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Der Montag ist schneller da, als es mir lieb ist. Samanta und ich sind beide super aufgeregt und hibbelig. Meine Erkältung ist schlimmer geworden; aus den Halsschmerzen haben sich Kopfschmerzen und Schnupfen entwickelt, aber zum Glück kein Husten, das würde ja gerade noch fehlen. Bis das Konzert-Ding heute um 17 Uhr los geht, ist noch etwas Zeit, dass die Medikamente anfangen zu wirken. Ich hoffe wirklich, dass sie das tun. Meine Eltern haben sich extra frei genommen, um den Kack mit anzusehen und ich will sie nicht enttäuschen. Ich will zeigen, dass auch ich, das weniger talentierte Kind, etwas auf die Beine stellen kann. Bei Samanta ist ja eigentlich klar, dass sie das gut hinbekommt. Zusätzlich ist sie beliebt und bekommt dadurch doch schon Stimmen, den Vorteil habe ich nicht.

Irgendwann um 15 Uhr herum finden sich alle unseres Teams in unserem Proberaum zusammen, um noch ein wenig zu üben. Später fahren wir dann auch gemeinsam zur Schule, wo uns ein Klassenzimmer als Warteraum zugeteilt wird. Darin sind schon die Stylisten, die sich quasi auf uns stürzen, als hätten wir alle das größte Umstyling nötig. Schon ein wenig verletzend.

„Conan", bevor Ling ihren Satz fortsetzt, bringt sie ein Kotzgeräusch hervor, „hat gesagt, ich soll nochmal dran erinnern, dass ihr alle befreundet seid und nicht mehr. Und viel Erfolg soll ich auch ausrichten."

Könnte ich sehen, würde ich Xavier angucken, doch ich habe meine Brille nicht auf, er ist auf der ganz anderen Seite des Raums und ich kann dadurch, dass mir die ganze Zeit die Augen tränen, noch weniger sehen als normal schon. Ich lasse es also gleich bleiben und nicke einfach nur, als Zeichen, dass ich die Anweisungen verstanden habe. Toll finde ich es nicht. Er hat Samstag nicht mehr bei mir geschlafen, weil er seiner Mum gesagt hat, dass er nur kurz weg wäre, und am Sonntag war er auch nicht da. Ich vermisse seine Nähe. Mir würde es schon reichen, wenn er einfach meine Hand halten würde, da ich auch nicht weiß, ob er seinen Schock inzwischen verarbeiten konnte.

Aber mal was anderes, bevor ich deswegen noch anfange zu heulen. Wie sollen wir in diesen Outfits tanzen? Das ist alles sehr eng und reißt bestimmt auf, wenn wir uns zu abrupt bewegen. Die Idee, die Outfits unserem Song-Thema anzupassen, ist nicht schlecht und es sieht auch gut aus, aber praktisch ist es nicht.

„Du siehst gut aus." Avery hat anscheinend mitbekommen, wie kritisch ich die Kleidung im Spiegel betrachtet habe.

„Ja, danke. Ich frage mich nur, wie das nicht reißen soll, wenn wir gleich performen", entgegne ich, „Und wenn ich die Arme nur leicht anhebe, sieht man schon meinen Bauch."

„Das ist so gewollt. Willst du deinen Körper nicht mehr zeigen?"

„Mir ist das eigentlich egal, aber im Internet ist bisher nichts derartiges von mir zu finden."

Ave zuckt mit den Schultern und fordert mich dann dazu auf die Arme schrittweise höher zu heben. Dann fragt er, wann es für mich zu frei wäre. Ich stoppe an dem Punkt, der für mich die unterste Schmerzgrenze ist.

„Ich denke nicht, dass wir einen Schritt haben, wo du die Arme soweit heben musst", besänftigt er mich. Wie Xav es des Öfteren macht, legt Avery seine Hände an meine Taille und meint dann: „Deine Gene hätte ich auch gerne. Du bist so schmal."

„Ich bin nicht klein", maule ich ihn an und winde mich aus seinen Händen. Pff. Das kann er gerne Xavier sagen oder Pete, aber ich bin ausreichend groß.

„Sag ich auch nicht, du Affe. Nur... Ist auch egal."

Er klopft mir auf die Schulter und geht dann zu Pete, um den zu ärgern. Wirklich ärgern. Er piekst ihn in die Seite und macht ihn dann nach, als Pete sich empört. Die sind schon was Besonderes.

Um viertel vor fünf ist Einlass und da dürfen wir uns dann auch schon zu unseren Plätzen begeben. Die ersten paar Reihen sind für unseren Jahrgang reserviert. Meine Trinkflasche lege ich auf den Stuhl zwischen Todd und Chris und dann mache ich mich auf die Suche nach meinen Eltern. Die müssten schon hier sein, so wie ich es in den letzten 18 Jahren erlebt habe. Wahrscheinlich wurden sie aber von irgendwem aufgehalten, da ich sie nirgendwo auf den Plätzen sehen kann. Und ich gebe mir wirklich mühe zu sehen, was mit Sicherheit ziemlich bescheuert aussieht. Vergeblich. Allerdings entdecke ich Xaviers Eltern und werde von denen angequatscht, als auch sie mich erkennen.

SlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt