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Mit Schmerzen am ganzen Körper kämpfe ich mich durch die Stadt, möglichst darauf bedacht nicht aufzufallen. Nachdem das Bild heute früh auf jeglichen Internetseiten und Zeitungen zu finden war, hat Dad mich heute früh wortwörtlich aus dem Bett geprügelt. Gefühlt hat er mir mindestens eine Rippe gebrochen. Ich hoffe Xavier geht es da besser. Er meinte ja aber auch, dass seine Familie kein Problem damit hat, dass er schwul ist.

Die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, laufe ich das erste Mal an der richtigen Hausnummer vorbei. Irgendwann fällt es mir dann auch auf und ich gehe wieder zurück. Ich gehe die drei Stufen hoch zur Haustür und betätige dann die Klingel. Darüber steht der Nachname Zanotti. Xavier Zanotti also, interessant.

„Ja bitte?", eine Frau, bestimmt Ende 40, öffnet mir die Tür und blickt mich verwirrt an. Dann scheint sie mich zu erkennen und meint unwirsch: „Du hast hier nichts zu suchen."

„Entschuldigung?", frage ich, nicht sicher, was sie mir damit sagen möchte. Ihr Sohn hat mich immerhin eingeladen. Und eigentlich dachte ich, er hätte sturmfrei. Heißt das etwa nicht, dass er alleine Zuhause ist? Ist das gar nicht sein Haus?

„Mum, es ist ok. Es ist nicht seine Schuld", ertönt Xaviers Stimme. Immerhin bin ich am richtigen Ort gelandet. Bin ich zu früh?

„Ich denke schon, dass es meine Schuld ist. Deshalb bin ich hier. Ich versuche es irgendwie wieder gut zu machen", sage ich. Ich denke mal, dass sie böse ist, da ihr Sohn jetzt überall zu sehen ist nur, weil der Paparazzo mir eines auswischen wollte.

„Mum, kannst du ihn bitte reinlassen?" Ja, das wäre wirklich toll. Ich habe so unfassbar Rückenschmerzen und weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte zu stehen. Ausnahmsweise kommen die nicht von meinem Vater, sondern von der Aktion, bzw. den Aktionen, gestern im Auto. Da muss ich mir im Rücken irgendwas verklemmt haben. Bei der Stellung auf so engem Raum eigentlich kein Wunder. Na ja, ich muss jetzt damit klarkommen.

Widerwillig tritt Mrs. Zanotti beiseite und lässt mich eintreten. Der Flur ist recht eng, sodass ich mich regelrecht an ihr vorbei quetschen muss. Ich ziehe die Schuhe aus, stelle sie ordentlich neben ein Regal und meine Jacke lasse ich einfach mal an. Xavier gibt mir dann ein Zeichen, dass ich ihm folgen kann. Die enge Wendeltreppe hinauf folge ich ihm, wobei ich ziemlich aufpassen muss, dass ich nicht rückwärts wieder herunterfalle. Sein Zimmer ist dann die letzte Tür auf dem Flur. Wenn man hineingeht, ist auf der rechten Seite gleich der Kleiderschrank. Dieser nimmt die ganze Wand ein. Links ist dann erstmal ein kleines Regal, wo irgendwelche Pokale drin stehen und ganz links an der Wand ist sein Bett, welches aber mit dem Kopfende an der Wand steht, die gegenüber der Tür ist. Da ist auch der Schreibtisch.

„Was hast du gewonnen?", frage ich ihn und mustere die Trophäen im Regal. Sie liefern mir keine Auskunft.

„Ist nichts wichtiges, die sind schon älter", tut er es einfach ab.

„Ich würde es aber gerne wissen."

„Bist du immer so nervig?" Anscheinend will er es nicht sagen.

Ich gebe keine Antwort auf seine Frage, da sie wohl eh rhetorisch gemeint war und sehe mich dann weiter um. Ich mag sein Zimmer, es ist gemütlich hier. Besonders der Sessel in der Ecke fängt meinen Blick. Schnur stracks gehe ich dahin und lasse mich drauf fallen. Autsch! Ich habe die blauen Flecken vergessen. Scharf ziehe ich die Luft ein und warte dann, bis der Schmerz ein wenig abklingt, bevor ich mich wieder bewege.

„Ist alles in Ordnung? Habe ich dir gestern weh getan?", fragt Xavier besorgt. Von der anderen Ecke des Raums guckt er mich an. Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht erkennen, mit meiner Sehschwäche ist es einfach nur ein hellbrauner Fleck. Wenn ich mich richtig erinnere, nennt sich die Farbe Sandbraun. Letztes Jahr mussten wir von der Schule aus ein Praktikum machen und ich war bei einem Maler. Nicht die, die Gemälde zeichnen, sondern die, die Zimmer streichen.

SlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt