Die Königin der Drachen

Kapitel 18. Gefangen

Am nächsten Tag war alles ruhig.
Die pariser Schüler waren gerade auf dem Weg zu Ora, als ihnen Ella entgegenkam.
"Ihr solltet sie vorerst lieber nicht besuchen!", sagte sie, "Das würde euch nicht gut bekommen!"
"Hat sie...?", fragte Louis.
Ella nickte.
"Sie hat mich heute früh fast angefallen!", sagte sie, "Und ich bin ihre Schwester! Ich würde euch nicht empfehlen, auszuprobieren, ob sie euch in Ruhe lässt!"
"Sind wir jetzt den ganzen Weg umsonst gelaufen?", fragte Joel.
Ora rief ihre Schwester.
"Au weia!", sagte diese, "Wünscht mir Glück!"
Die Schüler drückten die Daumen und warteten ab.
Ora lag noch immer in ihrem Nest, um sich zu erholen.
"Wieso bist du weggegangen?", fragte sie deutlich ruhiger als zuvor.
"Ähh... heute Früh warst du noch kurz davor, mich aufzufressen und jetzt fragst du, wieso ich weggegangen bin?", fragte Ella ungläubig.
"Hast du mir was mitgebracht?", fragte Ora neugierig.
"Deine Freunde stehen unten, und hoffen, dass ich eine weitere Begegnung mit dir überlebe!", erwiederte ihre Schwester und unterdrückte ihre Wut.
"Wieso kommen sie nicht rauf?", fragte Ora, "Sie sollen gefälligst raufkommen!"
Ella holte die Schüler.
"Sie will, dass ihr kommt!", sagte sie, "Viel Spaß! Sie ist heute besonders anstrengend!"

"Na, wie geht's?", fragte Louis, als sie oben angekommen waren.
"Ihr solltet lieber stehenbleiben!", flüsterte Ella ihnen zu, "Wenn ihr zu nah ran kommt, bringt sie euch alle um!"
Mae und Lina, die am weitesten vorne standen, gingen wieder einen Schritt zurück.
Ora kam auf sie zu.
Sie pirschte zwischen ihnen hindurch und inspizierte sie genau.
Erst, als sie fertig war, sagte sie: "Kommt rein!"
Die Schüler waren inzwischen schon ganz nass, da es angefangen hatte, zu regnen.
"Sehr liebenswürdig!", sagte Lina ironisch.
"Ihr könnt auch draußen bleiben, wenn ihr wollt!", erwiederte der Drache.
Alle wurden still.

Ora hatte das Nest in der Woche zuvor in eine der inneren Höhlen verlagert, da es dort sicherer war.
Ella hatte ihr dabei geholfen.
Die Schüler folgten ihrer Freundin bis in die tiefsten Gänge hinein und blieben schließlich vor dem Nest stehen.
Zwischen den lodernden Flammen war das Ei kaum zu sehen, auch wenn es schwarz war.
"Sag mal, Ella, legst du eigentlich weiße Eier?", fragte Damien, "Weil du bist ja weiß!"
"Woher soll ich denn das wissen?", fragte Ella, "Geschlüpft sind wir jedenfalls aus einem schwarzen!"
"Wieso bist du eigentlich weiß?", fragte Lina.
"Warscheinlich wegen einem Gendefekt!", erwiederte der Drache, "Genau weiß ich das nicht!"
"Na, wenigstens kann man uns dann unterscheiden!", mischte Ora sich ein.
Sie räumte noch einige trockene Äste ins Feuer.

"Habt ihr Hunger?", fragte Mae, "Wir würden euch zum Essen einladen!"
"Klar!", sagte Ora und schob die heiße Asche in die Mitte um das Ei herum, "Das brennt jetzt erstmal lange genug!"

Die Freunde gingen in ein Restaurant in der Nähe vom Stadtrand.
"Wir sind froh, euch mal wieder bei uns begrüßen zu dürfen!", sagte der Oberkellner, "Was darf es denn sein?"
"Ist egal, hauptsache es schmeckt!", sagte Ella.
"Wir werden unser Bestes tun!", erwiederte der Mann.
"Können sie etwas empfehlen?", fragte Ora.
"Nun, für dich vielleicht das Steak Tatar?", fragte der Kellner.
"Was heißt das?", fragte Ora.
"Das ist rohes Rindfleisch!", erklärte Louis.
"Ach so!", sagte der Drache, "Klingt gut! Wenn's geht, blutig!"
Der Mann sah sie seltsam an.
Die Schüler ebenfalls.
"Was?", fragte Ora, "Schaut nicht so blöd!"
"Sehr wohl!", sagte der Angestellte.
Die anderen bestellten noch, dann ging er.

"Bist du sicher, dass dieses Gift dir nichts ausmacht?", fragte Lina.
"Wieso?", fragte Ora, "Ich werd' doch noch was probieren dürfen, oder? Wennschon, dennschon!"
"Also manchmal kannst du einen ziemlich erschrecken!", sagte Mae.
Ella fing an, zu lachen.
Die Schüler taten es ihr nach.

Als sie gegessen hatten, verabschiedeten sie sich wieder.
Ora und Ella flogen zurück in die Höhle.
Doch eines hatten sie nicht bedacht: Sie wurden gesehen.
Und das ausgerechnet von einem der Forscher, die nach Ora suchten.
Er lief ihnen nach und fand heraus, wo sie sich versteckten.