Bis Mitternacht stehe ich noch in der Küche und backe. Pete hat sich natürlich einen Kuchen gewünscht und Toby wollte dann, ganz originell, dasselbe. Insgesamt habe ich dann drei Kuchen backen müssen, weil Mum zwischendurch rein kam und sich so darüber gefreut hat, dass sie für morgen gleich ihre Freundinnen eingeladen hat. Todmüde falle ich dann gegen eins ins Bett. Und aufwachen tue ich dann um sieben, unausgeschlafen, aber ohne einen Sturm von Hate-Kommentaren. Ich habe mich dann doch noch dazu überwunden mich vor den ganzen Leute zu entblößen. Das ist bestimmt so eine Sache, wie mein erstes Mal; im Moment schon scheiße und die Folgen sind noch schlimmer.
Auf dem Schulweg werde ich schon von jedem angestarrt, aber das kann auch daran liegen, dass ich im Bus zwei Kuchen auf meinem Schoß balanciere. In der Schule hört das Starren auch nicht auf, erst in der Klasse, als ich beide Bestellungen auf die Tische meiner Kunden stell, liegt nicht mehr jeder Blick auf mir.
„Wo ist meiner?", fragt Avery beleidigt.
„Nicht jetzt", sage ich müde und schleppe mich zu meinem Platz, wo ich nach dem Setzen sofort meinen Kopf auf den Tisch lege.
„Na, Shane? Schlecht geschlafen?" Die viel zu gut gelaunte Stimme von Mr. Fox dringt in mein Ohr. Der hätte sich gerne verspäten können. Kraftlos richte ich meinen Körper auf und gucke in seine Richtung. Meine Sehschwäche muss sich echt verschlechtert haben. Ich sehe so gut wie gar nichts. Sonst konnte ich immer noch so Konturen im Gesicht erahnen, jetzt sehe ich nur einen fleischfarbenen Fleck mit Haaren.
„Schlecht nicht unbedingt. Nur zu wenig", antworte ich dann. Keine Ahnung, ob er überhaupt eine Antwort erwartet hat.
„Dann wirst du dich bestimmt nicht über unseren Überraschungstest freuen." Damit hat er genau ins Schwarze getroffen. Leise jammernd lasse ich meinen Kopf wieder auf den Tisch fallen. Wie kann der Tag denn noch gut werden, wenn der schon so beschissen startet?
Die Antwort lautet: Gar nicht. Nach der Schule geht es gleich ins Entertainment. Dort esse ich Mittag und arbeite dann bis zum Abend durch. Hoffentlich sind sie mit diesem Lied als mein Solo zufrieden. Ich habe es jetzt noch nicht aufgenommen, weil ich dafür Christopher Hilfe bräuchte und er heute nicht da war. Eigentlich haben wir ja auch frei. Somit war ich der einzige dort.
Als ich ungefähr halb acht das Gebäude verlassen möchte, fängt Mr. Miller mich ab und ich darf ihm ein Stockwerk wieder hoch in sein Büro folgen. Und scheinbar hat er beschlossen mehr Sport zu machen, weil wir die Treppen nehmen.
„Dein Lied ist gerade bei mir angekommen", startet er die Unterhaltung. Er deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und nimmt dann selbst dahinter Platz. Nachdem ich mich erschöpft hingesetzt habe, fährt er fort: „Ich weiß, wir haben es dir nicht leicht gemacht. Das erste Lied war schon gut genug und beim zweiten hättest du nur ein paar Wörter ersetzen müssen. Was du aber jetzt erschaffen hast, lässt mich kein bisschen Reue verspüren. Der Text ist wirklich unfassbar und jeder Celebrity wird dieses Lied nachvollziehen können."
Überrascht richte ich mich auf. Damit habe ich nicht gerechnet, als er das Gespräch eingeleitet hat. Ich dachte, ich hätte nochmal von vorne anfangen dürfen, weil irgendwas wieder blöd ist.
„Du scheinst überrascht zu sein", stellt er ganz richtig fest.
„Mein Tag war so anstrengend, da habe ich nicht mehr mit einer guten Nachricht gerechnet", erkläre ich meine Reaktion.
Sein Gesicht verzieht sich zu einem freundlichen, fast liebevollen Lächeln. Sowas habe ich von ihm noch nie gesehen. Ich dachte seine komplette Persönlichkeit besteht aus grummelig-sein.
„Dann kannst du ja jetzt zufrieden schlafen gehen", meint er und erhebt sich. Ich tue es ihm gleich und strecke ihm meine Hand entgegen, um meine Dankbarkeit auszudrücken. Er ergreift sie und schüttelt sie einmal kräftig. Dann darf ich auch gehen.
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Slut
Teen Fiction[BoyxBoy] Shane ist der Sohn des Präsidenten. Er ist mit der Anwesenheit der Medien aufgewachsen. Dennoch passiert es, dass ihm ein Fehler unterläuft, der sein ganzes Leben durcheinander bringt; doch nicht nur seines.