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Am Montag will ich nicht aufstehen. Ich will nicht in die Schule, ich will Xavier nicht sehen, ich will nur weiterschlafen. Mum lässt das aber nicht zu. Mit ihr habe ich mich gestern auch noch unterhalten. Sie ist natürlich völlig aufgelöst, was meine Nase angeht, mehr hat sie aber auch nicht gesagt. Von Dad würde sie sich niemals trennen. Lieber verdrängt sie die Tatsachen.

Völlig in meinen Gedanken, schalte ich erst wieder in die Realität zurück, als jemand einen Jutebeutel auf den Tisch legt. Erst weiß ich nicht, wo ich bin und was hier vor sich geht, doch dann dämmert es mir langsam. Ich bin leider Gottes doch in der Schule gelandet und den Beutel hat mir Xavier hingelegt.

„Was ist das?", frage ich ihn, noch immer angepisst von dem, was er gestern zu mir gesagt hat.

„Das hast du bei mir vergessen." Er wirkt auch nicht sonderlich begeistert darüber, dass er mit mir reden muss. „Und ich soll von meinen Eltern grüßen. Sie fanden es ja so schade, dass du schon so früh gehen musstest."

„Grüß sie zurück. Sie sind nett, im Gegensatz zu dir."

Verächtlich schnaubt er, zeigt mir den Mittelfinger und geht zu seinem Platz. Er kann mich mal.

„Ähm... Habe ich was nicht mitbekommen?", fragt Sam verwirrt.

Ich antworte ihr nicht. Gerade will ich keinen Gedanken an das gestrige Geschehen verschwenden. Wie schon gesagt hat Xavier mich damit ziemlich verletzt. Um ehrlich zu sein, hätte mich nichts mehr verletzen können. Und er hat sich nicht mal dafür entschuldigt. Wahrscheinlich denkt er, er hätte überhaupt nichts falsch gemacht. Ist mir auch scheiß egal.

„Bist du ätzend heute. Hast du deine Tage, oder was?" Genervt mustert Sammy mich, als würde sie die Gründe in meinem Gesicht erkennen können.

„Ich bin kein Mädchen", maule ich sie an. Meine Stimmung ist nun endgültig im Keller. Ich will einfach nur weg hier. Ach, weißt du, ich gehe einfach. Dieser eine Fehltag wird schon nicht der Weltuntergang sein. Außerdem ist meine scheiß Nase gebrochen. Die erste Stunde hat nicht mal angefangen, doch packe ich schon meine Sachen zusammen und verlasse dann wortlos den Raum. Es juckt doch eh niemanden, außer Samanta und die sehe ich heute Nachmittag noch. Zumindest dachte ich das, bis mir auf dem Flur jemand anders als meine Schwester hinterher läuft. Gut, dann sind es eben Sammy und Xavier.

„Shane, jetzt warte doch mal bitte", ruft er und hält mich an meinem Arm fest. Ruckartig entreiße ich mich ihm und gehe dann normal weiter. Er schneidet mir aber den Weg ab und zieht mich dann kraftvoll mit aufs Jungenklo. Die paar Typen die da herumlungern fordert er herrisch dazu auf sich zu verpissen.

„Was zur Hölle willst du von mir, du Penner?", frage ich mürrisch.

„Ich wollte mich entschuldigen. Was ich gestern gesagt habe, war wirklich dumm und ich hätte es nicht sagen sollen."

Verunsichert tritt er von einem Bein aufs andere und sieht mich schuldbewusst an.

„Ja, war ziemlich scheiße von dir."

„Richtig. Aber du musst auch verstehen, dass deine Aussage mich voll wütend gemacht hat. Darum war ich so ein Arsch."

„Welche Aussage? Dass ich keinen Freund haben möchte?"

„Dass ich dir nicht gut genug bin für eine Umarmung. Ich habe mich in dem Moment so wertlos gefühlt, als wäre ich völlig sinnlos auf dieser Welt." Traurig verschränkt er die Arme vor der Brust und lehnt sich mit dem Rücken an eine Toilettenkabine.

„Aber das stimmt doch überhaupt nicht."

„Du kannst nicht sagen, dass es nicht stimmt. Ich habe es gefühlt, also stimmt es. Mag sein, dass ich nicht wertlos bin, aber es ist wahr, dass ich mich wertlos gefühlt habe."

SlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt