Slut

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„Du siehst seltsam aus", meint Shira.

„Ich bin beeindruckt von mir selbst", erwidere ich fröhlich.

„Wieso das?"

Umsichtig, wie ich bin, lehne ich mich zu Jon und halte ihm die Ohren zu. Er will das wahrscheinlich nicht hören. Dann winke ich Shira zu mir ran. Es muss auch nicht jeder andere mitbekommen.

„Ich habe gestern Xavier flachgelegt. Er kann nicht ordentlich sitzen. Und ich habe es endlich geschafft, ihm Knutschflecken zu machen", erzähle ich ihr leise. Begeistert hält sie mir ihre Hand hin. Enthusiastisch schlage ich ein und lasse dann auch Jon wieder los. Dieser wirft mir einen giftigen Blick zu und meint dann, er habe trotzdem alles gehört. Ups... Na ja, der Wille zählt.

„Wetten, sie will jetzt mit dir schlafen und nicht mehr mit Xavier", murrt Jon in Bezug auf Shira.

„Damit hast du genau ins Schwarze getroffen", meint sie und zwinkert ihm zu. Er verdreht die Augen und wendet sich ab.

„Hast du noch nicht Schluss gemacht?", frage ich sie.

„Doch. Aber ich finde niemanden, der mich ficken will. Vielleicht frage ich nachher Todd. Wäre ja nicht das erste Mal."

„Du und Todd treibt es miteinander?" Geschockt starre ich sie an. Was haben die Mädchen denn alle mit Todd?

„Das überrascht dich?", fragt mich Jon, beinahe besorgt.

„Hast du schlecht geschlafen?" Ich drehe Shira den Rücken zu und gucke dafür ihn an. Ja, er ist nie besonders nett zu ihr, aber heute ist seine Laune besonders tief im Keller. Er antwortet nicht, was heißt, er ist noch schlechter drauf, als ich dachte. Toby, der in der Reihe hinter uns sitzt, tippt mir auf die Schulter. Ich lehne mich zurück und er sagt leise: „Tessa hat Schluss gemacht. Deshalb ist er scheiße drauf."

„Oh nein." Mitleidig gucke ich Jon an. „Warum das denn?"

Beide zucken mit den Schultern. Wie unglaublich vielsagend. Sie muss doch was gesagt haben, als sie die Beziehung beendet hat. Doch scheinbar hat sie das nicht, da auf mein Nachfragen nur Kopfschütteln kommt. Weiterforschen kann ich aber nicht, weil unsere Mathelehrerin reinkommt und sofort mit dem Unterricht beginnt. Das ist nichts neues, aber trotzdem ätzend.

Im Sportunterricht sitzt diesmal keiner auf der Bank. Petes Arm ist wieder heile und meine Hand ist soweit verheilt, dass Sport da nichts mehr anrichten kann. Es zieht noch ein bisschen, wenn ich die Handfläche zu weit dehne, aber bei dem, was wir heute machen, ist das irrelevant. Miss Turner scheint keine kreative Ader zu besitzen, da wir wieder Klasse gegen Klasse Völkerball spielen. Sie steht in der Ecke und guckt uns dabei zu. Ab und zu wirft sie auch einen Ball zurück ins Feld, wenn der zu weit weggerollt ist. Ihr Job scheint sehr entspannt zu sein.

„Ling wird dich umbringen", sagt Avery zu mir. Scheinbar ist er besessen von diesem Thema. Will er, dass wir sterben?

„Wird sie nicht. Doch nicht ihr kleiner süßer Shane", meint Todd.

Ich verdrehe die Augen und versuche mich dann wieder aufs Spiel zu konzentrieren. Zu spät, wie ich bemerke, weil ich da schon abgeworfen wurde. Motivationslos trotte ich zum Feld des Gegnerteams und stelle mich daneben, in der Hoffnung, jemand wirft mir einen Ball zu. Es scheint aber jeder so auf sich selbst konzentriert zu sein, dass ich da lange drauf warten kann.

„Na." Xavier ist zu mir getreten, was kurzzeitig die Aufmerksamkeit von absolut jedem auf uns zieht.

„Na. Wie geht es dir?" Vielsagend grinse ich ihn an.

„Das zahle ich dir heim. Doppelt so stark."

„Ich freue mich drauf." Weiterhin grinsend zwinkere ich ihm zu. Er schnaubt ungläubig, muss dann aber auch lächeln.