Kapitel 69. Spezielle Partynacht

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Als die Mittagszeit anbrach, hatte Ora ihre Freundin schon fertig angemalt.
"Hast du Hunger?", fragte sie.
"Schon, ja!", sagte Rewe.
"Ich hole uns etwas!", sagte das Mädchen, "Nicht bewegen!"
"Witzig!", sagte die Frau mit ironischer Betonung und lachte.
Sie lehnte sich etwas gemütlicher an die Rückseite des Bettes, doch konnte nicht sehr weit rücken.
Der Drache ging in die Küche, um ein paar Früchte zu schneiden und schön auf ein Teller zu legen.
Auf ein anderes Teller legte sie ein paar Fischstreifen.
Mit diesen kam sie dann wieder.
"Machst du jetzt das gleiche, wie ich heute morgen?", fragte die Erwachsene.
"Natürlich!", sagte die Königin und setzte sich neben sie, "Wie du mir, so ich dir! Es soll doch keiner denken, ich würde meine Freunde nicht verwöhnen!"
Sie nahm ein Apfelstück und schob es dem Vogel in den Mund.
Gleichzeitig nahm sie selbst ein Stück Fisch und aß es auf.
Es lief genauso ab, wie auch einige Stunden zuvor.
Danach ließ die Drachin den Papagei wieder frei.

"Was möchtest du jetzt machen?", fragte sie, "Wir haben immernoch ein paar Stunden Zeit bis zu der Party!"
"Wir könnten uns einfach voneinander erzählen!", sagte Rewe, "Dazu hatten wir bisher noch nicht so viel Zeit!"
"Weißt du, was komisch ist?", fragte Ora.
"Hm?", fragte die Frau, "Was denn?"
"Ich verstehe nicht, warum Menschen so lange brauchen, um einen Partner zu finden!", sagte das Mädchen, "Wir haben einen natürlichen Instinkt, der uns sagt, wer der richtige ist! Warum sie nicht?"
"Keine Ahnung!", sagte die Erwachsene, "Ich weiß nur, dass mein Instinkt sagt, dass du besser bist als jeder einzelne Mann auf dieser Welt! Das muss dann wohl stimmen!"
Der Drache lächelte.
"Na ja, wieso auch nicht?", fragte sie, "Ich meine... ich habe schon ein Kind, also sind meine königlichen Pflichten weitgehend erfüllt! Es steht einer offiziellen Beziehung mit einer Frau eigentlich nichts im Weg! Ich fürchte nur, dass hier das Unverständnis von Freunden und Familie im Weg steht!"
"Ich bin auch mit einer inoffiziellen Beziehung zufrieden!", sagte der Vogel und lächelte, "Das macht es doch gleich nochmal viel spannender, meinst du nicht?"
"Ich verstehe wirklich überhaupt nicht, dass du noch nie einen Freund hattest!", sagte die Königin, "An dir kann man doch einfach nur alles gern haben!"
"Das gleiche könnte ich bei dir auch sagen!", sagte der Papagei, "Es gibt doch sicher mehr als genug Jungs in deinem Alter, die dich gerne haben würden, oder nicht?"
"Schon, aber...", sagte die Drachin, "Es laufen mir immer alle nur hinterher! Bisher hat mich noch keiner gefragt, was ich will! Alle haben immer nur an sich selbst gedacht, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ich mich fühle! Ich will das alles doch garnicht! Ich möchte nicht mein ganzes Leben alleine sein, aber ich will es auch nicht mit jemanden teilen, der immer nur an sich denkt! Ich will mit jemandem zusammen sein, der so fühlt wie ich! Jemanden, der mich versteht! So jemanden wie dich!"
Sie wurde rot.
"Dann weißt du ja auch, wie es mir geht!", sagte Rewe und lächelte, "Ich bin immer diejenige, die eine Beziehung aufgibt, weil ich irgendwie die einzige bin, die erkennt, dass ich und der andere nicht zusammen passen! Ich habe dir gestern gesagt, was ich fühle, und zum ersten Mal in meinem Leben fühlt sich einfach alles richtig an! Als wir uns das erste mal getroffen haben, hatte ich so ein Gefühl... da war so... eine gute Energie, als ich in deiner Nähe war! Ich habe so etwas zuvor noch nie gespürt! Und als ich gestern deine Reaktion gesehen habe, war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr! Deshalb will ich dich nie verlieren!"
Ihre Augen füllten dich langsam mit Tränen und sie schluchzte.
Ora umarmte sie zärtlich.
"Dann haben wir jetzt also beide gute Gründe genannt, wieso wir zusammen bleiben sollten!", sagte sie und lächelte.
Sie verharrten eine Weile so, bis sie aus dem versteckten Gang etwas poltern hörten.
"Ich glaube, dein Kind ist aufgewacht!", flüsterte die Frau.
"Lass uns zusammen nachsehen!", sagte das Mädchen leise.
Dann stand sie auf und ging vor.
Die Erwachsene blieb noch kurz sitzen.

Als sie in das Schlafzimmer kamen, turnte Phoenix gerade auf dem Bett herum.
Als sie aber ihre Mutter bemerkte, blieb sie sitzen und tat so, als wäre nichts gewesen.
"Ich hab' dich schon gesehen!", sagte diese belüstigt.
"Ähh... Mama ich...", sagte die Kleine, "Ähem... ich weiß garnicht, was du meinst!"
"Was hat hier gerade so gekracht?", fragte der Drache.
"Och das... ähh... ich wollte nur das Spielzeug von da runter holen!", sagte das kleine Mädchen und zeigte an die Decke.
Dort hing eine Kuscheltierschlange an einem Balken.
"Aha... und wie kommt es da hoch?", fragte die Königin.
"Ähm... das ist... ähh... geflogen!", sagte das Kind, "Von selber natürlich!"
"Schon klar!", sagte die Drachin und kicherte, "Du bist genau so ein kleiner Regelbrecher, wie ich als Kind!"
Sie setzte sich auf das Bett.
"Bist du jetzt böse?", fragte das kleine Mädchen und senkte den Kopf.
"Nein!", sagte Ora, "Wie könnte ich dir jemals böse sein?"
Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange.
"Soll ich baden?", fragte ihre Tochter und schnüffelte sich unter die Flügel, "Ich rieche garnichts!"
"Nein, so war das nicht gemeint!", sagte das Mädchen und kicherte, "Das heißt bei den Menschen ich hab' dich lieb! Macht es dir was aus, wenn wir das jetzt auch so machen? Das heißt ab jetzt nur noch, dass du dich waschen musst, wenn ich dich wirklich ablecke, in Ordnung?"
"Ja, Mama!", sagte die Kleine, "Ich hab dich auch lieb!"
Sie kuschelte sich zu ihr.
Kurz darauf kam der Vogel herein.
"Hallo, Tante Rewe!", sagte Phoenix und schlug mit dem Schweif.
"Ist sie jetzt auf einmal Tante geworden?", fragte ihre Mutter, "Obwohl... Halbtante bist du ja eigentlich, nicht? Wir sind ja jetzt Blutsverwandt seit gestern!"
"Also mir gefällt der Titel!", sagte der Papagei und lächelte.
Sie setzte sich neben sie auf das Bett und strich der Kleinen über den Kopf.
"Willst du deiner Tante nicht ein Küsschen geben?", fragte der Drache.
Das Kind sprang auf, kletterte auf Rewe's Schulter und stubste sie im Gesicht leicht mit der Schnauze an.
Diese war dann völlig weiß.
"Ups, ich hatte die Schminke ganz vergessen!", sagte die Königin und kicherte.
Sie nahm ein Tuch und putzte ihr Kind ab.
"Das riecht komisch, Mama!", sagte diese und rümpfte die Nase.
"Sowas wirst du heute noch öfter riechen!", sagte die Drachin, "Wir wollen doch auf ein Fest gehen, erinnerst du dich? Da sind bestimmt auch mehr Leute geschminkt!"
"Darf ich in der Tasche bleiben?", fragte das kleine Mädchen.
"Das solltest du sogar!", sagte Ora, "Da sind Menschen, die dürfen dich nicht sehen, verstehst du?"
"Dann ist es ja gut!", sagte die Kleine, "Kommst du auch mit, Tante?"
"Ja, natürlich!", sagte die Frau, "Ich habe euch ja schließlich eingeladen!"
"Sind da auch andere Kinder, so wie ich?", fragte Phoenix.
"Tut mir leid, aber da wirst du keine finden!", sagte das Mädchen, "Drachen leben nicht in der Stadt, weißt du?"
"Oooch!", sagte das Kind, "Aber darf ich mal mit Kindern spielen, Mama?"
"Wenn du älter bist, Schatz!", sagte der Drache, "Du musst dich jetzt erst einmal mit deinen neuen Kräften anfreunden, verstehst du? Wenn du sie beherrscht und fliegen kannst, dann lasse ich dich auch alleine mit anderen spielen, einverstanden?"
"Bringst du mir das bei?", fragte ihre Tochter.
"Natürlich!", sagte die Königin, "Ich bringe dir alles bei, was du wissen musst! Aber jetzt haben wir zuerst etwas Spaß, ok?"
"Ok!", sagte der kleine Drache und kuschelte sich an sie, "Ich hab' dich lieb!"
Kurz darauf war sie wieder eingeschlafen.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt