Die Königin der Drachen

Kapitel 39. Drachentraining

Als sie auf der anderen Seite angekommen waren, hielt Ora die Zeit sofort wieder an.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Gebäude irgendwann einmal so vermisse!", sagte Peyrot und atmete tief die frische Luft ein, "Was machen wir jetzt?"
"Jetzt rüsten wir erstmal die anderen aus!", sagte der Drache und ging auf den Platz.
Sie stellte sich genau zwischen ihre Freunde und ließ die Zeit weiterlaufen, um sie nur sehr kurz danach wieder stoppen zu können.
"Ora!", sagte Ailee leise, "Verschwinde, schnell!"
"Ach was!", sagte das Mädchen, "Die rührt sich erstmal nicht von der Stelle! Ihr kommt jetzt mit!"
Sie zog die anderen mit sich mit und zu den beiden Dètectives, die gerade wie schuppige Statuen dastanden.
"Wer sind denn die?", fragte Mina erschrocken.
"Das sind die Dètectives!", sagte Ora, "Sieht man das nicht?"
"Was?!", fragten die anderen im Chor.
"W... was ist mit ihnen passiert?", fragte Zera.
"Na ja...", sagte der Drache.
Sie erzählte ihnen, was in den letzten Sekunden passiert war.
"Oh, wow!", sagte Lucy, "Ich bin... verwirrt!"
"Die Zeit läuft also nicht... wie kriegen wir sie wieder beweglich?", fragte Sissi.
"Kommt alle mal so nah wie möglich zu ihnen!", sagte das Mädchen, "Wir wollen ja nicht, dass ihr versteinert!"
Wieder startete und stoppte sie die Zeit so schnell wie möglich.
"Aha... es hat also geklappt!", sagte Leroy, als sie aufwachte und lächelte.

"Und was jetzt?", fragte Thomas.
"Alle, die der Tante da draußen gerne den Hintern versohlen würden, suchen sich jetzt einen dieser Steine aus!", sagte die Königin.
Die anderen staunten über ihre Ausdrucksweise, doch nahmen das Geschenk gerne an.
Einen Kampf gegen eine Hexe wollten sie sich nicht entgehen lassen.
Sissi nahm sich als erstes einen und reagierte etwa so wie die Detektivin einige Zeit zuvor.
Sie nahm den gelben Stein und wurde zu einer eben solchen Drachenfrau mit grünen Haaren und roten Augen.
Die anderen waren neugierig, wie sie aussehen würden, und nahmen einer nach dem anderen einen der Zaubersteine.
Lucy wählte den hellgrünen und bekam dunkelblaue Haare und gelbe Augen.
Zera wurde orange mit roten haaren und beinahe schwarzen Augen.
Mina nahm den schwarzen und ihre Haare verfärben sich orange und die Augen hellblau.
Thomas nahm dunkelgrün und bekam gelbe Haare und dunkelblaue Augen.
Mathèo wurde weiß mit schwarzen Haaren und dunkelgelben Augen.
"Dann ist der hier für dich!", sagte Ora und gab Ailee den letzten Stein, der lila war aber noch einige schwarze Flecken hatte, "Du hast Glück, das ist ein ganz Besonderer!"
Sie nahm ihn und verwandelte sich in einen blasslila Drachen, doch ihre Flüghäute waren schwarz.
Ihre eigentlich fast schwarzen Haare bekamen ein glänzendes Blond und ihre grünen Augen wurden grau.
"Was ist jetzt daran besonders?", fragte das Mädchen, verwundert.
"Sieh mal deine Hände an!", sagte der Drache.
Zwischen den Fingern der Schülerin waren plötzlich dünne Häute gespannt.
"Wofür ist das?", fragte sie.
Die Königin zog sie zurück in den Garten und warf sie in den Teich.
An den Beinen der Teenagerin bildeten sich plötzlich dünne Knochen, welche ebenfalls durch eine Haut verbunden waren.
Ihre Ohren wurden zu seltsamen flossenartigen Gebilden und dahinter entstanden dünne Schlitze.
Sie tauchte so schnell wie möglich wieder auf.
"Was ist das?", fragte sie und tastete ihren Kopf ab, "Wieso hast du mich ins Wasser geschubst?"
"Das sind Kiemen!", sagte Ora, "Du bist ein Wasserdrache!"
"Kiemen?", fragte Ailee, "Heißt das ich kann jetzt unter Wasser atmen?"
"Probier es doch mal aus!", sagte der Drache, "Ich kann dich an einen Fluss bringen, wenn du willst!"
Das Mädchen nickte und die Königin teleportierte sie an die Deûle, welche nicht weit entfernt lag.
Dort setzte sie die Schülerin aus, welche sofort losschwamm.
Sie wusste instinktiv, wie sie sich bewegen musste, um voranzukommen und wurde so schnell, dass die Drachin ihr zu Fuß kaum hinterher kam.
Sie schwamm 800 Meter innerhalb von einer halben Minute, was etwa 14 mal so schnell war wie der höchste Weltrekord, der bisher erziehlt worden war.

Nach zehn Minuten wurde der Königin das Laufen zu anstrengend, weshalb sie anfing zu fliegen.
Nach weiteren fünf Minuten mussten sie wieder zurück, weshalb sie Ailee wie einen Fisch fing und zu den anderen flog.
"Hey!", sagte diese, "Ich hab' doch gerade erst angefangen!"
"Du kannst ja später in deinem Teich weiterschwimmen!", sagte Ora, "Aber jetzt müssen wir was anderes erledigen!"
Als sie zurückkamen, saßen die restlichen Menschen auf einer Bank und warteten.
"Was hat denn da so lange gedauert?", fragte Lucy.
"Ich hab' ein bisschen gebraucht, um sie wieder aus dem Wasser zu kriegen!", sagte der Drache, "Sie ist zu schnell geschwommen!"
"Du bist einfach zu langsam geflogen!", sagte das Mädchen.
"Ich hoffe mal, dass die Fische nicht auch irgendwann mal so schnell werden, sonst verhungern wir Drachen!", sagte die Königin.
Die anderen lachten.

"Und was jetzt?", fragte Peyrot.
"Aufstehen!", sagte die Drachin, "Jetzt wird trainiert!"
Sie gab jedem von ihne eine Kette, an der sie den Stein befestigen konnten und machte zuerst mit den 'Neulingen' die gleichen Flugübungen, die sie auch mit den Dètectives gemacht hatte.
Sobald dies gut klappte, fingen sie mit dem Kampftraining an.
Sie drückte jedem eine Waffe in die Hand und bat sie, sie anzugreifen.
Sobald sie wusste, wo die Schwachstellen waren, trainierte sie ihre Freunde mit den richtigen Mitteln und brachte ihnen innerhalb weniger Stunden die Kampftechniken bei, die für die einzelnen geeignet waren.
Was dabei herauskam war mehr als zufriedenstellend.
Wirklich jeder von ihnen war begeistert bei der Sache und lernte schell, sich und seine Freunde im Ernstfall zu verteidigen.
"Aber ihr greift niemals an, ist das klar?", fragte Ora, "Ihr bringt euch nicht für mich in Schwierigkeiten! Ihr verteidigt euch nur, wenn es sein muss!"
"Klar!", sagten die anderen gleichzeitig.
"Gut!", sagte das Mädchen, "Und jetzt versucht ihr mal, euch in völlig normale Menschen zu verwandeln! Ihr könnt euch nicht so bei den anderen Leuten einmischen!"
Alle konzentrierten sich auf ihre Menschengestalt und standen kurz darauf wieder da wie zuvor.
"Sehr gut!", sagte der Drache, "Alle zurück auf die ursprünglichen Plätze, wie wir es besprochen haben! Haltet euch genau an den Plan! Wir mischen hier mal ein bisschen auf!"