Kapitel 72. Gemeinsamer Abend

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Während dem Spaziergang fanden die drei kein richtiges Gesprächsthema.
"Irgendwas passiert in letzter Zeit?", fragte Rousseau.
"Nee, eigentlich nicht!", sagte Ora, "Du weißt schon alles, was passiert ist! ... obwohl... eins hab ich dir noch nicht erzählt!"
"Und das wäre?", fragte die Frau.
"Komm mal mit!", sagte das Mädchen und schmunzelte.
Sie berührte die Erwachsene nur und schon standen sie in einem verlassenen kleinen Industrieviertel in der Nähe von Lillè.
"Was wollen wir hier?", fragte diese.
"Wir wollen da hin!", sagte der Drache und zeigte auf die alte Lagerhalle am Ende der Straße.
Die Lehrerin sah sie fragend an, doch folgte ihr ohne Fragen zu stellen.

Als sie in der Halle ankamen, war dort alles unangenehm ruhig.
"Soo... dann wollen wir mal eine Freundin suchen!", sagte die Königin.
"Hier ist keine Seele!", sagte die Lehrkraft.
"Da hast du recht!", sagte die Drachin, "Und doch ist hier jemand!"
Sie war still und lauschte.
So wusste sie schnell, wo Lilou gerade war.
Sie konnte eindeutig ein Quietschen aus einem der Räume ausmachen.
Also ging sie hin.
"Ha.a.allo.o.o O.o.orrrrra.a", hörte sie eine verzerrte Stimme plötzlich sagen.
"Lilou?", fragte sie verwundert, "Alles in Ordnung?"
"Das klang jedenfalls nicht gesund!", sagte Rousseau.
Sie gingen langsam in den Raum hinein.
Das Robotermädchen saß auf einer Kiste und neben ihr lagen einige Werzeuge.
Sie schraubte mit einem Schraubenzieher in ihrem Oberkörper herum.
"Was machst du denn da?", fragte Ora.
Ihr Doppelgänger hob einen Finger, als Zeichen, dass sie kurz warten sollten.
Die Frau wusste nicht ganz, was sie davon halten sollte, doch blieb still.
Der Roboter verkabelte ihren Hals mit einem seltsamen Kasten und schraubte diesen darunter fest.
"So, jetzt geht's wieder!", sagte sie.
"Was war das denn vorhin?", fragte der Drache.
"Ach, ich habe nur einen von meinen Vorgängern gefunden und wollte mal sehen, ob was nützliches dabei ist!", sagte ihre Freundin, "Die Stimmbox funktioniert aber schon einmal nicht!"
"Das hat man gehört!", sagte die Königin.
"Könntest du mir kurz helfen, das hier wieder anzubringen?", bat die Maschine und hob ein loses Bein hoch.
"Ähh... klar!", sagte die Drachin, "Aber ich kann nicht garantieren, dass ich es richtig mache!"
"Du brauchst es nur festzuhalten, den Rest mache ich!", sagte Lilou.
"Ach so, na dann!", sagte Ora und half ihr, das Teil festzumachen.
"Danke!", sagte der Roboter, "Alleine hätte ich wahrscheinlich länger gebraucht!"
"Ähem... kann mir jemand erklären, was hier los ist?", fragte Rousseau.
"Ach ja, richtig!", sagte der Drache, "Das ist Lilou! Lilou, das ist Madame Rousseau, eine Lehrerin an... meiner Schule!"
"Sehr erfreut!", sagte ihr Doppelgänger und lächelte.
"Ähh... gleichfalls!", sagte die Frau verwirrt, "Ora, kann... ich dich ganz kurz sprechen? Bitte?"
"Öhh... klar!", sagte die Königin und ging mit ihr in den Raum nebenan.

"Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen?", fragte die Erwachsene.
"Nein, wieso?", fragte die Drachin.
"Ähh... du redest mit einem Roboter, als wäre er ein Mensch!", sagte die Lehrerin, "Wo ist das Teil überhaupt her?"
"SIE wurde von jemandem gebaut, der meine Freunde... reinlegen wollte und hat SIE aber so gebaut, dass SIE aus irgendeinem Grund Gefühle hat!", sagte Ora, "Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber es ist so!"
"Aber das geht doch garnicht!", sagte die Lehrkraft, "Es gibt keine lebenden Roboter!"
"So?", fragte das Mädchen wütend, "Nun, wenn das so ist, dann gibt es mich wohl auch nicht, oder?"
Rousseau seufzte.
"Na gut, sie lebt!", sagte sie, "Aber ich hoffe doch sehr, dass sie nicht DIE Freundin ist, oder?"
"Natürlich nicht!", sagte der Drache, "Ich kann Wesen aus Fleisch und Blut sehr wohl von Maschinen unterscheiden! Lilou ist nur eine Freundin! Und jetzt komm, du musst sie kennen lernen!"
Sie zog sie hinter sich her.

"Schon wieder zurück?", fragte Lilou, "Kommt her, setzt euch!"
Sie hatte inzwischen einen kleinen Tisch gedeckt.
"Kuchen?", fragte sie die Frau, "Ich habe alkoholfreie Schwarzwälder-Kirschtorte gebacken!"
"Ähh... na ja...", sagte diese, "Ein Stückchen vielleicht..."
"Du hast den selbst gemacht?", fragte die Königin.
"Ja, hinten im Lager stehen noch viele Sachen herum und die kann man ja nicht verkommen lassen!", sagte der Roboter, "Ich habe schon öfter was gekocht, wisst ihr? Hier in der Nähe ist eine kleine Unterkunft von Obdachlosen und ich bringe ihnen regelmäßig etwas vorbei! Ich habe ihnen nicht gesagt, wie ich heiße, und deshalb nennen sie mich Vanessa! Ich habe aber nicht gefragt, wieso!"
"Vielleicht hat es keinen Grund!", meinte die Drachin, "Vielleicht gefällt der Name ihnen einfach!"
"Kann sein!", sagte das Robotermädchen, "Ihr könnt gerne mitkommen, das Hühnchen sollte bald fertig sein!"
"Also... wenn das nur halb so gut schmeckt, wie dieser Kuchen, dann beneide ich deine Freunde wirklich!", sagte die Erwachsene, während sie sich einen Löffel Sahne in den Mund schob, "Großes Kompliment, ehrlich!"
Die anderen beiden lachten und sie tat es ihnen nach.
Während sie fertig aß, half Ora ihrer Freundin, das Hühnchen schön auf ein Teller zu platzieren.
Sie ließen ihrer Fantasie freien Lauf, als sie das Gemüse darum legten.
Dann richteten sie noch vier schöne Stücke von dem Kuchen auf kleine Teller und garnierten sie mit Früchten und frischer Minze.
Sobald die Lehrerin fertig war, brachten sie das Zeug zusammen nach draußen.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt