Kapitel 23. Neue Freunde

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Die drei hatten einen langen Weg vor sich.
Das Gefängnis war riesig und sie mussten auf die andere Seite.
Nicht zu schweigen von den vielen vergitterten Türen, die aufgeschlossen werden mussten.
Die Dètectives nutzten diese Zeit, um Ora ein wenig zu zeigen, wohin sie über den Tag gehen konnte.
Sie machten kurze Abstecher in die Kantine, den Sportplatz, den Krankenflügel, die Bibliothek und natürlich das Badezimmer.
"Es ist nichtmal so übel hier!", sagte der Drache, "Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt!"
"Die meisten beschweren sich darüber, dass hier alles so kahl und langweilig ist!", erwiederte Leroy, "Es ist hier alles etwas.... naja kühl eben!"
"Das erinnert mich ein wenig an zuhause!", meinte Ora.
"Wie das?", fragte Peyrot.
"Naja, in Höhlen gibt es auch nicht wirklich viel Farbe!", erwiederte das Mädchen, "Obwohl es hier wirklich etwas zugig ist!"
"Ist dir kalt?", fragte der Mann.
"Ein wenig!", sagte Ora.
"Ich gehe eine Decke holen!", schlug Leroy vor, "Geht ihr schon mal weiter!"

Als sie im Hof angekommen waren fragte Ora: "Wozu braucht man in einem Gefängnis für Menschen ein vergittertes Dach?"
"Du glaubst garnicht, auf was für Ideen manche von denen kommen!", sagte Peyrot, "Sei froh, sonst müssten wir dich dauernd angekettet lassen!"
"Das wäre nicht so schön!", erwiederte Ora zustimmend.

Da kam Dètective Leroy wieder.
Sie hatte eine Wolljacke im Arm.
"Bin wieder da!", sagte sie, "Ich konnte keine Decke finden, aber diese Jacke tut's auch! Dreh dich mal um!"
Sie schloss die Handschellen auf und Ora zog die Jacke an.
Dann legten sie ihr die Metallteile wieder an.
Doch diesmal nicht mehr hinter dem Rücken, sondern vorne.
"Besser so?", fragte Leroy, "Auf dem Rücken sind sie wahrscheinlich ziemlich unbequem!"
Der Drache nickte.
"Wieso macht man es dann so?", fragte sie.
"Dann ist die Gefahr geringer, dass der Gefangene jemanden verletzt!", sagte Peyrot, "Vor allem im Auto! Aber du bist garnicht so schlimm!"
Das Mädchen lächelte.
Dann gingen sie weiter.

"Wo sind denn alle?", fragte Ora nach einiger Zeit.
"Beim Abendessen!", sagte Leroy, "Hast du Hunger?"
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
"Ich bin müde!", sagte sie.
"Wir stellen dich noch schnell deinen Zellengenossen vor, dann kannst du ins Bett gehen!", sagte Peyrot, "Hoffen wir, dass die heute besser gelaunt sind, sonst könnte das ein wenig schwierig werden!"
Als die drei den Speisesaal betraten, wurde es sofort ruhig.
Alle sahen sie seltsam an, als sie das Mädchen sahen.
Sie gingen zu dem Tisch, an dem drei Sträflinge saßen.
Ora sollte bei ihnen untergebracht werden.
"Na, wer hat sich denn hierher verirrt?", fragte einer von ihnen, "Ist die überhaupt schon strafbar?"
"Das ist Ora!", sagte Leroy, "Sie kommt zu euch in die Zelle!"
Die drei hörten sofort auf, zu lachen.
"Soll das ein Witz sein?", fragte ein anderer.
"Ganz und garnicht!", erwiederte Peyrot, "Guten Hunger noch! Wir gehen schonmal!"
Ohne ein weiteres Wort gingen sie wieder.

"Wer sind die drei?", fragte das Mädchen, sobald sie draußen waren.
"Alle nennen sie die Chaos-Brüder!", sagte Leroy, "Ein wenig kitschig, ich weiß! Die schlimmsten Gefangenen hier im Haus!"
Der Drache schluckte.
"Tut uns leid, aber wenn der Direktor etwas anordnet, müssen wir das einhalten!", sagte Peyrot, "Wir werden aber heute Nacht die Zelle überwachen, damit nichts passiert!"
Als sie angekommen waren, nahmen die beiden dem Mädchen die Handschellen ab und ließen sie dann in Ruhe.
Dieses legte sich sofort ins Bett.
Als die drei Männer kamen, schlief sie bereits tief und fest.
"Lasst sie bloß in Ruhe, klar?", sagte Peyrot, "Wir haben euch im Auge!"
"Ja ja, schon klar!", erwiederte einer der Männer, "Wir werden schon brav sein!"

Am nächsten Tag wachte Ora erst gegen Mittag auf.
Sie gähnte.
"Guten Morgen!", sagte Leroy.
Sie hatte einen Teller mit verschiedenen Dingen dabei.
"Tut mir leid, aber ich konnte die Köche nicht davon überzeugen, dass sie rohes Fleisch auf ein Teller legen!", sagte sie, "Aber ich hab' alles genommen, was irgendwie fleischig ist!"
Ora kicherte.
"Schon gut!", sagte sie, "Danke!"
"Hast du gut geschlafen?", fragte die Frau.
"Ich denke... schon!", sagte der Drache und sah auf die Uhr, "Ich muss wohl ZIEMLICH müde gewesen sein!"
"Innerhalb von ein paar Minuten bist du weggenickt!", erwiederte Peyrot, "Erstaunlich, die meisten schlafen in der ersten Nacht garnicht!"
"Na ja, iss jetzt erstmal!", sagte Leroy, "Du darfst dich überall, wo nicht abgesperrt ist, frei bewegen! Beim Mittagessen musst du aber da sein, egal, ob du etwas isst oder nicht! Fünfzehn Minuten vor dem Essen ertönt alle fünf Minuten ein Gong, dann weißt du, wann du da sein musst!"
"Geht klar!", erwiederte Ora.
Dann gongte es einmal.
"Schon so spät?", fragte Peyrot und sah auf seine Armbanduhr, "Wir müssen schonmal los, bis nachher!"
Bevor Ora das Stück Speck heruntergeschluckt hatte, das sie gerade genüsslich verschlingen wollte, waren die beiden weg.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt