines Besuchs?", fragt Jon mich.
„Ich habe doch gesagt, ich komme zu jedem Konzert." Ich lächle.
„Wir haben aber nur Probe. Das Konzert ist nächste Woche."
Das weiß ich natürlich, aber trotzdem tue ich so, als würde mich das sehr überraschen und erkläre mich selbst für dumm, weil ich mich im Kalender verguckt habe. Wie erhofft lädt er mich trotzdem dazu ein zuzugucken. Also setze ich mich gleich in die erste Reihe und unterhalte mich noch ein bisschen mit ihm, bis seine Probe dann richtig beginnt.
Sein Chor klingt wirklich super gut, so wie ich es mir vorgestellt habe. Es wäre perfekt, wenn man Plan aufgehen würde.
Nach der Probe stehe ich auf und klatsche begeistert.
„Das klingt wirklich klasse. Habt ihr schonmal was aufgenommen?" Irgendwie muss ich ja starten.
„Oh nein, wir singen nur zum Spaß", antwortet die Chorleiterin.
„Darf ich trotzdem um eure Unterstützung bitten?"
„Worum geht es denn? Du bist der Sohn des Präsidenten, oder?"
Da ist es wieder... Immer nur mit meinem Vater in Verbindung gebracht zu werden, finde ich noch schlimmer als Baby genannt zu werden. Dad hat nur Mum geschwängert, nichts Besonderes.
„Bin ich zwar, aber das spielt keine Rolle. Ich bin außerdem mit Jon befreundet und habe gehört, dass er ein Problem hat."
Jon tritt verwirrt aus der Menge hervor und fragt dann, was er für ein Problem hätte, wovon ich denn bitte sprechen würde.
„Es ist nicht nur Jons Problem. Bestimmt habt ihr schon mitbekommen, dass er Teil einer Boygroup ist, die bald debütiert. Und bisher sind nur sechs von acht Liedern fertig."
„Als ob Chris' Gejammer wirklich was gebracht hat", meint der Junge überrascht und gleichzeitig beeindruckt.
Naja, es war nicht wirklich sein Gejammer, eher die zwei Kilo Schokoriegel, die er mir zur Bestechung gegeben hat.
„Und was hat das mit uns und vor Allem dir zu tun?", fragt seine Chorleiterin verständnislos.
„Also ich habe die anderen sechs Songs geschrieben, bevor ich netterweise rausgeworfen wurde. Und ihr habt was damit zu tun, weil der siebte Song eine Chorbegleitung haben soll."
„Und was für ein Lied ist das genau?"
„In der Gruppe gibt es Untergruppen und dieses Lied ist für eine davon, die, in der auch Jon ist. Also Jon, Christopher und Xavier."
DU LIEST GERADE
Slut
Teen Fiction[BoyxBoy] Shane ist der Sohn des Präsidenten. Er ist mit der Anwesenheit der Medien aufgewachsen. Dennoch passiert es, dass ihm ein Fehler unterläuft, der sein ganzes Leben durcheinander bringt; doch nicht nur seines.