Wenn hier doch bloß nicht diese scheiß Kameras wären; selbst im Backstage. Hätten wir auch nur ein bisschen Privatsphäre gehabt, wäre ich jetzt, während der Liveshow, nicht so scheiße drauf. Denn, wenn ich Xavier hätte näher sein können, hätte er mich beruhigen können. Auf Grund der beschissenen BTS-Kameras, ging das aber nicht. Die Tatsache, dass ich die ganze Zeit auf den Hinterkopf meiner ach so perfekten Schwester gucken darf, macht meine Stimmung auch nicht besser. Seit sie hier angekommen ist, hat sie mir keines Blickes gewürdigt, Mum und Dad haben mir wenigstens Hallo gesagt. Ich weiß noch nicht mal, warum sie mich so behandelt. Sie hat mich beleidigt.
Gerade ist die Auftakt-Performance fertig und die Moderation beginnt mit der Begrüßung und allem Drum und Dran. Danach geht sie zu meiner Familie und Dad darf, wie auch die letzten Jahre, die ich vergessen hatte, seinen Teil beitragen. Als ich denke, dass sie wieder geht, reicht sie danach aber Samanta das Mikrophon und fragt diese, warum genau sie hier ist. Das wüsste ich auch gerne. Der einzige Grund, der mir einfallen könnte, wäre, dass sie die Verehrung ihrer ganzen Fans erleben will.
„Natürlich auf Grund von Etikette, aber auch, um meine Freunde zu unterstützen", meint sie und dreht sich zu unserem Tisch um, „Xavier und Todd, zum Beispiel. Viel Erfolg euch sieben."
Wow... Ich meine, was habe ich erwartet? Aber trotzdem; einfach unglaublich. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Überfordert senke ich meinen Blick auf meine Hände, damit ich sie nicht mehr angucken muss. Das klappt wenigstens, jetzt muss ich es nur noch hinbekommen, dass ich Sammys Verhalten mit Gleichgültigkeit begegne, dann funktioniert der Auftritt nachher auch. Ich will nicht lügen; es ist schwierig. Ab sofort ist sie von meiner Liste mit den Menschen, die mir am wichtigsten sind, gestrichen. Xavier kann sich freuen, er ist nun der einzige dort.
„Also ich zähle hier acht", meint die Moderatorin verwirrt.
„Richtig, tut mir leid. Ich habe mich versprochen", redet Samanta sich geschickt heraus und gibt das Mikro dann wieder ab. Ist sie etwa so pissig auf mich, weil ich Dad gefragt habe, ob er dafür sorgen könnte, dass sie nicht mitkommt? Da könnte ich wenigstens ihre Laune verstehen, trotzdem tut es mir nicht leid.
Sobald die Kamera sich entfernt hat, stehe ich auf und verlasse einfach die Halle. Früher oder später hätten wir uns sowieso für die Performance bereit gemacht. Bei mir ist es nun noch früher, als ob das irgendwen stören würde. Es wäre wahrscheinlich auch nicht aufgefallen, wäre mir nicht die Hälfte des Teams hinterher gelaufen. Dass Todd und Chris Xavier gefolgt sind, ist aber wohl besser, als wenn mein Freund alleine gegangen wäre.
„Verstehst du mich jetzt?", meint er mit verschränkten Armen.
„Schon ein bisschen", nuschle ich und frage dann verständnislos: „Was habe ich ihr bitte getan?"
„Vielleicht hängt es mit eurem Streit zusammen", sagt Chris, aber er scheint sich da nicht sicher zu sein, da es eher nach einer Frage klingt, als nach einer konkreten Vermutung.
„Offensichtlich. Was soll es sonst sein", schnaube ich verächtlich.
„Jetzt werde hier mal nicht so pissig."
„Okay, Daddy." Genervt verdrehe ich die Augen und gehe dann einfach weiter, bis zu unserem Raum. Dort sitzen die Stylisten zusammen mit unseren Trainern, die Manager sind nicht hier. Sie können auf dem Fernseher mitverfolgen, was in dem Studio so abläuft, weswegen sie nicht krass überrascht sind, dass ich hier reinstürme. Unglücklich setze ich mich auf einen freien Stuhl und tue dann so, als würde ich um mich herum gar nichts mitbekommen, auch wenn ich ein paar Mal gefragt werde, ob alles gut sei. Wahrscheinlich überreagiere ich. Aber sauer zu sein ist die einzige Lösung, weil ich sonst traurig wäre und das würde nur in Tränen enden, das könnte ich noch weniger gebrauchen. Meine Phase des Selbstmitleids endet aber schnell wieder, als Xavier in den Raum kommt, mich bestimmend am Arm packt und mit sich nimmt. In einer stillen Ecke, wo auch niemand so schnell hinkommen würde, bleibt er dann stehen und nimmt mich erstmal nur fest in den Arm. Schon wieder etwas entspannter drücke ich mich an ihn. Hoffentlich saue ich seinen Anzug jetzt nicht mit Make-Up ein; dann wären die Stylisten sicher sauer.
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Slut
Teen Fiction[BoyxBoy] Shane ist der Sohn des Präsidenten. Er ist mit der Anwesenheit der Medien aufgewachsen. Dennoch passiert es, dass ihm ein Fehler unterläuft, der sein ganzes Leben durcheinander bringt; doch nicht nur seines.